trijotravel
trijotravel
vakantio.de/trijotravel

„In India, everything is special“ (Tag 38 der Weltreise)

Veröffentlicht: 13.10.2019

12.10.2019


Heute haben wir die meiste Zeit des Tages nichts gemacht, auch wieder ganz nett (davon gibt es immer mehr Tage und langsam können wir damit sehr gut umgehen :p ). Erst haben wir gefrühstückt, Klettern geguckt und waren dann nach dem Mittagessen noch einmal Bouldern :)

Beim Bouldern waren wir beide noch ein bisschen fitter als beim ersten Mal und es hat mir deshalb auch noch viel mehr Spaß gemacht ;-) Es ist ja irgendwie schon cool, wenn man Routen, die man nicht geschafft hatte, beim zweiten Anlauf schafft :D

Nach dem Bouldern wollten wir eigentlich noch einmal in die Mall, um Bargeld abzuheben (wer weiß wann wir das nächste Mal Glück mit einem ATM haben^^) und dort Abendessen zu essen. Achso. Wir mussten übrigens ja von unserem 4-Bettzimmer in ein 8-Bettzimmer umziehen und waren nun u.a. mit Haril (der Südinder, der in China studiert und auf sein Visum wartet…) in einem Zimmer. Ich fragte ihn, ob er mit in die Mall wollte und er stimmte zu. Ich sprang nur schnell unter die Dusche aber als ich fertig war, hatte sich der Plan geändert :D

Haril hatte Jonas auf Uber Eats gezeigt, was er sich da letztens für nur 140 Rupie bestellt hat – ein Special Thali. Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder indisch, sondern bei meiner unhöflichen Variante bleiben und dem westlichen Essen nachgehen aber nun war es 2 gegen 1 :D Natürlich hätte ich auch nein sagen können aber ich schloss mich der Mehrheit an und bestellte dann dort auch ein Gericht. Dazu erklärte Haril netterweise, was das alles ist (denn die indischen Namen selbst sagen mir ja nichts und es wäre aufwändig gewesen, jedes Gericht zu googlen^^). Dabei schloss sich auch Davinder, ein weiterer Zimmernachbar, der Unterhaltung an. Mit seiner Hilfe bestellten wir mir dann etwas, das angeblich nicht scharf ist :p

Viele der Gerichte hatten den Zusatz „special“, wobei Davinder dann irgendwann trocken bemerkte, dass in Indien alles immer „special“ sei ;-)

Dass ich bei der Frage, welches Gericht nicht so scharf ist, nicht auf das Urteil von Indern vertrauen sollte, wusste ich ja eigentlich aber irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass der Schärfegrad okay ist. Ganz schön naiv ;-) Denn als mein Gericht kam, eine Art Eintopf und Naan-Brot (eine Art Fladenbrot), stellte ich zu meinem Bedauern fest, dass es doch recht scharf war. Ein paar Löffel aß ich, weil es auch ganz gut schmeckte aber leider musste ich dann aufgeben… Immerhin bekam ich noch zwei kleine süße Dessert-Teile ab, die dann alles wett machten <3

Angefangen bei dem Essen und danach weitergeführt hatten wir lange Unterhaltungen mit Haril, Davinder und hinterher noch einem dritten Typen. Sie wollten alle unser Fazit zu Indien wissen und gaben uns eine Menge Tipps für den Süden Indiens aber zählten auch auf, was wir im Norden nun verpasst hatten :D

Es ist echt cool zu sehen, wie stolz die Inder immer auf ihren jeweiligen Staat sind :) Wir tauschten Nummern aus und werden dann vielleicht per whatsapp den ein oder anderen Tipp erhalten und aufgreifen. Echt nett!

Davinder ist übrigens ein Familienvater, der eigentlich aus Punjab kommt und nun eventuell für die Arbeit nach Delhi zieht. Dazu hat er sich für 2-3 Monate in unserem Hostel eingemietet, um die neue Arbeitsstelle auszuprobieren (er verkauft Software) und den möglichen Umzug zu organisieren. In dieser Zeit wohnen seine Frau und sein Kind von ihm entfernt, damit der kleine Sohn nicht mitten im Schuljahr die Schule wechseln muss.

Tja. So etwas gibt es in Deutschland bestimmt auch aber hier in Indien ist es anscheinend absolut nicht unüblich, so zu verfahren. Der Grund ist, dass die Arbeit in den gut verdienenden, international tätigen Branchen auf wenige Städte in Indien konzentriert ist und dann eben geguckt werden muss, wie man das mit den Bevölkerungszahlen in Einklang bringt...

Unser Fazit zu Nordindien ist übrigens eigentlich ganz positiv. Von den Horrorstorys über den Dreck, Gestank und die Armut hatten wir eine gewisse Erwartung aber soo schlimm, war es dann gar nicht. Klar, es gibt all diese Sachen aber die Erzählungen, die man oft hört, sind wohl doch manchmal übertrieben, zumindest wenn man das Gesamtbild betrachtet.

Klar, in einem Slum ist es wahrscheinlich so, wie man es sich vorstellt aber auf der Straße gibt es immer auch Abschnitte, in denen man erkennen kann, dass daran gearbeitet wird, dieses Image abzulegen (Beispiel: die Kampagne gegen Plastiktüten). Indien hat da wohl noch einen sehr langen Weg vor sich aber es passiert schon etwas.

Ach ja. Und ein Thema, das mich besonders beschäftigt hat, ist die Rolle der Frau. Im Dorf oder auch in den ärmlichen Siedlungen sieht man schon oft, dass die Frau dem Mann untergeordnet ist. Aber generell als Frau in Delhi z.B. fühlte ich mich super sicher. Vor allem in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird sehr darauf geachtet, dass die Berichte von den Vergewaltigungen ernst genommen wurden.

Es gibt in den Bussen extra Sitze für Frauen, vorne hinterm Fahrer und in der Metro gibt es ebenfalls Sitze nur für Frauen, die in der Realität auch eingehalten werden. Wenn ein Mann auf diesem Platz sitzt und eine Frau einsteigt, wird ihr Platz gemacht „Seats for Ladies“ heißt es da ganz höflich. Außerdem ist jeweils der erste Waggon der Metro für Frauen reserviert, sodass diese z.B. abends ungestört fahren können. Das Thema wird also nicht unter den Teppich gekehrt :)

Soo. Morgen geht es also mit dem Flieger nach Trivandrum. Wir sind gespannt! :)

Antworten

Indien
Reiseberichte Indien