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21.1.2018: Home sweet Home

Veröffentlicht: 25.01.2018

Erst kurz vor der offiziellen Check-out-Zeit entscheide ich mich (wenn auch mit einem weinenden Auge) für's Weiterfahren. Aber vielleicht nutzt ja der Abel Tasman Nationalpark seine zweite Chance gleichermaßen. Auf dem Weg fahre ich nochmal beim Lake Rotoroa vorbei, der mich vor kurzem ebenfalls mit schlechtem Wetter begrüßte. Der See ist heute gut besucht. Der leere Bootssteg von neulich ist rappelvoll, ebenso wie der Parkplatz, und das beständige Summen der Wespenscharen dringt wieder an meine Ohren. Obwohl Lake Rotoroa sich im Sonnenschein von seiner besten Seite zeigt: Er kann nicht mit Lake Rotoiti mithalten, wenn auch beide gleich einladend sauber sind. Und so kommt es, dass ich nach zwei Fotos schon wieder ins Auto steige und dem mir bekannten Highway nach Motueka folge. Natürlich halte ich bei der Gelegenheit nochmal am Hope Saddle Lookout, der heute sehr weit blicken lässt und uneingeschränkt Sicht auf die Bergkette preisgibt.

Pünktlich zur Mittagszeit erreiche ich das Städtchen Motueka, dem ich bislang trotz mehrmaliger Besuche im Abel Tasman Nationalpark keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Heute ist Markttag und auch wenn dieser sich schon merklich dem Ende neigt, ergattere ich problemlos sechs gefüllte Teigtaschen sowie Churros mit Karamellsoße. Doch an meine allererste geschmacksexplosionsartige Churros-Erfahrung vom Nachtmarkt in Auckland kann es leider nicht anknüpfen.

Nach dem Check-in im Hostel entscheide ich mich für einen Stadtbummel, der mich schließlich auch zur ins Meer reichenden Sand Spit, eine Sanddüne ähnlich Farewell Spit, führt. Ich wate durch das niedrige, badewannenwarme Wasser hinüber und lasse mich auf einem Stück Treibholz nieder. Und hier erlebe ich es zum ersten Mal nach zwei Monaten Aufenthalt: das Gefühl des Angekommen-Seins. Ich beobachte eine Frau, die ihrem sichtlich überglücklichen Hund Stöckchen wirft, der wie ein ausgelassenes Reh durch die Wellen springt, sowie eine Familie, die mit ihren beiden Kindern Steine über die Wasseroberfläche schnippsen lässt. So viel Unbeschwertheit weckt Wehmut. Wie schön musste es sein, nach der Arbeit eine Runde im Meer zu schwimmen oder zumindest an dessen Promenade spazieren zu gehen und anschließend in seine eigenen vier Wände zurückzukehren. Denn in Neuseeland gibt es keine Mehrfamilienhäuser, wie in Deutschland überall üblich (zumindest habe ich noch nie welche gesehen und ich bin schon ziemlich weit herumgekommen), weshalb sich Großstädte auch endlos weit erstrecken. Doch eines haben fast alle gemeinsam: Die Mieter bzw. vornehmlich Hauseigentümer wohnen in einem Flachbau einschließlich Garage, bewirtschaften einen Garten oder haben zumindest eine Rasenfläche, die nicht selten Palmen oder (wie in Motueka) Zitronenbäume zieren. Wer wünscht sich sowas nicht auch für Zuhause... Wenn ich da an die vielen Wohnungsbesichtigungen in der Heimat denke, die man zusammen mit weiteren Interessenten bestreiten muss und es sich kaum erlauben kann, nochmal eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen... Noch dazu verzeichnet Neuseeland eine der niedrigsten Kriminalitätsraten weltweit, daher entscheiden sich auch viele Schulabsolventen für ein Work & Travel Jahr am anderen Ende der Welt. Auf dem Rückweg ins Hostel kann ich mich ob des neu gewonnenen Hochgefühls plötzlich scheinbar für alles begeistern: die vielen kleinen liebevoll gepflegten Vorgärten und Anwesen, die rot verwelkten Blätter eines Busches, den einzigartigen Gesang der Vögel und selbst für die junge Frau, die zu klassischer Musik allein eine Runde Golf spielt. Ich hoffe, dieses Stimmungshoch begleitet mich für den Rest meiner Reise. 

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