of Coors we travel
of Coors we travel
vakantio.de/turnschuhcouple

Gegensätze: Vom Land in die Hauptstadt. Battambang und Phnom Penh

Veröffentlicht: 16.02.2018

Nach der üblichen Verspätung der Abholung an unserem Hotel für die Bootsfahrt kamen wir schließlich doch noch am Pier an. Das Boot war schon recht voll, aber wir haben noch ein paar Sitzplätze am Gang ergattert. Über einen Teil des Tonle Sap Sees und einen recht schmalen Fluss fuhr das Boot nach Battambang. Auf der Fahrt kamen wir an den floating villages vorbei, bei denen die Leute sich ihre Häuser auf schwimmenden Floßen gebaut haben. Je nach Trocken- oder Regenzeit bewegen sich ihre Häuser mit dem Wasser mit. Wir konnten Fischern bei der Arbeit zusehen und die Menschen in ihrem täglichen Leben beobachten. Je ländlicher es wurde umso ärmer wurde die Bevölkerung. Teilweise waren die „Häuser“ am Ufer des Flusses nur noch Plastikplanen und Zelte auf Stelzen. Der Fluss stellt für sie die Lebensgrundlage dar. Hier wuschen sie sich, putzten ihre Zähne und fischten. So muss wohl das Leben für den Großteil der Bevölkerung Kambodschas aussehen. Kambodscha zählt zu ärmsten Länder der Erde, was man in den Städten jedoch kaum wahrnimmt.

>Die Bootsfahrt nach Battambang dauert zwar um einiges länger als der Bus, aber es lohnt sich und man spart sich die Touristen-Tagestour zu den Floating Villages, von denen man auf der Strecke wirklich viele sieht!<

Kurz vor Battambang angekommen fragten wir den Tuktuk-Fahrer ob er uns nur kurz beim Hostel absetzen kann und dann direkt mit uns weiter zu den Bat-Caves zu fahren. Wir mussten uns beeilen, denn die Fahrt dauerte circa eine halbe Stunde, es war bereits 5 Uhr und um kurz vor 6 sollte die „Show“ starten. Die Bat Caves sind nämlich Höhlen, in denen Millionen von Fledermäusen leben. Jeden Abend gegen 6 Uhr schwärmen sie aus zum Tonle Sap See um dort auf die Jagd zu gehen. Ein einzigartiges Naturschauspiel!!! Wir schafften es tatsächlich rechtzeitig... Es war wirklich unglaublich wieviele Fledermäuse aus dem Eingang der Höhle geflogen kamen. Der Strom von Fledermäusen riss über eine halbe Stunde lang nicht ab. Es sollen wohl zwischen 6 und 10 Millionen von ihnen sein!

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag mit dem Tuktuk zu einem aus Bambus gebauten „Zug“, den es in Battambang gibt fahren, aber abends zuvor haben wir gelesen, dass dieser Bambootrain seit 3 Monaten nicht mehr existiert und stattdessen eine Touri-Abzock-Strecke als Ersatz gebaut wurde. Deshalb ließen wir das aus und fuhren stattdessen zu den Killing Caves, in der Nähe der Bat Caves vom Vorabend. Hier wird eindrucksvoll dargestellt, wie die Roten Khmer vor gar nicht langer Zeit ihre eigenen Landsleute folterten, töteten und anschließend durch ein Loch in die Höhle hinabstürzen ließen. Ein grausamer Ort, an dem man nicht gerne sehr lange bleibt!

