Veröffentlicht: 16.01.2020
Wer hätte es gedacht? Tatsächlich habe ich es nach mehrmaligem Aufschieben geschafft, loszukommen. Mir war schon die ganze Zeit klar, dass ich die Interrail-Reise machen würde, doch als ich dann in den Zug gestiegen bin, war das ein ungewohntes Gefühl für einen Reisebeginn: Ich hatte nichts gebucht, ja nicht mal das Zugticket. Klar, einen groben Plan gab es, doch diese Möglichkeit, spontan zu sein, hat mich schon sehr gekitzelt und war neu für mich. Hinzu kommt meine fehlende Begleitung (abgesehen von Felicitas). Die einzigen Kompromisse, die ich schließen muss, sind also mit mir selber. Diese Art von Freiheitsgefühl ist bis jetzt (den 16.1.) geblieben, ich merke es besonders jedes Mal, wenn ich einfach so in irgendeinen Zug einsteige, für den ich sonst 80 € gezahlt hätte. Sehr schöne Erfahrung.
Mein Abschied war besonders herzlich dank Linda und Lucas, die für mich sogar zum Bahnhof gekommen sind. Dort haben wir einen Pakt geschlossen: Sie geben mir Felicitas als Reisebegleitung mit, die dafür ein Selfie mit mir an jeder Reisestation kriegt. Der Nachweis dafür wird selbstverständlich Teil dieses Blogs. Als Belohnung wird Felicitas bei meiner Rückkehr als Resultat ihrer tollen Erlebnisse zu einem ausgewachsenen Stoffhasen. Und darauf verlasse ich mich auch, Felicitas ist schon sehr hyped…
Der ICE aus Freiburg endete dann erstmal in Hamburg, wo ich knapp über eine Stunde Zeit bis zur Weiterfahrt hatte. Aus einem kurzen Blick aus dem Bahnhof wurde dann spontan eine flotte Runde durch die Innenstadt, die aus Zeitknappheit zum Ende hin eher zu einer Joggingrunde wurde – etwas unangenehm mit einem zu vollgepackten Rucksack, der ungefähr zwei Tonnen wiegt. Hamburg ist eine Stadt, der man durchaus mal eine längere Visite widmen könnte (Vincent, wie sieht´s aus?). Ich mag den Kontrast zwischen alter Hafenstadt und Moderne. Nur das Wetter war etwas feucht. Allerdings sind die Straßen dort, wenig überraschend, gut asphaltiert, weswegen ich die Stadt nicht Schlammburg nennen kann. So, damit habe diesen genialen Wortwitz aber nun doch noch untergebracht – genial.
Gegen 21 Uhr war ich dann in Kopenhagen. Meine Eindrücke zu der Stadt gibt´s im Bericht des nächsten Tages. Schnell noch ein günstiges Hostel ausgemacht, das sich als eine gute Wahl herausgestellt hat, und ab ging´s aufs Zimmer. Klein, aber schick mit interessantem Ausblick. Dort habe ich dann auch direkt meinen Zimmerkameraden Hugo aus Australien kennengelernt. Sehr netter Typ, allerdings scheint er meinen Namen falsch verstanden zu haben. Ständig hat er mich nur „Mäit“ genannt. Komisch.
Mit Hugo bin ich ein Stück durch die Stadt zu einem Vietnamesen und mehreren Pubs gezuckelt. Ehrlicherweise muss ich zugeben, in Billiard etwas abgezogen worden zu sein, aber lustig war´s mit ihm trotzdem. Nicht so lustig sind die Bierpreise in Skandinavien, und eher mittelmäßig ist es auch noch.
Zurück im Quartier konnte ich selbst herausfinden, dass Hostels wirklich der Schmelztiegel für junge Leute aus aller Welt sind. Ich konnte mit netten Iren kickern und dann noch die Bekanntschaft mit zwei jungen Südamerikanerinnen machen, die in Israel studieren und von denen die eine schon verheiratet sein wollte, aber irgendwie den gegenteiligen Eindruck gemacht hat. Vielleicht sollten wir auch mal in Freiburg in ein Hostel gehen, da sind witzige Leute unterwegs!
So, das war auch schon der erste Tag. Geschrieben habe ich das Ganze jetzt eher zackig im Hostel in Stockholm, wurde ja mal Zeit für den ersten Bericht. Dafür ist er vielleicht nicht ganz so ausgefeilt, was angesichts der Tatsache, dass ich wohl der Einzige mit irgendwelchen Ansprüchen bin, nicht sonderlich dramatisch ist. Wie in der Einführung schon erwähnt fahre ich morgen Abend Ewigkeiten mit dem Zug nach Norwegen über den Polarkreis. Darauf freue ich mich schon, denn die Strecke soll landschaftlich eine der reizvollsten Europas sein. Und vielleicht geht ja auch meine Schreibfeder mit mir durch… Den nächsten Bericht gibt´s dann übermorgen, wenn ich angekommen bin. Dafür gleich mehrere auf einmal. Danke an alle Leser, die bis hierhin alles gründlich gelesen haben. Weiter so!