Veröffentlicht: 27.09.2019
Mittwoch 20.1.2016
Etwas bewölkt ist es am Morgen und es ist Glücksache, dass wir noch warm duschen können. Denn wegen des enormen Windes hat man irgendwo zentral den Strom für den ganzen Ort abschalten müssen. Unsere Wirtin zaubert Kaffee auf einem Gaskocher und das Omelett wird ein Rührei und schmeckt total lecker.
Das etwas komische Ehepaar von gestern sind die einzigen anderen Gäste und entpuppen sich nun als sehr nett und gesprächig. Sie leben ein halbes Jahr bei Toronto und das andere halbe Jahr in Südafrika. Er ist hier geboren, sie hat holländische Wurzeln. Wir reden über Schulsysteme (er war Lehrer) und Flüchtlinge in Europa.
Um halb zehn haben wir unser Gepäck mal wieder ins Auto gewuchtet und rollen los Richtung Struisbaai. Da wollen wir nochmal nach den Rochen schauen, aber die haben sich weiterhin verdrückt und auch das Orts-Faktotum mit dem Dackel, der gestern so hübsch auf der kleinen Pier saß, ist nicht da.
Also wieder auf die endlose Landstraße bis nach Bredasdorp, dort tanken und abbiegen auf die R316 - kurz darauf fahren wir durch Napier. Ein hübscher, kleiner Ort mit niedlichen Läden und schönen Fassaden. Renzo, der Manager von der Hillsnek Lodge hatte uns davon vorgeschwärmt. Einige Kilometer weiter fahren wir über einen kleinen Pass, während vorher alles braun und karg war und rote Erde bis zum Horizont sichtbar war, haben wir hinter diesem Pass nun Bäume entlang eines Flusses, viel Grün und auch wieder Weinreben und Kellereien.
Gegen halb 12 sind wir in Hermanus, finden einen Parkplatz und laufen zunächst Richtung Wasser. Hermanus liegt oben auf der Steilküste und wenn Wal-Zeit ist, kann man von hier mit bloßem Auge wohl jede Menge Wale sehen, die sich in der Bucht von Hermanus aufhalten, um sich zu paaren.
Hermanus
Das Ehepaar von heute morgen hatte uns das Bientang’s Cave empfohlen, ein Restaurant, direkt in den Klippen auf Wasserniveau. Ein toller Blick und das Wasser klatsch praktisch bis an den Tisch.
Espresso, Eiskaffee – die Preise sind hier deutlich anders, als in anderen Orten J Wir laufen kurz durch den Ort, über einen kleinen Markt, ergattern Umhängetaschen als weiteres Handgepäckstück namens „Handtasche“, was aber doch größer ist als eine Handtasche…Ich kaufe noch ein hübsch poliertes großes Schneckenhaus und eine handgemachte Holzschale aus Mukwa-Holz. Der Baum wird zum Herstellen von Möbeln und Gebrauchsgegenständen genutzt, ist innen so hart, dass er nicht von Termiten angegriffen werden kann. Schönes rötlich-gelbes Holz.
Wir fahren nach 15h weiter mit Ziel Betty’s Bay. Kurz hinter dem Ort, der eher eine Ansammlung von großen verstreut liegenden Wohnhäusern ist, geht es zu einer Kolonie afrikanischer Brillenpinguine. Für 10 Rand Eintritt läuft man im fiesen Wind auf einem Holzsteg entlang hunderter faul in der Sonne sitzender Pinguine.
Jungtiere in der Mauser
Einige sind einjährige Tiere, die man an den grauen Gesichtern erkennt. Wenn ein Pinugin geschafft hat, ein Jahr auf See zu überleben, ist das eine reife Leistung. Sie kommen dann hierher und etliche sind in der Mauser und sehen dann dick und fusselig aus. Dann müssen sie 4-6 Wochen an Land bleiben, da ihr zerpliesertes Gefieder das Wasser nicht abhält. D.h., sie müssen auch ohne Nahrung durchhalten.
Weiter vorne am Steg sitzen auf hohen Felsen jede Menge schwarze Kormorane, von denen es wohl nur noch 5.000 Stück auf der Welt gibt.
Und es sausen unendlich viele Klippschiefer hier rum und liegen faul zwischen den Steinen. Hier heißen sie komischerweise nicht rock dassies sondern dung dropping dassies :-)
Dung dropping dassie
Etliche Fotos später und windzerzaust sitzen wir wieder im Auto und nun ist die Fahrt wirklich atemberaubend schön. Links neben uns breitet sich die False Bay aus, hinter jeder Kurve ein neuer Ausblick auf endlose, breite Buchten, Steilhänge und blaues Meer.
Viel viel schöner als Chapmans Peak Drive! Die Brandung in vielen Buchten verhindert auch hier das Baden, die Strände sind praktisch menschenleer.
Hier müßte man stehen und Wale beobachten – ein Traum wäre das! Alle 500m gibt es folglich in der Straße Haltebuchten zum Whale-Watching, damit die Leute nicht mitten auf dem Highway stehen bleiben.
Die Nähe von Kapstadt erkennt man bald an Ferienorten mit häßlichen Hochhäusern aber auch der Silhouette des Tafelbergs, der einige Wolken um den Kopf hat.
In Kapstadt fahren wir noch die Kloof Street zu einem Einkaufszentrum, um dort in einem Reformhaus nach dem Healing Earth Duschgel zu gucken, das es in der Hillsnek Lodge gab. Lt. Internet gibt es nur wenige Läden, die das anbieten und dieses Reformhaus ist gelistet. Bis wir dann endlich einen Parkplatz haben, dauert es und dann ist die Auswahl der Produkte von Healing Earth so beschränkt, das die das gar nicht haben, was wir suchen. Nach 10min sind wir wieder auf der Straße und stehen nun im Stau Richtung Table Mountain und mühen uns den Hügel hoch, um auf der anderen Seite nach unten zu fahren, um nach Camps Bay zu gelangen.
Als wir im Lemon Tree Cottage ankommen ist der Wind unfassbar und man muß mit beiden Händen die Autotür festhalten, wenn man aussteigt.
Lemon Tree Cottage in Camps Bay
Die Unterkunft ist toll. Riesige Zimmer, tolles Bad, das ganze Haus super modern mit enorm hohen Decken. Kleiner Garten mit Pool. Suki, der Haushund ist gerade etwas unglücklich wegen ein paar chirurgischen Korrekturen mit Halstrichter versehen. Genießt aber gutmütig natürlich Streicheleinheiten.
Wir laufen im gnadenlosen Wind die Straße runter Richtung Wasser, als neben uns ein PKW hält und die Frau uns anbietet uns mitzunehmen, weil es bei diesem Wind zu gefährlich ist, hier rumzulaufen. Die 3minütige Fahrt ist natürlich bequem und auf Anraten von Philipp gehen wir ins Ocean’s Blue und ich kann endlich mein Geburstagsessen nachholen.
Um uns herum geht die Sonne traumhaft über dem Meer unter.
Camps Bay
Wir tafeln extrem lecker (Baby Klipfish) mit super gutem Weißwein von Boschendal – der hübschen Kellerei, die wir bei der Abfahrt aus Stellenbosch noch angesehen hatten. Faul und gut genährt nehmen wir uns ein Taxi zurück zum Quartier für 50 Rand Einheitspreis. Der Wind tobt unablässig, so dass man nicht mit offenem Fenster schlafen kann.