Veröffentlicht: 29.08.2017
Wow, bereits sind 7 von 14 Tagen auf der Campingtour vorbei. Die Zeit verging wie im Flug, denn es gab immer etwas zu tun. Als Gruppe waren wir 24/7 zusammen und so hatte ich bisher keine Zeit, um mein Reisetagebuch zu "füttern". Nach diesem Eintrag wird es wohl auch wieder 1 - 2 Wochen dauern, bis ich über die zweite Woche auf der Tour berichten kann, aber das macht ja nichts. Ich geniesse das Campingerlebnis und die ungewohnt Elektronik-freie Zeit! (Das iPad habe ich die ganze Woche nicht angerührt, da es im Koffer verstaut ist und den Koffer nehme ich jeweils gar nicht aus dem Anhänger, ich habe die wichtigsten Sachen im Rucksack im Zelt... Das Handy nutzen wir auch praktisch nur zum Fotografieren, da das Akkuladen meist schwierig ist - Steckdose auf dem WC suchen oder Powerbank benutzen. Aber wir haben sowieso kaum Empfang, wir waren oft stunden- oder gar tagelang im Funkloch. Das störte aber nicht, es war sogar mal gut, nicht immer am Handy zu sitzen.)
Dass ich hier also in der öffentlichen Bibliothek von Jasper, Alberta sitze ist auch eine Ausnahme, ich habe meinen "Gspänli" gesagt, dass ich mal gerne 4 Stunden alleine unterwegs bin, sie sind bereits wieder fleissig in der Stadt ... Ich bin gar nicht mehr so daran gewöhnt, ununterbrochen mit Leuten zusammen zu sein, selbst im Klassenlager mit meinem Schülern finde ich immer wieder eine ruhige Minute oder bin dort nachts allein, aber hier auf der Tour teile ich mir das Zelt mit meiner Schweizer Kollegin. Aber diese Ablenkung kommt mir gerade recht. Es ist zwar auf eine Art anstrengend - Hallo Augenhöhlen - aber ich habe schon monatelang nicht mehr so viel gelacht wie hier. Es vergeht kein Tag, wo mir nicht der Bauch wehtut vor lauter Lachen! Die Gruppe ist so erfrischend, bunt zusammengewürfelt, alle sehr freundlich, aber auch witzig, und insbesondere das "Kleingrüppchen", mit dem ich unterwegs bin, ist super! Wir 4 Schweizer haben uns sowieso gleich verstanden und dann hängte sich der 28-jährige Londoner an, da die anderen im Team entweder eher älter (50+ und 60+) oder verheiratet sind, die Pärchen bleiben meist unter sich. Aber zu fünft ist es total witzig, es kommt mir manchmal so vor, als wäre ich wieder als 15-Jährige in einem Klassenlager, inkl. am Morgen jeweils von der Leiterin gerügt zu werden, dass wir zu laut seien 😂😂 Ein anderer Teenagermoment war das Reinspringen in eiskaltes Wasser oder als zwei von uns auf einem Parkplatz in einem Einkaufswagen rumgedüst sind, nachdem wir bis um 2 Uhr in einer Bar tanzen waren und dann den obligaten Ausgangs-Burger bei McDonald's geholt hatten 😊 Wir singen auch den ganzen Tag, herrlich waren zum Beispiel Schweizer Lieder auf dem Kanu aus vollem Hals 😊
Hier ein typischer "On the road-Tag":
- 6:30 Wecker, anziehen (ohne Dusche natürlich, wir sind ja im Lagerleben)
Danach helfen, das Frühstück vorzubereiten: Gasherd, Propanflasche, Plastikgeschirr!
- 7:00 Frühstück, Lunch fassen
-7:30 Abwaschen in der Plastikschüssel mit abgefülltem Wasser oder evt. hat es sogar ein Brünneli irgendwo auf dem Platz...Luxus 😜
Danach: Zelt abbauen, Anhänger beladen.
-8:15 Abfahrt. Ca. Alle 1.5 Stunden Stopps an Tankstellen (Snacks, WC) oder an einem sehenswerten Ort...Wasserfall, See, Berg... Oder beim Alkoholladen - unglaublich, welche Mengen da jeweils zusammenkommen, wenn alle 13 ihre Vorräte auffüllen 😂 Manchmal müssen wir auch für 3 Tage einkaufen, 3x Frühstück, Zmittag, Znacht - jeder ist in einer Gruppe eingeteilt und abwechselnd ist man für's Kochen, Busreinigen oder Abwaschen zuständig.
-ca 17:00 Ankunft am neuen Campingplatz. Zelt aufstellen, Essen und Kochgeräte auspacken...Natürlich etwas trinken... Wer nicht kocht, geht duschen, feiert...die anderen kochen, dann wird gegessen, denn bald wird es dunkel... Meine Angst vor den Bären und Elchen war zu Beginn wieder immens, hier sind sie wirklich überall, wir durften nichts Essbares und auch kein Necessaire im Zelt haben, denn Bären stehen auf Zahnpasta! Kein Seich 🙈
Wenn wir mal an einem Ort 2 oder 3 Tage waren, konnten wir etwas länger schlafen und durften natürlich die Zelte stehenlassen.
Etwas anders war es am Mittwoch/ Donnerstag, denn da beluden wir am Morgen zuerst die Kanus - das Ziel war ein Strand am saubersten See vom Kanada, der Clearwater Lake. Man durfte dieses Wasser sogar trinken! Unglaublich, was das für ein Transport war! Selbstverständlich nahmen wir die ganze Campingküche mit und alle Kühltruhen. Jeder sollte nur das Nötigste für eine Nacht mitnehmen, es gab sowieso kein fliessend Wasser und nur ein Plumpsklo und so war Duschen und Schminken für 48 Stunden kein Thema. Am Tag danach schätzten wir den Wasserhahn, die Seife und die Dusche dann umso mehr und fühlten uns wie neugeboren! Als ich an Land wieder ein bisschen Mascara auftrug, hatte ich bereits das Gefühl, overdressed zu sein 😂 Schon unglaublich, was man zuhause immer so selbstverständlich nutzt und das Gefühl hat, es zu brauchen, wie zum Beispiel alle möglichen Schminkartikel und Elektronik, obwohl es auch ohne geht. Seit dem Beginn des Campingabenteuers trinke ich auch kaum Kaffee, am Morgen gibt's eine Kanne für alle und sonst kommen wir selten dazu, welchen zu kaufen. Sehr gut, ein ungeplanter, aber notwendiger Kaffeeentzug. 😂 Auch da dachte ich mir: Sonst habe ich immer das Gefühl, den Kaffee unbedingt haben zu müssen, wenn er verfügbar ist, aber so gibt's halt einfach keinen, basta! 😊 Back to basics!
Sonst werden wir aber fürstlich verköstigt, wir wählen die Menüs meist selbst und ich staune, was man alles auf dem Gasherd mit 4 Platten herstellen kann. Ich habe schon viel gelernt über praktische Tipps und Tricks beim Zelten und ich bin auch begeistert, was für abenteuerliche Dinge ich hier auf der Tour erlebe, nach der Kanufahrt diese Woche machen wir nächste Woche Riverrafting! Juhui! So, dieser Tagebucheintrag ist nicht so logisch geordnet, aber das passt auch zum Campingerlebnis. 😜 Bilder lade ich dann hoch, sobald ich wieder besseres Internet habe. Danke für alle eure lieben Worte und das "Miterleben" mit dem Lesen dieses Tagebuchs! Knuddl