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Trekking im hohen Norden: Sa Pa

Veröffentlicht: 15.03.2018

Die Nacht im Zug war kurz, mal warm, mal kalt, mal laut, mal leise, für Carsten ganz bequem, für Tina eher unruhig... so kamen wir einigermaßen fertig morgens um 5:30 Uhr in Lao Cai, der Endstation im Norden, an. Dort warteten einige Minivans, die einen weiter ins Gebirge nach Sa Pa brachten. Bereits die Fahrt dorthin war von tollen Ausblicken auf die berühmten Reisterrassen geprägt. Leider brach es Tina fast das Herz, dass gerade keine Pflanzsaison für den Reis hier war und die Reisterrassen daher eher braun vom Schlamm und etwas grün vom Gras waren.

Kaum aus dem Bus raus, wird man schon von vielen Frauen aus den Bergstämmen in ihrer traditionellen Kleidung vollgequatscht, ob man etwas kaufen oder eine Wandertour mit ihnen machen will. Wir lehnten erst einmal ab und gingen in unser schönes Homestay, das gemütlich-rustikal eingerichtet war. Leider konnten wir es noch nicht beziehen, aber die nette Inhaberin erklärte uns in der Zwischenzeit die Karte, Wandermöglichkeiten und die Wetterlage der nächsten Tage. Gemeinsam mit uns kamen die vier Österreicher Patrick, Sophie, Julia und Lukas an. Da heute der einzig sonnige Tag sein sollte, entschieden wir uns alle sechs direkt eine Tour für heute zu buchen, auch wenn unsere Müdigkeit dagegen sprach... nach einem guten Frühstück fanden wir uns um 10:30 Uhr wieder im Homestay ein, wo uns eine Frau, die dem Bergstamm der „Schwarzen H‘mong“ angehört, begrüßte. Sie war für heute unsere Führerin. Es ging direkt los auf eine 17km-Tour abseits der touristischen Pfade über Stock und Stein auf einem Trampelpfad durch Bambuswälder und Reisterrassen. Am Wegesrand wurde Minze und Sauerampfer angebaut, die wir einfach pflücken und direkt essen konnten. Wir machten eine kurze Rast an einem großen klaren Bergbach, dessen Wasser herrlich unsere Füße kühlte. Der Wettergott war uns die ganze Zeit über wohl gestimmt: es schien die Sonne und es wehte eine leichte Briese, auch wenn die Sicht über die Täler etwas diesig war. Trotzdem bot sich einem eine atemberaubende Aussicht über die wunderschöne Landschaft! Vor lauter Fotos mussten wir uns bemühen, den Anschluss an die kleine Gruppe, zu der sich immer mehr verkaufstüchtige einheimische Frauen mit Körben und Babys auf dem Rücken gesellten, nicht zu verlieren. Unsere Führerin Lan hatte außerdem ein ganz gutes Tempo drauf, denn sie lief diese Strecke fast jeden Tag (in ihrer traditionellen Kleidung mit Rock und kleinen dünnen Schuhen). Mittags hielten wir beim kleinen Restaurant ihres Bruders an und bekamen ordentlich aufgetischt. Weiter ging es durch matschige Reisfelder, zwischen Wasserbüffeln, Schweinen und Gänsen hindurch, über Bäche und wacklige Brücken und an einigen kleinen Dörfern der schwarzem H‘mong und roten Dao, die hier den größten Teil der ethnischen Minderheiten darstellen, vorbei. Lan erzählte uns, dass hier im Norden nur einmal pro Jahr Reis angepflanzt werden kann. Wenn man also grüne Reisterrassen sehen will, sollte man zwischen Juli und August kommen (d.h. wir müssen unbedingt wieder kommen). Auch sonst beantwortete uns Lan alle Fragen, die uns in den Sinn kamen und so konnten wir mehr über die Bergstämme aus dem Norden erfahren. Unser Weg führte uns auch in ein typisches Haus der schwarzen H‘mong, wo wir den Frauen bei der Arbeit zusehen konnten. Sie stellen verschiedene Textilien her, z.B. aus Leinen und Hanf, dessen Fäden sie unzählige Male mit vollem Körpereinsatz walzen, damit es trocken wird. Anschließend wird von Hand mit natürlichem Indigo gefärbt, bemalt, bestickt, genäht usw. Auch ihren eigenen Tofu stellen die Menschen hier her, dessen Körner mühsam von Hand gemahlen werden. Als wir das Dorf Lao Chai erreichten (hier heißt alles wirklich sehr ähnlich) wartete bereits ein kleiner Bus auf uns, um uns sechs wieder zurück nach Sa Pa zu bringen.

Wir erkundeten noch ein klein wenig die Stadt und aßen lecker zu Abend, bevor wir eine Menge Schlaf nachholten...

