the roads behind the Red Rocks
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Mother Road

Veröffentlicht: 19.05.2023


Soweit dem Chronisten bekannt, sprechen die Menschen der meisten Kulturen von „Mutter Erde“, wenn es um den Mythos der allgemeinen Grundlage menschlicher Existenz geht.

Aber eben nicht alle. In den Vereinigten Staaten von Amerika übernimmt diese zentrale Rolle im kollektiven Bewusstsein nicht sowas banal Naturhaftes wie die Erde, nein, es ist eine Straße. Da sieht man einmal, wohin Autoverrücktheit führen kann. Die reden hier wirklich von der „Mother Road“ und meinen die alte Road 66.

Bei aller Konzentration auf rationale Berachtungsweise: Man kann sich diesem Wahnsinn dann doch nicht nicht entziehen, wenn man in die Gegend kommt, wo die Route 66 noch auf der alten Trassenführung, teilweise so schmal wie in den 30er Jahren, vorhanden ist - der Abschnitt auf der Perlenkette Seligman, Kingman, Outman bis Needels.

Hier wird alles, was mit Autoverkehr vor ca. 1970 zu tun gehabt haben könnte, zur Reliquie erklärt, tausendfach bestaunt und noch viel öfters fotografiert. Das ganze ist ein Riesenrummel um einen Haufen Schrott, wobei sich unter diesem so manches Schätzchen befindet, das allerdings in den wenigsten Fällen angemessen restauriert ist. Ganz besonders Gefallen gefunden haben die „Road Houses“, ehemals Tankstelle, Abschleppdienst, Werkstatt und Lebensmittel Versorgungsstation in einem. Sprit kriegt man da heute keinen mehr, wenn auch alte Tanksäulen im Duzend rumstehen, zumindest keinen für ein Fahrzeug. Stattdessen kann man allen Touristenramsch kaufen, genauso wie am Königsee, nur seht hier halt „Route 66“ drauf. Und darüber hinaus findet sich alles, was der jetzige Road House Besitzer für typisch amerikanisch hält - John Wayne oder Elvis, überlebensgroß in Pappe dargestellt, dürfen da dann auch nicht fehlen, obwohl deren Affinität zur Mother Road sicher nur eine locker gespannte ist. Und ohne die Motorradfahrer Gruppen, alle natürlich auf Harley unterwegs, wäre das alles nur die Hälfte wert.

Dieser Abschnitt der Route 66 führt über weite Strecken sehr nahe an der Eisenbahnstrecke entlang. Die kilometerlangen Güterzüge in der unbewohnten Weite der Mojave Wüste (ostwärts mit bis zu sieben, dumpf dröhnenden Diesellokomotiven), daneben die wenig befahrene Route 66, hie und da ein Kaktus, das flimmernde, gleißende und dennoch etwas dunstige Licht in der Hitze Arizonas - da trifft das, was sich das oberbayerische Landei unter dem Westen Amerikas vorstellt, die Wirklichkeit schon ziemlich genau.

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