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6.2.2018: Sylvi und die Schokoladenfabrik

Veröffentlicht: 10.02.2018

Nach dem gestrigen Tag habe ich noch einmal sorgfältig meine Liste studiert und zwei Streichungen vorgenommen, durch die sich der Zeitdruck der nächsten Tage etwas entspannt. Über Geraldine, wo es den größten Wollpulli der Welt zu bestaunen gibt, geht es weiter nach Dunedin. Bei 300 km Strecke tendiert man dann schon mal dazu, etwas mehr aufs Gaspedal zu drücken. Drei Polizeikontrollen entgehe ich durch die Lichthupe von anderen, sodass ich mir schnell angewöhne, es ihnen gleichzutun. Ich hoffe, mich hat keine Radarfallen unbemerkt erwischt (geblitzt wird in Neuseeland nämlich von hinten). 

In Dunedin brauche ich dringend eine Pause und trotz dass heute Waitangi Day, ein nationaler Feiertag, ist, werden Führungen durch die Cadbury Schokoladenfabrik angeboten. Schon bei meinem ersten Neuseelandaufenthalt habe ich mit mir gehadert, beim Besuch mit Eric flammte dieser Gedanke erneut auf - noch eine Chance bekomme ich nicht. Einziges Problem: ein Parkplatz, denn hauseigene gibt es nicht und am Straßenrand ist alles voll (und außerdem kostenpflichtig). Um die 14:00 Führung zu schaffen, tippe ich schnell ins Navi "Parkplatz" ein und wähle den nächstgelegenen aus. Zu meinem Glück ist es einer, der an Sonn- und Feiertagen kostenlos ist. Juchhu! Nur mit Joggen schaffe ich es die 700 m gerade noch rechtzeitig zurückzulegen. Die Führung hat vor einer Minute begonnen, durch eine Seitentür am Sicherheitspersonal vorbei, darf ich dazustoßen. Fotos sind leider nicht erlaubt. Handys und Kameras müssen unter den Adleraugen unseres Guides in einem Spint verstaut werden. 

Zunächst wird uns der Prozess von der Ernte der Kakaobohnen bis hin zur verpackten Leckerei erläutert. Dann dürfen wir aus drei verschiedenen Spendern flüssige dunkle, Vollmilch sowie weiße Schokolade in einen kleinen Probierbecher füllen und mit bunten Streuseln, Popcorn, Kokosflocken, Schokoraspeln und vielem mehr verzieren. Schnell ist der Becher geleert und ich fülle großzügig nach. Ein Fehler, denn nach einem weiteren viertel Becher ist mir schlecht. Dadurch kann ich den überall präsenten Schokoladenduft gar nicht mehr genießen. Als nächstes schauen wir uns einen kurzen Infofilm über die Entstehung von Jaffas (orange ummantelte Schokokugeln) an, bevor wir live miterleben dürfen, wie lange es dauert, bis eine Tonne Schokolade von einem Behälter in einen anderen gekippt wird. Donnernd fällt die braune, flüssige Masse binnen weniger Sekunden in den darunter befindlichen Auffangbehälter. Und das nur zur Belustigung der Besucher - mit dem eigentlichen Herstellungsprozess hat das nichts zu tun, aber immerhin wird die Schokolade "recycelt". Zwischendurch bekommen wir immer neue Schokoriegel und Süßigkeiten von Cadbury zugesteckt, sodass der Eintrittspreis in Höhe von 12 € sich schon mehr als gelohnt hat. Die Führung dauert ungefähr eine Stunde, die Produktionsstätten dürfen wir aber leider nicht betreten. Auch die gegebenen Informationen sind recht kurz und allgemein gehalten, sodass im Nachgang viele Fragen gestellt werden. Mein schokiüberfressener Magen bewahrt mich im Anschluss an die Tour davor, im Shop angesichts der günstigen Werksverkaufspreise zuzuschlagen. Auf dem gemächlichen Rückweg zum Auto muss ich wie vielerorts daran denken, dass mein dritter wohl auch mein letzter Besuch in Dunedin sein wird - ein bitterer Beigeschmack nach der süßen letzten Stunde. 

Trotz der langen Strecke, die ich bereits zurückgelegt habe, sollen noch 110 km mehr auf die Uhr. Übernachten möchte ich heute in Owaka, einem "größeren" Ort in den Catlins, wo es mich bislang nicht hinverschlagen hat. Ein Hostel ist ausgebucht, die Backpacker-Lodge an der knapp 6 km entfernten Surat Bay, wo ich bereits vor vier Jahren genächtigt habe, kann mir nur noch ein über 100 NZD teures Zimmer anbieten. So lande ich in Thomas's Catlins Lodge, die einst ein Krankenhaus war, an welches der eine oder andere Einrichtungsgegenstand erinnert. Während ich den Komplex begutachte und mein Zimmer beziehe, erleben wir einen fast minutiös wechselnden Sonne-Regen-Sonne-Mix. Zweimal muss ich zum Auto um meine Sachen auszuladen und passe natürlich jedesmal die nassen Intervalle ab. 

Es ist bereits 18:00, die meisten rüsten sich fürs Abendessen, während ich noch einen kleinen Spaziergang zum wenige Schritte entfernten Teapotland mache. Hunderte Teekannen jeder erdenklichen Form, Farbe und Größe sammelt der stolze Besitzer seit Jahren und stellt sie an seiner Grundstücksgrenze aus. Nach einigen Fotos und einer kurzen Stippvisite im Supermarkt geht's zurück ins Hostel. 410 km habe ich heute geschrubbt - ein neuer Rekord, den ich so schnell nicht brechen möchte. Das war schon extrem grenzwertig. 

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