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Nachtwanderung, Lagerfeuer, Zelten, Erdbeben und Vulkanausbrüche

Veröffentlicht: 16.02.2022

Für 40 Euro wurde uns ein einmaliges Abenteuer versprochen, eine Zweitagestour zu einem aktiven Vulkan, drei Mahlzeiten inklusive. Ein Schnäppchenerlebnistrip!! Andere Anbieter verlangten das Doppelte. Im Vorfeld waren Andy und ich ziemlich aufgeregt, was sollte man für die Bergwanderung in 2500 bis 3500 Meter Höhe einpacken? Den endlosen Erlebnisberichten anderer Reisender hatten wir aufmerksam gelauscht. 

Warme Socke, Ersatzwäsche, Schuhe mit Profil, eine lange Hose, die gottseidank im Rucksack blieb, zwei Pullis, drei Liter Wasser, Snacks und zwei Büchsen Bier umfasste meine Packliste. Taschenlampen konnten wir ausleihen, Wetterjacke, Handschuhe und Mütze stellte der Reiseanbieter. Gegen 11 Uhr machte sich unsere kleine Wandergruppe, sechs Europäer und zwei Amerikaner auf den Weg. Steffen aus Hamburg war mit 23 Jahren der jüngste, ich der zweitälteste. Unser Wanderführer war 22 und sprach nur spanisch.

Der Aufstieg zum Basislager dauerte etwa vier Stunden und offenbarte erste Abnutzungerscheinungen bei Gruppenteilnehmern, teilweise wegen des kieselig, rutschigen Untergrundes oder wegen der dünnen Luft, wegen steiler Anstiege oder der ungewohnten Belastung. Über den Wolken bezogen wir gegen 16 Uhr unser Lager auf dem inaktiven Vulkan Acatenango. 

Für besonders Ambitionierte boten alle Reiseanbieter einen halblegalen Zusatztrek hinüber auf ein vorgelagertes Plateau des aktiven Vulkans Fuego an. Noch einmal 45 Minuten Abstieg und dann wieder 45 Minuten bergauf, anschließend die selbe Strecke im Dunkeln zurück, wie gesagt ambitioniert.

Unsere Gruppe hatte sich soweit erholt und dynamisiert, dass sich alle Teilnehmenden der Herausforderung gewachsen fühlten. Was folgte, war ein Gewaltmarsch mit unglaublichen Eindrücken vom Sonnenuntergang über den Wolken, Vollmond, ein endlos erscheinendender Aufstieg, bei dem ein Teil der Gruppe bereits hoffnungslos zurückblieb, eisige Winde und die Lavaeruption in scheinbar greifbarer Nähe. Darauf dann der Rückweg, trotz Tränen, Staub, bedingter Atemschwierigkeiten und allgemeiner Erschöpfung einzelner hielt die Gruppe zusammen und wir erreichten gegen 21.30 Uhr unser Camp.

Unser Zeltlager bot eine fantastische Sicht auf den Fuego, der während der Nacht zu wahrer Höchstform auflief. Fauchen, Grollen, Feuerfontänen... wie ein mythologischer Drache im Berg. 

Gegen 1.15 Uhr morgens war dann auch klar warum: Seismik und Plattentektonik.

Irgendjemand rüttelte an meiner Liege, was zum ...? Ein Erdbeben der Stärke 6,2 traf den Südwesten Guatemalas, wie wir am nächsten Tag erfuhren. Nachts aber Gedanken zwischen Faszination und verhaltener Panik, war unser Zelt sicher?, Steinschläge, Erdrutsche? Nichts! Abgesehen von einigen "sanften" Nachbeben verlief die Nacht danach ruhig.

Während der Rest der Gruppe durchgefroren aus den Schlafsäcken kroch, erwachte ich gut durchgewärmt und ausgeschlafen. Das Prinzip "Schlafsack", nachdem weniger Kleidung im Schlafsack dazu führte, dass die Körperwärme besser reflektiert würde, hatte sich wiedereinmal bewahrheitet. Jahrelange Festivalerfahrung.

Begierig, uns gegenseitig von unseren Erlebnisse zu berichten und Bilder auszutauschen, stiegen wir vom Berge herab, als kehrten wir von einer Klassenfahrt heim.


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