Veröffentlicht: 30.05.2018
Wie bereits angekündigt, ging unser nächster Trip nach Tokio, schließlich muss man auch mal in der größten Metropole der Welt gewesen sein, wenn man schon in Japan ist. Ursprünglich hatten wir geplant zu fliegen, aber da der Flug fast doppelt so teuer war wie der Overnight Bus, entschieden wir uns also dafür, obwohl mir von vornherein schwante, dass ich vermutlich keinen Schlaf finden würde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Unser Bus fuhr von Osaka Umeda, eines der Zentren Osakas und war erstaunlich gut zu finden, da es nur eine Haltestelle gab, die im Minutentakt von den verschiedensten Bussen genutzt wurde. Ein freundlicher Mitarbeiter bestätigte uns noch einmal die Abfahrtszeit, woraufhin wir beruhigt noch eine Kleinigkeit zu Essen kauften bevor der nächtliche Ritt losgehen konnte. Zunächst genoss ich die Fahrt, Städte im Dunkeln haben es mir angetan, aber irgendwann wurde es doch unbequem und wie befürchtet konnte ich nicht schlafen. Zu allem Überfluss stellte ich dann auch noch fest, dass ich das Ladekabel für mein Telefon vergessen hatte, sodass ich mich entschied, nicht die ganze Nacht Musik zu hören, damit mir noch etwas Akku für die Rückfahrt blieb und so schaltete ich mein Handy aus und wartete darauf, dass wir endlich ankamen. Das taten wir schließlich auch. Überpünktlich um viertel nach 6 (geplant war halb 7) kamen wir völlig zerstört an und mussten erst einmal wieder klarkommen. Das erste Hindernis war der riesenhafte Bahnhof, aus dem wir erst einmal heraus finden mussten, was dann schließlich auch klappte und so spazierten wir erst einmal in Shinjuku herum bevor sämtliche Geschäfte, Restaurants und Parks öffneten. Nach dem ersten Eindruck, diversen Snacks und einiger Verwirrung ging es erst einmal in die Unterkunft. Wir wollten dort unser Gepäck loswerden und eine Stunde Pause machen, bevor es abends nach Shibuya ging. Shibuya ist wirklich ein verrückter Ort, voller Reizüberflutungen, Tönen, Lautsprecher- und Bildschirmübertragungen und Gebäuden, die offenbar nach dem Motto form follows emotion errichtet worden sind. Dazu gibt es noch die unfassbar vielen Menschen, die in Shibuya die Straße überqueren (5 Mio täglich!), das ist Wahnsinn! Aber genau für dieses Erlebnis fährt man ja schließlich nach Shibuya. Wir aßen dann noch super Ramen mit Dumplings (mit Kohl (und Fleisch?) gefüllte Nudeln mit Sojasoße) und Reis zum Abendessen und fuhren dann auch bald ins Gasthaus, da sich die Nachwirkungen der langen Busfahrt langsam breit machten und wir sowieso die letzte Metro erwischen mussten.
Am Samstag war unser erster Programmpunkt das Metropolitan Government Building, wo es eine 45. Etage mit 360 Grad Rundumblick gibt, die zudem auch noch gratis ist. Pünktlich um halb 10 standen wir zur Öffnungszeit am Eingang. Offenbar handelt es sich hierbei noch um einen mehr oder weniger bekannten Geheimtipp, da außer uns nur Japaner hoch hinaus wollten. Leider gibt es keine Terrasse, aber das war nicht weiter schlimm. Tagsüber wurde unser Blick durch den vorhandenen Smog etwas getrübt, aber wir hatten sowieso geplant abends noch einmal wiederzukommen, da es etwas ganz anderes ist, eine Stadt bei Tag oder bei Nacht zu überblicken. Ich persönlich bin von der Nacht meist deutlich mehr angetan als vom Tag, aber so in den Samstag zu starten war schon ziemlich cool. Hiernach ging es ins Nationalmuseum, wo allerhand Schwerter, Samurairüstungen, Kalligraphiestücke, Bilder und bemalte, faltbare Raumtrenner ausgestellt wurden. Am Museum selbst waren große Wiesen und weitere Museen angesiedelt und gefühlt jede Tokioter Schule machte an diesem Tag einen Ausflug ins Museum. Ich habe noch nie so viele verschiedene (wirklich ausgesprochen hübsche) Schuluniformen an einem Tag gesehen. Nach dem Museum ging es noch in den