Veröffentlicht: 04.05.2023
Die Älteren unter uns, diejenigen, für die eine elektrische Modelleisenbahn noch heißbegehrtes HighTech Spielzeug war, werden sich vielleicht noch an den Märklin Katalog erinnern; darin unübersehbar und immer ziemlich weit vorne die rot - silber lackierten Dieselmonster der „Santa Fe Railroad“. Sie standen für endlose Prairie und schier unüberwindliche Rocky Mountains, für die Eroberung des Westens, für Eisenbahnüberfälle, Indianerkriege …, kurz, für alles, was sich ein oberbayerisches Landei so unter dem Wilden Westen vorstellte.
Und jetzt? Die Lokomotiven sind nun weiß rot lackiert, der Bahnhof ist eine bessere S Bahn Station und überhaupt ist alles anders.
Santa Fe bezaubert durch seine Adobe Architektur. Es gibt hier keine Hochhäuser und die ganze Stadt erweckt den Eindruck, als wären hier traditionelle Pueblo Architekten am Werk gewesen. Besonders fasziniert dabei, dass selbst neueste und mehrstöckige Gebäude in der so ganz gegen den rechten Winkel gerichteten Lehmbauweise errichtet sind.
Das finden natürlich nicht nur zufällig vorbeikommende Europäer sehr interessant, sondern auch die Amerikaner selbst sehr anziehend und der Tourismusrummel blüht.
In all dieser Geschäftigkeit trifft man allerdings auf eine ganz besondere Oase: Eine lange Kolonade wurde von der Stadtverwaltung für die Natives reserviert, die dort ihre selbst gefertigten Kunstgegenstände anbieten dürfen. Hier war ich das bislang einzige Mal froh, dass Bine nicht mit dabei ist. Die Sache hier hat Privatinsolvenz Potential.
Santa Fe ist natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern Ausdruck der gesamten Gegend. Noch nirgends im gesamten Nordamerika waren die Native Indians im täglichen Leben so präsent wie hier. Und sie sind sich ihrer Rolle als Träger einer überkommenen Kultur durchaus bewusst. Besonders deutlich wird das bei einem Besuch eines der alten, noch bewohnen Pueblos: Nach dem man einen deftigen Eintritts Obulus entrichtet hat, findet man sich in einem bewohnen Bauernhaus Museum wieder. Das ist allerdings weder peinlich noch unangenehm (quasi Zoofaktor), sondern die Einheimischen gehen ganz ungezwungen mit den Besuchern um.
Gar nicht in diese traditionelle Hochkulturlandschaft passen mag da der Komplex von Los Alamos. Hier wurde in der Wüste von New Mexiko während des 2. Weltkrieges ein riesiges Laboratorium aufgebaut, in dem die Atombombe entwickelt wurde. Im Museum sind zwei Dinge von besonderem Interesse: Zum einen der Briefwechsel, begonnen von Albert Einstein, der letztlich zu der Entscheidung geführt hat, diese Waffe entwickeln zu wollen und zum anderen die politischen Rechtfertigungsversuche.
Man ist allerdings recht schnell wieder zurück in der Faszination des Wilden Westens, wenn man unversehens auf einen gewaltigen Canyon trifft, den der Rio Grande in die Tafelberg Landschaft gegraben hat und man erfährt, dass dieser legendäre Fluss nicht unweit von hier im Norden von New Mexiko entspringt.