Veröffentlicht: 04.07.2023
Danzig im Konjunktiv. An dieser Stelle könnte nun ein zusammengewürfelter Beitrag folgen: Mittelalter, Hanse, Deutscher Orden, Königreich Polen, Preußen, Freie Stadt, Zweiter Weltkrieg, Zerstörung, Wiederaufbau, Solidarnoc. Gleichzeitig könnte ich darauf verweisen, wie ich unseren Stadtführer Filip fragte, ob Danzig eine deutsche Stadt gewesen wäre. Worauf er relativierte und dann hinterherschob, dass die Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu 90% deutsch war.
Zur geographisch-geschichtlichen Einordnung würden Begriffe wie Pomerellen, Katschuben oder Westerplatte erläutert. Und vermutlich wäre es auch sinnvoll auf einige große Söhne dieser Stadt einzugehen, wie Fahrenheit, Schopenhauer oder Günther Grass.
Einen Abriss über die Sehenswürdigkeiten hingegen könnte ich mir ohnehin sparen, da die Fotos dafür ausreichten.
Besser also, ich verzichtete auf einen solchen kenntnisreichen Bericht, der einzig auf Hören-Sagen in Folge einer weiteren Stadtführung sowie meinem laienhaften Wikipedia-Studiums beruhen würde.
Danzig war eine Touristenstadt durch und durch, ein Freilichmuseum, wenn auch rekonstruiert. Backstein und Spitzdächer zogen sich wie ein roter Faden durch die Architekturgeschichte. Ein frischer Ostseewind und das Geschrei von Möwen vervollständigten das Bild von der Hafenstadt.
Nachdem ich bereits in Warschau einige Polen kennenlernen durfte, die sich über mein Interesse an ihrem Land freuten, traf ich in Danzig auf Nathan. Er lebte in England und hatte das Open'er-Festival besucht, anscheinend eine große Nummer für die Generation Tiktok.
Wir unterhielten uns über das polnische Riesenfestival "Haltestelle Woodstock", das jahrelang an der deutschen Grenze stattfand, über die Chancen der PiS-Partei bei den anstehenden Parlamentswahlen im Herbst und über die polnischen Trinkgewohnheiten. Ich bedauerte das Bierverbot im öffentlichen Raum, voraufhin mir Nathan einen ironischen Blick zuwarf: "Weißt du, was hier los wäre?, wenn wir auf der Straße trinken dürften." Allerdings gäbe es wohl spezielle Zonen, in Warschau etwa entlang der Weichsel, wo der Konsum von Alkohol gestattet sei. Zum Politikum wurden diese Zonen während der Corona-Zeit.
Als Ausflugstipps für meinen letzten Tag empfahl mir Nathan noch einen besonders schönen Küstenstreifen südlich von Gdynia sowie einen Besuch der Westerplatte, mit deren Beschuss am 1.9.1933 der Zweite Weltkrieg begann.
Auf Wortspiele wie "Dirty Danzig", "Danzig Queen" oder "Danzig with myself" wurde bewusst verzichtet!