Garten des Kaiserpalastes, der aber relativ unspektakulär war und in den Shinjuku Gyoen National Garden, einen großen, japanisch angelegten Park, der uns jeweils 200 Yen Eintritt kostete (ca. 1,60 EUR), was sich aber durchaus lohnte. So war der Park nicht überbevölkert und durchaus ein Ort der Erholung. Es ist unglaublich, wie viele alte und wirklich hohe Bäume sich mitten in der Stadt befinden und eine ruhige und entspannte Atmosphäre spenden im Gegensatz zu der schnelllebigen Metropole. Wir verbrachten einige Zeit in dem großen Park und begaben uns danach auf den Weg zur Rainbowbridge, die sich am Hafen befindet, von wo aus man einen kleinen Teil Tokios vom Wasser aus beobachten kann. Unser Plan war es, dort den Sonnenuntergang anzuschauen, der allerdings durch ein paar graue Wolken weitestgehend zunichte gemacht wurde. Dennoch sammelten sich immer mehr Menschen an der kleinen Bucht und da wir neugierig waren, was sie wohl herangelockt hatte, warteten wir mit ihnen. Tatsächlich hat sich das Warten gelohnt, denn als es komplett dunkel war, begann eine riesige Feuerwerks-Lichtershow auf dem Wasser, die von mehreren kleinen Booten aus gesteuert wurde. Das war eine wundervolle Überraschung und ich freue mich immer noch über das unverschämte Glück, dass wir ziemlich oft zu haben scheinen.
Am Sonntag ging es erst einmal raus aus der Stadt und wir fuhren Richtung Westen, um auf den Berg Takao zu Wandern (der am meist bestiegene Berg Japans), um von dort aus Tokio und den Fuji-san zu bewundern. Es tat auch wieder sehr gut, raus in die Natur zu gehen und ein bisschen zu wandern. Es war relativ warm, aber im Schatten der Bäume war es das perfekte Wanderwetter. Vom Gipfel aus sahen wir tatsächlich die Silhouette des Fuji. Nach dem Abstieg ging es wieder in die Stadt, wir fuhren in das Luxusviertel Ginza, in dem am Wochenende wohl Fußgängerzone ist und man sich gar nicht entscheiden kann, wo man hinschauen soll, da kein Gebäude aussieht wie ein anderes. Wir wagten einen Blick in den größten Uniqlo der Welt (11 Stockwerke voller Klamotten), machten danach einen Abstecher zum Tokyo Tower und wagten einen neuen Versuch für den Sonnenuntergang, diesmal aber zurück aus dem anderen Turm des Metropolitan Government Building. Wolkenlos war es diesmal auch nicht, aber wir konnten die Verfärbung durchaus sehen und auch die Transformation der Stadt bewundern, die kaum in die Höhe gebaut worden ist. Das war wirklich schön und danach ging es noch in das Techno-Viertel Roppongi, das für sein Nachtleben bekannt ist. Hier kehrten wir für eine Schüssel Ramen ein und fuhren danach bald zum Bahnhof um unseren Bus zu finden, der um 23 Uhr abfahren sollte. Das stellte sich als nicht ganz einfach heraus, da die Haltestelle in einer Seitenstraße ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt lag und wir uns so durchfragen mussten, aber da wir damit schon gerechnet hatten, gerieten wir nicht in Zeitnot, da wir einen Bus-finde-Puffer eingerechnet hatten. Ich war zwar ziemlich müde, aber schlafen konnte ich wieder nicht, also kamen wir ordentlich zerknautscht um 8 Uhr morgens am Dorm an und grüßten unsere Kommilitonen, die gerade schon wieder auf dem Weg in die Uni waren. Mein Montag diente dann erst einmal der Erholung. Insgesamt war Tokio nicht so teuer wie befürchtet, zumal wir auch beim Essen etwas sparen konnten, da wir öfter etwas vom Konbini geholt haben, obwohl mir vor Japan niemals in den Sinn gekommen wäre, die Gerichte, die dort in Plastikschalen (!) verkauft werden, in die Mikrowelle zu stellen, aber man lernt ja nie aus. Auch das 48 Stunden Metroticket hat sich sehr gelohnt, das umgerechnet, kaum 9 EUR gekostet hat. Natürlich haben wir auch durch den Bus etwas sparen können, obwohl der Komfort etwas gelitten hat, aber wir sind ja jung und können das ertragen (haha!).