Veröffentlicht: 20.06.2018
Am Mittwoch ging es los nach Hongkong, nachdem das letzte Wochenende eher ruhig war und wir meinen Geburtstag in der Stadt gefeiert haben und wir auch ein bisschen sparen wollten. Der Flug, den wir zu dritt mit der günstigen Airline Peach antraten, dauerte dreieinhalb Stunden und uns erwartete laut Wetterbericht fünf Tage Dauerregen. Und in der Tat, als wir aus dem Flugzeug stiegen war es zwar sehr warm, jedoch regnete es wie befürchtet in Strömen. Wir fuhren mit dem Bus in die Stadt zu unserem Hostel, der doppelstöckig und sehr luxuriös war, wie viele der Stadtbusse, wie ich später feststellen sollte. Wir stiegen im Stadtteil Tsim Sha Tsui aus, der zentraler nicht hätte sein können, wo wir das Hostel ziemlich lange suchten, da es innerhalb eines großen Gebäudes war, in dessen Erdgeschoss es unzählige indische und pakistanische Imbissecken und Elektrogeschäfte gab. Ausgeschildert war natürlich auch nichts, weshalb wir uns dann durchfragen mussten. Unser Zimmer lag im elften Stock und hätte bestimmt eine nette Aussicht bieten können, wäre ein Fenster vorhanden gewesen. Bestenfalls könnte man es als rustikal bezeichnen, aber da wir ja sowieso nur zum schlafen hier sein würden, war uns das relativ egal. Wir packten aus und stiefelten bald los, unser Viertel zu erkunden und Regenschirme zu kaufen. Bereits auf den zweiten Blick konnte man einige Gebäude aus der Kolonialzeit entdecken, nachdem man von den blinkenden, riesigen Schildern und Anzeigen losgekommen war. Zudem entdeckten wir auch bald die atemberaubende Skyline, die schon sehr chinesisch aussieht: viele verschiedene Gebäudeformen, die offensichtlich beeindrucken sollen. Wir liefen etwas planlos durch die Gegend, damit wir erst einmal ein Gefühl für die Stadt bekommen konnten und betraten bald einen kleinen Park, in dem wir zu unsere Freude einige Flamingos und unzählige Wasserschildkröten vorfanden. Danach machten wir uns auf die Suche nach etwas zu Essen und zu unserem Glück kann man in Hongkong für verhältnismäßig wenig Geld sehr gutes Essen bekommen. Danach waren wir auch reif für's Bett.
Am Donnerstag ging es zum Peak, einem Aussichtspunkt von dem aus man die Skyline von oben betrachten kann. Weil es sehr warm war aber zum Glück nicht regnete, (der Wettergott war die gesamte Zeit sehr gnädig mit uns, da im weiteren Verlauf unseres Trips nicht ein Tropfen Regen mehr fiel) nahmen wir die Seilbahn und konnten in der Tat einen fantastischen Ausblick auf die Hochhäuser, den Hafen und umliegende bewaldete Hügel genießen. Das Abendessen bestand diesmal aus Pizza, die in Japan einfach unfassbar teuer ist, aber in Hongkong kostet sie in etwa das Gleiche wie in Deutschland, also haben wir uns das mal gegönnt, ebenso wie eine Hafenrundfahrt bei Nacht. Das ist zwar kitschig touristisch, war aber wahnsinnig toll! Abends um 20 Uhr gibt es eine Lichtershow, die zwar nicht sehr spektakulär ist, jedoch war die beleuchtete Skyline allein schon atemberaubend genug und ich knipste mir die Finger wund bis die erste Speicherkarte voll war.
Am Freitag unternahmen wir eine inoffizielle Stadtrundfahrt mit der Tram, deren Benutzung umgerechnet 20 Cent kostete und uns von einer Endhaltestelle zur anderen brachte. Obwohl das ziemlich unspektakulär klingen mag, hat es viel Spaß gemacht, die Strukturen der Stadt, die herumwuselnden Menschen sowie die bunten Schilder und Plakate zu beobachten. Wir saßen im Obergeschoss und konnten die Seele baumeln lassen, während uns der Wind ins Gesicht wehte, da die seitlichen Fenster komplett offen waren. Nach ein bisschen mehr als einer Stunde war die Fahrt dann vorbei und wir begaben uns zu unserem eigentlichen Ziel, einer Gondel, die uns zum Big Buddha bringen sollte. Diese Fahrt war relativ teuer, aber es hat sich gelohnt, der Blick aus der Gondel war grandios und auf dem Plateau angekommen sahen wir freie Kühe und auch den großen Buddha auf dem Hügel sitzen, den wir schließlich erklommen, um uns dort oben auch umzugucken. Wir entdeckten von der Spitze einen chinesischen Tempel, den wir im Anschluss besuchten. Die chinesischen Tempel sind um einiges detailreicher und farbenfroher als die japanischen, was sie wirklich sehr sehenswert macht. Nach der Fahrt zurück ins Tal sahen wir uns noch den Hongkonger Walk of Fame, den Garden of Stars an, ein modern gehaltener Platz mit relativ wenig Bäumen für einen Garten, dafür aber mit Bänken, Staturen, Erinnerungen an die Zeiten, in denen Hongkong das Los Angeles Asiens war und einem Blick über die Skyline, wo wir uns ein Feierabendbier gönnten.