Der darauffolgenden Tag war eher grau und neblig, weshalb unsere Gastmutter vorschlug, heute nur eine kleine Rollertour zu den nahe gelegenen Wasserfällen zu machen und dort ein bisschen die Aussicht zu genießen. Auch heute zogen wir wieder mit den Österreichern los. Die Straßen waren zwar voller Schlaglöcher, aber es war anscheinend noch die beste Straße, die Sa Pa zu bieten hat.

Am ca. 100 Meter hohen „Silver Waterfall“ hielten wir nur kurz, da es ein eher touristischer Ort war und fuhren dann weiter zum „Love Waterfall“. Dieser war versteckt gelegen und man musste eine kleine Wanderung dorthin unternehmen. Dem Weg fielen Massen von Pistazien zum Opfer, aber wenn man einmal angefangen hat... Vorbei am „Golden Stream“-Flüsschen ging es weiter in den Wald hinein, wo dann der schöne Wasserfall wartete. Tatsächlich traute sich Patrick sogar einmal kurz reinzuspringen, wobei das Wasser wirklich a....kalt war! Auf dem Rückweg legten wir eine kurze Pause ein und quatschten in der Sonne, die sich inzwischen doch noch blicken ließ.

Dann entdeckten wir noch einen steilen Aussichtspunkt, wovon man einen tollen Blick auf den höchsten Berg Vietnams, dem Fansipan (ca. 3100m), haben kann. Leider lag er heute ziemlich in den Wolken, trotzdem hatte sich der kleine Aufstieg gelohnt.

Wir wollten noch ein bisschen weiterfahren und die Strecke wurde immer schöner und kurviger, doch plötzlich ging die Tankanzeige einer der drei Roller rapide herunter und wir kehrten lieber um, da man hier oben weit und breit keine Tankstelle findet... Zurück in Sa Pa war uns allen bitterkalt und wir wärmten uns bei Kaffee, Tee und Alkohol wieder auf. Danach gingen wir noch zu einem leckeren Barbecue, wo man sich aus einer großen Auswahl selbst Spieße aussuchen konnte, die dann frisch gegrillt wurden. Man hätte ewig so weiter essen können!

Gesellschaft leistete uns ein zuckersüßer einheimischer Junge von ca. 1,5 Jahren, der interessiert mit unserem gefalteten Himmel-und-Hölle-Spiel spielte. Die Menschen hier sind meist mit sehr wenig zufrieden und leben ein einfaches Leben, doch sie wirken glücklich! Was wir jedoch nicht unterstützen, ist, dass bereits kleine Kinder im Schulalter als Straßenverkäufer enden. Deshalb hat die Regierung auch überall Schilder und Zettel aufgehängt, die davor warnen etwas von Kindern oder anderen Einheimischen zu kaufen, da durch solche Vorgänge deren Kultur zerstört wird und die Kinder darin bestärkt werden, nicht zur Schule gehen zu müssen.

Danach hieß es Abschied nehmen von den Österreichern, die bereits abends zum nächsten Ziel aufbrachen. Doch auch sie haben uns eine neue Aufgabe für Emil hinterlassen... ;)

Die kommende Nacht mussten wir in einem anderen Hotel verbringen, da unseres nichts mehr frei hatte. Bei einem leckeren Sapa-Tee auf der Terrasse unseres Hotels schrieben wir noch ein paar Postkarten.

In der Nacht hatte es furchtbar viel geregnet und auch den Vormittag über wollte der Regen nicht abreißen. D.h. wir machten es uns wohl oder übel mit vielen Tassen Tee vor dem Kamin gemütlich und brachen erst um die Mittagszeit zu einer kleinen Wanderung auf eigene Faust in das nahe gelegene Cat-Cat-Dorf auf. Es blieb weiter trocken und der Regen hatte die Nebelschwaden ein wenig weggewaschen, sodass die Sicht auf das Dorf inmitten von Reisterrassen frei war. Wir schlenderten in dem doch eher touristisch angelegten Dorf herum, über Bambusbrücken und Wasserfälle, vorbei an vielen kleinen Souvenir-Läden und genossen, dass bei diesem Wetter nicht so viele Leute unterwegs waren. Die meisten anderen waren Chinesen, die sich tatsächlich alle nur für ein paar Fotos ein ganzes traditionelles Outfit kauften... Wir fanden, dass dies bei Touristen äußerst lächerlich aussah, aber jedem das seine.

Wieder in Sa Pa angelangt blieb uns noch ein wenig Zeit, um über den örtlichen Markt mit seinen vielen Handwerksarbeiten zu schauen, auf dem die Frauen wirklich an jeder Ecke nähten. Dann war es langsam auch schon wieder Zeit unsere Sachen zu packen und mit dem Minivan wieder zum Bahnhof in Lao Cai zu fahren, wo uns der Nachtzug zurück nach Hanoi bringen sollte.

In Lao Cai stärkten wir uns noch für die lange Fahrt und stiegen erfreut in den Zug, da wir diesmal sogar ein Abteil für uns allein hatten. Damit ließ sich die Fahrt gemütlicher überstehen. Gute Nacht!

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