Veröffentlicht: 09.10.2018
Insgesamt fünf Tage habe ich nun schon auf der Kiwi Plantage gearbeitet und mich an die Belastungen gewöhnt. Mittlerweile muss ich nicht mehr meinen Nacken und Rücken Strecken und beide Körperpartien schmerzen auch nicht mehr. Ich habe meinen Arbeitsrhythmus gefunden und mache (meiner Meinung nach) auch gar keinen so schlechten Job. Um mich abzulenken habe ich einen coolen Radiosender gefunden (da muss ich aber immer auf einer Seite der Reben stehen, für den besseren Empfang) und Freunde und Familie haben mir mit Hörbücher geholfen. Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle!
So langsam wird man auch mit den Supervisor warm, manche machen schon Witze. Die "Kollegen" wachsen einem ans Herz und in den Pausen wird geschnackt (und trotzdem über den Job geschimpft). Ich habe auch schon gut Geld verdient (für meine Verhältnisse), Donnerstag wird es den ersten Gehalts Scheck geben.
Heute hat die Arbeit sogar wirklich viel Spaß gemacht, mit der richtigen Musik hatte ich ein High. Vermutlich hätte ich sogar getanzt, aber diese Metall-Ungetüm an meinen Füßen hätten das doch sehr lächerlich gemacht.
Aber - wenn es am Schönsten ist, soll man Schluss machen. Soll heißen: ich habe gekündigt. Lustige Geschichte.
Da ich in den ersten Tagen unzufrieden war mit der Arbeit und nicht wusste, wie ich das so lange Durchhalten sollte, habe ich meine Jobsuche fortgesetzt. Von anderen Backpackern habe ich zudem gute Berichte über Seeka, ein Kiwi-Packhaus gehört. Insgesamt neun Stunden Arbeit pro Tag, Radio, etc. Also habe ich mich dort beworben. Die meinten, dass sie nur neue einstellen werden, wenn jemand anderes geht. Ich stand in der Bewerbungsliste auf Platz Acht, also habe ich mir eh keine großen Hoffnungen gemacht.
Dann gewöhnt ich mich auch an die körperlichen Belastungen des Bud Thinnings und fand mich mit der Situation ab. Aber dann kam der Regen.
Bei jedem. Kleinsten Niesel wird die Arbeit sofort abgebrochen, sodass ich an einem Tag nur 4,5 Stunden gearbeitet hatte. Weil es in der Nacht weiter geregnet hatte, startete der Arbeitstag heute dann auch erst um 10 Uhr (die Pflanzen waren alle noch nass und wenn man dann die Knospen abtrennt, kriegen die eine Erkältung
Nein, Scherz. Aber das ist wirklich nicht gut für die Kiwis). Das Problem: wir sind trotzdem früh aufgestanden, weil die Nachricht erst fünf Minuten vor Abfahrt verschickt wurde. Und so mussten wir zwei Stunden im Hostel rumsitzen und warten.
Vielleicht verständlicherweise war ich ziemlich sauer und ich war auch nicht zufrieden damit, dass meine Arbeit ständig vom Wetter abhängig sein soll.
Wie es der Zufall will, erhielt ich in dieser Zeit aber einen Anruf vom Packhaus. Ich sei interessiert an einem Job? Ich war vor allem eins, und zwar total überrumpelt. Deswegen habe ich erst mal "Ja und Amen" zu allem gesagt. Und plötzlich sollte heute mein letzter Tag auf der Kiwi-Plantage sein.
Ich hatte keine Ahnung, ob es eine Kündigungsfrist gibt, was ich im Packhaus machen soll und hatte das Gefühl, als ob ich einen sehr schweren Fehler begangen hatte. Aber nun war es so.
An meinem letzten Arbeitstag hatte ich dann noch mal so viel Spaß, wie noch nie (nach meinen fünf glorreichen Tagen...). Ich glaube, dass ich schon traurig bin, zu gehen, aber wer weiß, was im Packhaus noch so auf mich wartet.
Zunächst aber: im Packhaus zu arbeiten ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Der größte Nachteil besteht darin, dass es auch wieder keine feste Stunde Anzahl geben wird. Alles hängt von Aufträgen aus der ganzen Welt ab - wenn es eine große Bestellung gibt, muss viel erledigt werden. Aber ansonsten ist da auch tote Hose. Die Dame an Telefon hat mir gesagt, dass es gerade sehr viel Arbeit gibt. Der Arbeitstag umfasst 11 Stunden (inklusive Pausen). Das war es auch, was mich dann überzeugt hat (und die Tatsache, dass ich vermutlich Kiwis schnorren kann).
Als ich dann so auf der Plantage stand, hatte ich wieder viel Zeit zum Nachdenken und habe mir einen neuen Plan zurecht gelegt. Weil meine Pläne ja auch immer so gut funktionieren...
Ich möchte immer noch bis, naja, Anfang/Mitte Dezember arbeiten. Das sind so 11-12 Wochen. Aber das heißt ja lange noch nicht, dass ich an demselben Ort arbeiten muss. Wenn es mir nicht mehr gefällt, wechsle ich einfach wieder den Job. Ich nenne es "Job Hopping".
Das Packhaus werde ich vermutlich auch nicht lange Durchhalten, aber Arbeiter auf Kiwifarm en werden immer gesucht. Und ich darf mich jetzt schon als "experienced" in Sachen Bud Thinning schimpfen. Vielleicht schaffe ich es auch, irgendwann weiter nach Whakatane zu ziehen und dort zu arbeiten. Abends werde ich auf jeden Fall immer die Jobanzeigen durchblättern.
Mein Motto: Wenn wir schon ausgebeutet werden und die blöden Jobs machen, darf man dabei doch wohl ein wenig Spaß haben. Und mit ständigen Wechseln bleibt es abwechslungsreich.
So viel zu meinem neuesten Plan.
Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar keine Bilder von meinem letzten Arbeitsplatz hochgeladen habe. Das wird hiermit also offiziell nachgeholt.
Wenn wieder was spannendes passiert (vermutlich ein weiterer Jobwechsel), lasse ich es euch wissen!
Viele Grüße