Am Samstag ging es mit der Fähre nach Macao, einem schnell fahrenden Schiffchen, auf dem man angeschnallt in einer Reihe sitzt und schockgefrostet wird weil die Crew wohl alles aus den Klimaanlagen herausholen wollte. Wir stellten schnell nach unserer Ankunft fest, dass es hier deutlich heißer war als in Hongkong aber auch das Wetter war besser, da wir den blauen Himmel ohne Smog sehen konnten. Wir konnten direkt nach dem Verlassen des Fährterminals das erste Casino erblicken, für die Macao berühmt ist. Uns führte es allerdings nicht hinein, sondern in den Park, der zu unserem Leidwesen auf einem Hügel lag. Oben angekommen verschafften wir uns erst einmal einen Überblick über die Stadt und entdeckten gleich das nächste Casino. Unschwer zu erkennen sticht ein goldenes, aus zwei Teilen, die an Flügel erinnern, bestehendes Gebäude aus dem Hochhausmeer hervor, da es sich nicht nur durch die Farbe und Form, sondern auch durch die Höhe massiv von den anderen Bauten unterscheidet. Mir persönlich gefällt es nicht, da so der Flair der kolonial geprägten Gebäude gestört wird, da dieses Gebäude einfach von überall aus sichtbar ist (zugegeben, ein guter Orientierungspunkt ist es dennoch). Die alten portugiesischen apricot-weißen Häuser hingegen finde ich sehr schön. Auf unserem Weg durch Macao entdeckten wir einen kleinen Garten, aber auch sehr heruntergekommene Wohnhäuser. Ich hätte eigentlich erwartet, dass Macao etwas mehr herausgeputzt wäre für Touristen, aber einige Straßen sehen wirklich schäbig aus, wenn man sich ein paar Meter von den sehr touristisch geprägten Ecken entfernt, was wir relativ schnell taten, da einfach zu viele Menschen unterwegs waren. Insgesamt kommt mir Macao sehr zusammengepuzzelt vor. Nach dem Essen fuhren wir in Richtung Küste, um dort noch ein anderes Viertel und einen Aussichtspunkt zu erreichen bevor wir uns auf den Rückweg zur Fähre machten.
Am Sonntag ging es für uns auf eine der östlich gelegenen kleinen Inseln, um ein bisschen Urlaubsflair zu erhaschen. Vielleicht hätten wir diesen Ausflug auf den Freitag legen sollen, denn es war sehr voll auf der kleinen Insel, die uns doch stark an Mallorca erinnerte: eine Strandpromenade mit Imbissen, Restaurants und Klüngelüngläden, in denen alles Mögliche an nötigen und unnötigen Strandutensilien und Erinnerungsstücken erworben werden konnte und gut gefüllte Strände. Für uns war schnell klar, dass wir uns diesen Menschenmassen entziehen wollten und so liefen wir über einen kleinen Weg in den Wald, der riesenhafte Schmetterlinge, Palmen und andere Bäume und Sträucher, wilde Ananas und wahnsinnig laute Insekten beherbergte. Diese kleine Wanderung war ziemlich cool, man fühlte sich wirklich wie im Urwald. Schließlich erreichten wir ein Plateau bestehend aus ein paar Felsen und beschlossen, uns hier niederzulassen und dem Meeresrauschen zu lauschen. Da es sonst nicht mehr viel auf der Insel zu tun gab, sind wir bald darauf wieder zurück zur Hauptinsel geschippert, gönnten uns eine weitere Pizza und schauten uns in einer Sportbar bei einem Bier das Debakel des ersten Spiels der deutschen Mannschaft in der WM an, bevor es zurück ins Hostel ging und wir am Montagmorgen unseren Flieger nach Osaka erwischen sollten.
Da wir im Ausland kein Internet auf unseren Handys haben, erfuhren wir die Nachricht des Erdbebens in Osaka um ein paar Stunden verspätet am Flughafen. Da aber niemanden etwas passiert war und das Wohnheim offenbar noch stand, galt unsere Sorge eher der Osakaer Metro, die stillstand. Vom Flughafen aus konnten wir einen Bus nach Umeda, ins Zentrum nehmen, aber von da aus, so fürchteten wir, müssten wir ein Taxi nehmen, das uns mit Sicherheit in den finanziellen Ruin treiben würde. Um ganz sicher zu gehen fragten wir noch einmal nach beim Bahnpersonal, ob wirklich keine Züge fahren, aber da wir ja immer solche Glückspilze sind, wurde der Betrieb gerade wieder aufgenommen und wir konnten bis zu unserer Haltestelle mit der ersten Metro fahren. Im Wohnheim angekommen, lagen schon Matten im Gemeinschaftsraum, wir durften dort übernachten, falls wir Angst vor einem Nachbeben haben. Ich jedoch hätte den Teufel getan nach fünf Nächten auf einer unebenen, harten und zu kurzen Matratze auf mein Bett im Zimmer zu verzichten. Und in der Tat wurde ich in der Nacht zweimal wach weil alles wackelte. Diese Nachbeben waren sehr viel schwächer als das erste am Morgen, aber es fühlte sich ein bisschen an wie im Schlafwagen eines Zuges, der die Gleise wechselt wenn die Weichen verstellt werden. Aber so richtig wahrgenommen habe ich das Ganze nicht, dafür war ich viel zu sauer, dass es mich aufgeweckt hat und wollte möglichst schnell weiterschlafen. Andere hingegen haben das offenbar sehr wohl wahrgenommen und waren deswegen ordentlich am durchdrehen. Eine lustige Beobachtung hierbei ist, dass es nur die asiatischen Studenten waren, die sich deswegen große Sorgen machten, teilweise zu ihrer jeweiligen Botschaft nach Tokio reisten (keine Ahnung, was sie dort erreichen wollen), die Europäer, Australier und Amerikaner haben die ganze Aufregung nicht verstanden. Für uns war es wohl das größere Erdbeben, dass die japanische Nationalmannschaft Kolumbien überraschend mit 2:1 geschlagen hat! ;) Allerdings ist es wahr, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass ein ähnlich starkes Beben binnen einer Woche wiederholt auftreten könnte. Wir warten mal ab.