Veröffentlicht: 18.02.2020
Bei der Recherche, was sich denn in Paraguay so erleben lässt, stößt man nicht gerade auf eine Vielzahl von Highlights. Allerdings stolperten wir schnell darüber, dass im Süden des Landes die „Hauptstadt des Karnevals“ (angeblich direkt nach Rio de Janeiro) zu finden ist. Das war für uns Grund genug der zweitgrößten Stadt von Paraguay einen Besuch abzustatten. Encarnacion ist sehr schön gelegen an einem Fluss, der auch die Grenze zu Argentinien bildet. Aufgrund der Karnevalshochsaison sah es mit Unterkünften schon etwas mau aus, aber wir hatten Glück und ergatterten eine AirBnB Wohnung in einem neu gebauten Gebäude mit Blick auf den Fluss. Den Pool auf der Dachterasse konnten wir trotz hoher Temperaturen allerdings nur einmal nutzen, denn...
... es gewitterte und schüttete quasi die gesamten drei Tage hindurch in einer Tour. Das schlug schon etwas aufs Gemüt. Unser geplantes Valentinstags-Dinner war aufgrund des Unwetters nur mit dem Taxi zu bestreiten und wir fürchteten schon das schlimmste für den darauffolgenden Samstag, an dem der Karneval jede Woche im Februar stattfindet. Wie durch ein Wunder klarte es dann aber tatsächlich am Samstagnachmittag auf und wir waren überglücklich. Nach einem Strandspaziergang und Abendessen ging es für uns zum „Sambadromo“ - dem Veranstaltungsort für die allwöchentliche Karnevalsparade. Hier sind das gesamte Jahr über feste Tribünen um eine stillgelegte Straße installiert, entlang derer dann der Karnevalszug stattfindet. Dieser besteht aus verschiedensten Vereinen, die jeweils mit aufwendig dekoriertem Wagen, Tänzern und teilweise sogar eigener Band aufwarten (alternativ kommt die Musik vom Band). Es gibt sogar auch eine Jury, die die Darbietungen der Vereine bewertet - also alles nicht nur zum Spaß hier!
Das ganze sollte laut Ticket um 21 Uhr beginnen und wir waren auch kurz nach neun dort....allerdings traf das nicht gerade auf viele andere Zuschauer zu. Bis ca. 22:30 Uhr war es wirklich erschreckend leer und selbst bis kurz nach Mitternacht kamen noch neue Zuschauer hinzu. Die Parade war allerdings von Anfang an in vollem Gange. Hier ist mir (Tabea) vor allem die Vielfalt der Teilnehmer aufgefallen: nicht nur halbnackte Frauen, sondern auch Männer - jeweils zwischen Modelmaß und Durchschnittskörper - waren vertreten. Auch auf der Altersskala waren bereits Kinder ab ca. 4 Jahren mit im Zug (natürlich deutlich bekleideter) und auch ein paar Omis präsentierten sich auf dem ein oder anderen Wagen. Das Publikum war auch gemischt von jung bis alt, also eine Veranstaltung für die ganze Familie.
Wir hatten bereits vorher gelesen, dass bei diesem Karneval Schneespray ganz hoch im Kurs steht. Das konnten wir auch gleich zu Anfang beobachten und wollten uns natürlich nicht lumpen lassen: Wir kauften uns zwei Dosen des klebrigen Zeugs und sprühten wie viele andere auch fröhlich damit in der Menge herum. Wenn es also auf den Bildern „schneit“ oder „regnet“ haben hier einfach Zuschauer mit ihren Sprays Spaß.
Insgesamt war der paraguayische Karneval ein absolutes kulturelles Highlight auf unserer bisherigen Reise. Die Stimmung auf den Tribünen (oder zumindest unserer Tribüne) hat mich zwar ein wenig enttäusch, aber die Kreativität und das tänzerische Können der Teilnehmer im Zug war wirklich beeindruckend und toll anzusehen. Man könnte übrigens meinen der Wettergott sei Karnevalist, denn bereits am nächsten morgen gewitterte es schon wieder heftig. Wir verbrachten den letzten Tag in Encarnacion also in unserer Wohnung und machten uns am Abend auf zum Busbahnhof zu unserer bisher längsten Nachtfahrt. Über das Ziel ebendieser berichten wir im nächsten Artikel.