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50. Beitrag - Viva Mexico City und Covid-Update

Veröffentlicht: 25.01.2022

Der numerische Zufall wollte es so, dass ich meinen Jubiläumsbeitrag aus Ciudad de Mexiko (CDMX, so die allgegenwärtige Abkürzung) schrieb. Eine passende und angemessene Würdigung dieser wunderbaren Stadt. Trotzdem war ich mir dessen bewusst, dass ein Fazit der 10-Millionen-Metropole nach nur einem Tag gewagt wäre. 

Unter der Marke "Free Walking Tour" wurden weltweit Stadtrundgänge angeboten, welche die Teilnehmenden im Anschluss spendenbasiert (steuerfrei, tja) honorierten. In besonders populären Städten herrschte stets ein großer Andrang, Gruppen von 20 Personen und mehr waren die Regel. In CDMX waren wir zu dritt. Eine Dame aus den Niederlanden, die ihre Tochter in Tulum besuchen wollte, und ein junger Mann aus Großbritannien. Beide waren erst tags zuvor in Mexiko gelandet.

Stadtführer Eric ließ sich nicht entmutigen und bot uns eine sehr exklusive Tour mit besonderem Augenmerk für die Kulturgeschichte der Stadt. Ich war sehr bemüht, mit meinen gesammelten Reiseerfahrungen und nach Lektüre meines Reiseführers nicht den deutschen Streber zu geben. Es gelang mir wohl hinreichend. 

Die 30jährige Regentschaft von Porfirio Diaz Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Stadt einen besonderen, architektonischen Stempel aufgedrückt. Opulent und operettenhaft gestaltete der autoritäre Herrscher die Hauptstadt nach französischem Vorbild. Modernisierung, Stabilität einerseits und andererseits große Ungleichheit und die Einschränkung von Grundrechten gingen mit dem sog. Porfiriat einher, bevor die Revolution 1910 (sieben Jahre vor Russland) das Regime hinwegfegte. Mexiko versank zehn Jahre lang im Bürgerkrieg, aus dem die reformlinksrevolutionäre Staatspartei PRI als Siegerin hervorging.

Erics Begeisterung für die Belle Epoque und seine Sicht auf die Vergangenheit war seiner Hauptstadtperspektive geschuldet. Im Süden sahen die Menschen die Geschichte des Landes etwas differenzierter.

Heute zeugte das Zentrum der Stadt von Offenheit und Zuversicht, von Wohlstand sogar: viel Raum für Fußgänger und Radfahrer, Grünanlagen, freies Internet auf öffentlichen Plätzen, auch auf Sauberkeit wurde hier Wert gelegt, ein Finanzdistrikt mit Hochhäusern und Glasfassaden sowie internationale Imbissketten neben Taco-Restaurants. Eine selbstbewusste Mittelschicht zeigte sich hier stolz, sicher nicht repräsentativ für die Gesamtgesellschaft.

Getrübt wurde die Leichtigkeit des mexikanischen Winters durch die Allgegenwart von La pandemia. An Masken, Körpertemperatur messen sowie Seuchenmatten hatte ich mich gewöhnt und in meiner Hostelblase taugte das Thema allenfalls für smalltalk. Auch gab es im öffentlichen Leben kaum Einschränkungen oder freie Testmöglichkeiten. Erst die Internetrecherche führte mir vor Augen, wie es um die Gesundheit der Bevölkerung hier wirklich stand.

https://www.swr.de/swr2/wissen/corona-statt-cocktail-omikron-stoert-den-tourismus-in-mexiko-100.html

Die Einsicht, dass der Tourismus einen großen Beitrag zur Verbreitung leistet, hinterließ einen faden Beigeschmack. Gleichzeitig profitierten viele Mexikaner direkt von den Gästen und deren Devisen. Die Einhaltung geltender Hygieneregeln, sinnig oder unsinnig, ist deshalb ein Zeichen des Respekts.

Kein Jubiläum ohne Wermutstropfen in diesen Tagen.

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