>Ein kurzer Geschichtsexkurs: Von ca. 1975-1979 ergriff Paul Pot mit seiner Armee, genannt die „Roten Khmer“, über Nacht die Macht und lies sämtliche Bewohner der Städte aufs Land umsiedeln. Dort mussten sie in Zwangslagern arbeiten, ohne viel zu essen oder zu trinken zu bekommen. Pot war gegen alle Intellektuelle, Politiker, Brillenträger und was ihm sonst noch unsinniges eingefallen ist. Während seiner Schreckensherrschaft kam fast ein Drittel aller Kambodschaner durch die widrigen Umstände, Folter oder schlicht eine direkte Tötung ums Leben.<

Dann gingen wir noch weiter zur Spitze des Bergs zum Tempel. Die Aussicht war ganz schön, aber es war auch sehr diesig, so wie immer in Kambodscha (vermutlich auch weil die Kambodschaner immer alle Felder abfackeln).

Da wir den Bamboo Train ausgelassen haben hatten wir noch Zeit, bis Georgi uns um 14 Uhr verlassen sollte. Diese nutzten wir um in die Human Arts Gallery zu gehen. Hier stellt ein Spanier seine Fotografien aus, die er auf seiner Fahrradreise von Europa, durch Afrika und Asien ohne Geld in der Tasche, geschossen hatte. Die Bilder erzählen eine unglaubliche Geschichte und der Fotograf ergänzte einige durch seine Erklärungen. Man hätte ihm ewig zuhören können, was aber leider auf Grund seines relativ schlechten Englischs nicht so leicht war. Trotzdem eine beeindruckende Persönlichkeit und tolle Fotografien!

Dann verabschiedeten wir uns leider von Georgi, die uns nun schon fast 3 Wochen begleitete. Sie geht zurück nach Siem Reap, um eine Freundin, die sie besuchen kommt, in Empfang zu nehmen.

Eigentlich wollten wir den Rest des Tages noch chillen... wir hatten schließlich einen Pool im Hostel und den muss man ja auch mal nutzen. Aber Tina hat kurzfristig noch von einem Khmer-Kochkurs gelesen. Daher versuchten wir spontan noch einen Platz zu ergattern. Als wir eigentlich pünktlich dort ankamen, waren alle schon auf dem Markt um die frischen Zutaten zu kaufen. Nach einigem hin und her brachte uns ein Angestellter aber doch noch zu der Gruppe, die uns sagten, dass sie auch erst vor 5 Minuten angefangen hatten. Wir haben also nicht viel verpasst.

Auf dem Markt sahen wir, wie frische Kokosmilch aus Kokosraspeln hergestellt wird, viele frische Kräuter, Gewürze und Wurzeln sowie allerlei Fisch und Gemüse. All das wurde uns von einem Einheimischen erklärt und gezeigt. Mit den frischen Zutaten ging es zurück zur Küche. Dort warteten bereits zwei Kochlehrer auf uns, die uns Kochmützen und -schürzen verpassten. So sexy gekleidet waren wir für alles gewappnet. Zunächst wurden die Zutaten und Rezepte besprochen und dann konnte die wilde Schnippelei auch schon starten. In mehreren Etappen kochten wir Fisch-Amok, Frühlingsrollen, Beef Lok Lak und ein Bananen-Kokosnuss-Dessert.

Als wir endlich fertig waren, konnten wir gemeinsam unser Menü genießen. So lecker hatten wir bisher in Kambodscha noch nirgends gegessen!

In einer Skybar trafen wir uns noch mit Silvia und Irina auf einen letzten Cocktail in Battambang.

Der nächste Tag war wieder einmal von einer langen Busfahrt geprägt. Es sollte in die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh, gehen. Dort angelangt spazierten wir abends noch ein bisschen durch die Stadt vorbei am Königspalast, dem Ufer des Tonle Sap Flusses, vielen Restaurants und Hotels, sowie Menschen, die auf einem kleinen Grünstreifen unter Plastikfolien lebten. Auf dem Nachtmarkt holten wir uns was zu essen und speisten wie hierzulande üblich auf dem Boden. Dabei setzte sich Carsten ungeschickter Weise in irgendetwas Nasses. Deshalb ging es danach recht zügig zurück ins Hotel.

