Tokio2019
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Ausflug zum ‚Sägeberg‘ und zum Riesen-Riesen Buddha

Veröffentlicht: 14.11.2019

20.10.2019 – Mount Nokogiri 鋸山

Eine Woche nach Hagibis wurde es mal wieder Zeit für einen Sonntags-Wander-Ausflug: der Nokogiriyama (was wörtlich übersetzt so viel wie ‚Sägeberg‘ heißt) mit seinen steilen Klippen, seiner Tempelanlage und dem größten Steinbuddha Japans stand noch auf meiner Liste.

Der Berg befindet sich auf der zur Präfektur Chiba gehörenden Boso Halbinsel, von Tokyo aus mehr oder weniger auf der gegenüberliegenden Seite der Tokyo Bucht. Da Chiba, nachdem hier schon Faixal ziemliche Schäden verursacht hatte, auch noch besonders schlimm von Hagibis getroffen wurde, war ich mir lange unsicher, ob ich die über 2-stündige Zugfahrt wirklich machen soll… mit wegen Taifun-Schäden gesperrten Wanderwegen hatte ich ja schon in Kamakura Bekanntschaft gemacht. Leider findet man (oder zumindest ich) auch keine aktuellen Informationen zu den Wanderwegen im Internet. Lediglich, dass die Seilbahn, die auf den Berg fährt, ganz normal in Betrieb ist, konnte ich in Erfahrung bringen. Naja, und wenn die fährt, hab ich ja immerhin einen Plan B und auch auf dem Berg wird es wohl was zum Angucken geben 😉 Also, in den Zug und los!


Die ländliche Seite Japans

Die erste Stunde Zugfahrt ging quer durch Tokyo und dann nahtlos quer durch Chiba. Lediglich 2 größere Flüsse durchbrachen das schier endlose Häusermeer… dann wurde es auf einmal allerdings sehr ländlich. Die Betonbauten wurden von kleinen, ziemlich ‚dünn‘ aussehenden Häusern und später von Wäldern und Feldern linkerhand und der Bucht rechterhand abgelöst. Willkommen auf der anderen Seite Japans!

Mein Zielbahnhof Hama-Kanaya war dann auch nichts weiter als ein kleines Gebäude und ein Bahnübergang, um auf die Plattform zu gelangen. Der umliegende, dazu gehörende Ort versprühte den Charm eines verlassenen, in die Jahre gekommenen Sommerausflugsziels an einem sonnigen Sonntagvormittag. Viele Dächer der Gebäude waren mit blauer Folie, die von Steinen oder Sandsäcken an Ort und Stelle gehalten wurde, bedeckt – Anzeichen, dass mindestens einer der Taifune das Dach beschädigt hat. An mehreren Stellen sah ich Männer, die die Dächer reparierten und die Abwasserrinnen der Straßen von allerlei angespülten Gestrüpp und Sedimenten freischaufelten. So vor Ort, hat es mich dann auch nicht gewundert, dass direkt am Bahnhof ein großes Schild darauf hingewiesen hat, dass tatsächlich beide Wanderwege zum Mt. Nokogiri gesperrt sind. ...okay, also dann doch Plan B 😉

am ländlichen Bahnhof Hama-Kanaya


Plan B – Mit der Seilbahn den Berg hinauf

Zusammen mit einer Gruppe älterer Damen ging es dann den Berg hinauf – wobei sich mehr und mehr eine wundervolle Aussicht quer über die Bucht von Tokyo zeigte. Auf dem Berg selbst gibt es dann einen Rundweg, der zu verschiedenen Aussichtspunkten, Buddha-Statuen und, etwas auf der anderen Seite den Berg hinunter, dem Nihon-ji Tempel führte. Bei den vielen steilen Treppen, die diese Punkte miteinander verbinden, fand ich es dann doch gar nicht sooo schlimm, dass ich mir den 50-minütigen Aufstieg gezwungenermaßen gespart hatte 😅

Aussicht über die Bucht von Tokyo


Also, erstmal Treppen runter, dann wieder hoch und durch die Reste eines Steinbruchs der Edo-Zeit zum Hyakushaku Kannon, einer riesigen, in eine senkrechte Steinwand gehauenen Figur. Dann weiter Treppen hoch zum Jigoku Nozoki, dem Höllenblick, einem über die steilen Klippen hinausragendem Felsvorsprung – der beim Draufgehen auch leicht schwankt 😬

und nochmal von näher
die steilen Felswände des ehemaligen Steinbruchs mit dem namensgebendem Sägeblatt
und auf dem Sägeblatt: der Höllenblick Jigoku Nozoki


Und dann endlose Stufen runter zum großen Steinbuddha, dem Ishidaibutsu. Die 1783 hergestellte Statue ist mit insgesamt 31m nochmal um einiges größer als der große Buddha von Kamakura (13m) und der von Nara (18m).

der große Steinbuddha Ishidaibutsu


Vom Rundweg zum One-Way

Leider waren in der Anlage auch einige Wege gesperrt, sodass der eigentliche Rundweg zu einem selber-Weg-hin-und-zurück wurde... Da ich aber keine Lust hatte, die vielen Treppen direkt wieder hochzusteigen, ging ich also erstmal weiter, leicht bergab, Richtung Tempel. Ich weiß, das würde den Rückweg dann nur noch länger und steiler machen, aaaaaber ich Glückspils hab beim Tempel tatsächlich Wegweiser zum Ort und Bahnhof auf der Südseite des Berges gefunden. Statt also denselben Weg wieder zurück zu gehen, bin ich dann zumindest den Berg runter gewandert 😊

Der Weg führte mich erst durch die Tempelanlagen mit schön angelegten Wegen und Teichen, immer bergab und schließlich entlang von Reis- und Gemüsefeldern auf kleinen Wegen in den nächsten verschlafenen Ort zur Hota Station. Im Gegensatz zur Anlage auf dem Berg war hier kaum etwas los und mir begegneten nur 2 Wanderer und ein Vater mit seiner kleinen Tochter - dafür allerdings einiges andere Getier 🦗 🦀

im Garten des Nihon-ji Tempels
und Mr. Krabs


Am Bahnhof angekommen, sah ich, dass der nächste Zug erst in 45 Minuten fahren würde - ich fühlte mich zur Abwechslung echt wie an einem ruhigen, sonnigen Sonntagmittag in Brotterode oder wahlweise Fröttstädt am Bahnhof 😉 Um nicht sinnlos an dem verlassenen Bahnhof zu warten, machte ich noch einen Abstecher zum Strand, weil dort laut Google ein Onsen Resort sein sollte. Am Strand sah man noch deutliche Spuren des Taifuns: ziemlich viel angespültes Zeug und Sand, der bis über die Uferstraße gespült wurde. Ich mag mir nicht vorstellen, wie das jetzt so ruhig vor mir liegende Meer während des Taifuns ausgesehen hat…

Achtung, 🌊!


Leider hatte dann auch das Resort wegen Taifun-Schäden geschlossen, und ich kam dann gerade noch rechtzeitig am Bahnhof an, um den Zug zu erwischen – und musste zum Glück keine Stunde auf den nächsten warten 😉

Alles in allem also ein schöner Ausflug, bei demman auch mal die ländlichere Seite Japans sieht – und wenn man, so wie ich,Zeit hat 😁

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