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7.2.2018: Der Traum vom Fliegen

Veröffentlicht: 10.02.2018

Von Owaka fahre ich, statt die Scenic Route durch die Catlins zu nehmen, den Inland Highway nach Gore. Und das nur, weil ich noch nie dort war - schon etwas verrückt. Die Einheimischen haben mich ausgelacht oder erstaunt angeschaut, wenn ich ihnen von meinen Reiseplänen berichtet habe. Niemand hat nachvollziehen können, was zur Hölle mich nach Gore bewegt. Dort angekommen werde ich von einer großen Forellenstatue am Ortseingang begrüßt. Während eines kleinen Stadtrungangs mit einem frisch eroberten Stück Apfel-Aprikosenkuchen stelle ich fest, dass ich mir Gore kleiner vorgestellt hatte. Viel los ist natürlich trotzdem nicht, aber zum Füße vertreten reicht es allemal. Unmengen an Besucher sieht die Stadt wahrscheinlich nicht, denn niemand macht wegen einer Forellenstatue extra einen Umweg (naja, abgesehen von mir), außer vielleicht jene mit wenig Zeit im Gepäck, die die Inlandroute ggf. als Abkürzung nutzen. Kurz hinter Gore ist Waikaia ausgeschildert, welches es (nicht lachen!) aufgrund eines aus 20.000 Flaschen bestehenden Hauses auf meine Liste geschafft hat, doch angesichts des 40 km langen Umwegs entscheide ich mich kurzerhand dagegen.

Gegen 14:00 Uhr erreiche ich Queenstown, wo ich zunächst eine Weile nach einer kostenlosen Parkmöglichkeit suche. Doch erst 1,3 km vom Zentrum entfernt werde ich fündig. Leider ist Queenstown sehr hügelig, sodass ein Weg, in dem Fall der Rückweg zum Auto, sehr steil ausfällt. Mein erster Gang führt mich ins iSite. Zunächst erkundige ich mich nach Tandem-Paragliding und bin ziemlich überrumpelt, als man mir 15:00 Uhr nahelegt, da es noch keine Buchungen für die anderen beiden heutigen Termine gibt und sie somit ggf. ausfallen. Puh, das heißt ich muss mich mit Mittagessen beeilen, sage aber Ja. Eine Unterkunft für eine Nacht brauche ich auch noch und ernte von allen drei Mitarbeitern entgeisterte Blicke. "Das könnte so kurzfristig schwierig werden", meint meine Kundenberaterin. Etwa 8 Anrufe später hat sie immer noch nichts für mich gefunden. Irgendwie dachte ich, dass sich im Februar der Hostelmarkt schon langsam entspannt, doch weit gefehlt. Mittlerweile ist es 14:30 Uhr und ich soll 14:45 Uhr für das Paragliding einchecken. Die Unterkunftsproblematik und das Mittagessen müssen daher warten. 

Im Büro werde ich bereits erwartet und sitze kaum drei Minuten später im voll besetzten Bus. Dort werfe ich noch schnell eine Tablette gegen Reiseübelkeit ein, die mich auf der kurvigen Fahrt jedoch bereits ereilt. Keine gute Voraussetzung für den Flug.

Mein Flugbegleiter heißt David und ist gebürtiger Spanier. Zum Glück habe ich in weiser Voraussicht Pullover und Jacke in den Rucksack gestopft, bevor ich zum iSite aufgebrochen bin, andernfalls wären die nächsten Minuten recht kühl geworden. Sobald ich mittels Gurtzeug an David und den Gleitschirm "gekettet" bin sind wir startklar. Nach einem wenige Schritte andauernden Sprint den Hügel hinunter heben wir auch schon ab und erwischen günstige Aufwinde. Dadurch gewinnen wir weitaus mehr Höhe als die anderen Paraglider. Dabei immer im Blick: die Berge, der tiefblaue Lake Wakatipu sowie Queenstown, während wir über Wald sowie eine spärliche Graslandschaft hinweggleiten. Bei Winter, wenn Schnee die Berge bedeckt, ist die Aussicht sicherlich noch viel fantastischer, allerdings sollte man sich dann dick einpacken. Nach einigen Minuten spüre ich das vertraute Unwohlsein, was ich David, der spaßeshalber zu kreiseln begonnen hat, zähneknirschend mitteilen muss. Trotz, dass wir mit als letzte gestartet sind und eine günstige Flugbahn einschlagen konnten, landen wir als zweite, um schlimmeres zu verhindern. Böser Magen - schäm dich! Mit über 200 NZD zzgl. 60 NZD für Film- und Fotomaterial war das definitiv ein teurer Spaß, andererseits stand Paragliding weit oben (gleich unter dem Schwimmen mit Robben) auf meiner Liste und ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Zurück in Queenstown konsultiere ich erneut www.booking.com und erfahre, dass die Hostelketten Nomads und Base noch über freie Zimmer verfügen. Beide sind einschlägig als Partyhostels bekannt und wurden daher von mir grundsätzlich gemieden. Tja, heute führt wohl kein Weg daran vorbei. Andernfalls müsste ich 110 statt 36 NZD blechen. Ich reserviere also ein Bett im Achtbettzimmer (es wäre sonst nur noch das Zehnbett frei gewesen) und mache vor dem Check-in noch einen kleinen Stadtbummel. Erneut beschleicht mich in den vertrauten Straßen dieses seltsame Gefühl und Wissen, dass dies wohl das letzte Mal sein wird oder zumindest das letzte Mal für seeeehr lange Zeit.

Um mein Gepäck nicht 1,2 km weit schleppen zu müssen, fahre ich so nah wie möglich - das heißt in dem Fall auf gut 500 m - an das Nomads Hostel heran. Hätte mir nicht jemand in letzter Sekunde den letzten Parkplatz in der Sydney Street weg geschnappt, wären das noch einmal gute 100 m Wegersparnis gewesen.

Das Nomads beherbergt fast ausschließlich junge Leute, es erstreckt sich über mehrere Etagen, ist recht turbulent, die Kühlschränke, wie erwartet, brechend voll und die Küche bedarf dringend einer Reinigung. Im Zimmer ist es unangenehm warm. Zwar gibt es am anderen Ende ein winzig kleines Fenster, doch selbst das lässt sich nicht öffnen. Abkühlung schafft lediglich die Klimaanlage. Als ich nach einem späten Abendessen duschen und Zähne putzen gehe, machen sich Horden junger Mädels gerade ausgehfertig, um sich die Nacht in einem der Clubs um die Ohren zu schlagen. Als ich um 23:30 Uhr das Licht ausmache, liegen gerade einmal drei von acht Leuten in ihren Betten. Die Heimkehr der restlichen Zimmerbewohner bekomme ich nicht mehr mit. 

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