Ausgeschlafen wurden wir, kaum aus der Tür des Hotels, schon wieder auf ein Tuktuk angesprochen. Für den heutigen Tag bräuchten wir tatsächlich eines und nach ein paar Verhandlungen und einem kurzen herzhaften Frühstück ging es los. Das Ziel: die „Killing Fields“, ein Ort mit einer dunklen Geschichte. Wieder handelte es sich um ein Mahnmal der Roten-Khmer-Ära. Man erhält hier am Eingang einen sehr guten deutschen Audioguide. Also Kopfhörer auf und eintauchen in die schrecklichen Erlebnisse einiger Überlebender dieser Zeit. Auf diesen Killing Fields vor der Stadt Phnom Penh wurden über 10.000 Kambodschaner, darunter viele Kinder, Babys, Frauen und Männer, sogar eigene Soldaten der Roten Khmer selbst, getötet und in Massengräbern verscharrt. Ein Stupa mit hunderten Schädeln in der Mitte des Geländes gedenkt der vielen Toten. Ein wirklich beklemmender Ort.

Trotzdem sollten es weiter in das dazugehörige Foltergefängnis mitten in der Stadt gehen. Auch hier gibt es einen guten, aber auch sehr langen Audioguide. In diesem ehemaligen Schulgebäude wurden die Menschen nach so vielen schlimmen Methoden gefoltert, das wir diese hier nicht näher ausführen wollen. Auch hier fanden viele den Tod oder wurden dazu von hier aus zu den Killing Fields deportiert. Nachdem die Vietnamesen die Roten Khmer besiegt hatten, fanden sie nur noch ca. 10 Überlebende vor, die meisten davon Maler oder Musiker, die den Anführern zur Unterhaltung dienten. Was uns am meisten überraschte war, dass von dieser Schreckensherrschaft niemand etwas mitbekam. Nichts drang nach außen und die Anführer der Roten Khmer wurden sogar als „rechtmäßige“ Herrscher international akzeptiert und zu Treffen mit anderen Staatsoberhäuptern weltweit eingeladen. Das kann man sich überhaupt nicht vorstellen! Erst in den Neunzigern hörten die Kämpfe tatsächlich ganz auf.

Nachdem die ganzen Eindrücke des Tages ein bisschen gesackt waren, beobachteten wir eine Runde das bunte Treiben in der riesigen Markthalle Phnom Penh’s.

Später wollten wir noch den Tempel, der der Stadt ihren Namen gab, anschauen. Dieser war nicht unbedingt was besonders, hatte aber eine schöne und gepflegte Außenanlage. Dort hielten wir uns eine Weile auf, bevor wir einen Frisör für Carsten suchten. Den erstbesten in einer Straße voller Frisöre (was wir aber erst später herausfanden) nahmen wir auch und Carsten setzte sich mit einem mulmigen Gefühl auf den Stuhl und hoffte, dass seine Wünsche verstanden wurden. Die Frisörin schnippelte und schnippelte... bis bald nichts mehr auf dem Kopf übrig war. Am Ende sah es trotzdem ganz gut aus und für 3$ darf man sich auch nicht beschweren ;)

Auf dem Rückweg zum Hotel liefen wir an einem Khmer Restaurant vorbei, das seine Nudeln selbst in reiner Handarbeit ohne Nudelsmaschine o.ä. herstellte, wobei man auch noch zusehen konnte. Lecker!

Dann mussten wir noch unser E-Visum für Vietnam online beantragen, was außer der richtigen Adressangabe unserer Unterkunft in Vietnam auch problemlos klappte. Drei Tage später sollten wir es schon haben. >Eine einfache und kostengünstige Alternative!< Jetzt muss es nur noch über die Grenze klappen...

Aber zunächst geht es zum Entspannen und Geburtstag feiern ins Paradies auf die Inseln im Süden Kambodschas! :)

Antworten

Kambodscha
Reiseberichte Kambodscha