Südafrika - Kapstadt, Stellenbosch & Garden Route
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Nochmals wilde Tiere und Fahrt nach Mossel Bay

Veröffentlicht: 27.09.2019

Montag 18.01.2016

Um 5h kommt die Maid wieder mit dem Tablett und unsere zweite Nacht ist zu Ende. In schwachen Momenten denkt man sich: Bleib ich liegen, ich bin sooo müde?! Aber nein, warum ist man denn hier und selbst, wenn ich jetzt zum vierten Mal den Löwen sehe – das wird es wert sein. Also sitzen wir um 5.30h – nun mit dem schwäbischen Paar – im Jeep und sehen bald aus der Entfernung drei Nashörner. 


Wie immer mit den Vögeln auf dem Rücken (glossy sperlings) unterwegs




Wir stoppen und eines der Nashörner trottet gemütlich quer vor uns über den Weg. 



Übliche Wege im Reservat

Dann fahren wir auf die Nordseite des Geländes und sehen nun eine Herde von Wasserbüffeln. Man hält diese kostbaren Tiere bewußt hier, um sie zu züchten. Im südlichen Teil von Amakhala, wo wir bisher waren, leben die Löwen, die gerne Wasserbüffel jagen. Der Preis eines Wasserbüffels in Afrika beläuft sich auf mehrere Millionen Rand – also wer die züchtet (für andere Parks oder Zoos), macht gutes Geld.





Auf dem Rückweg begegnet uns ein sehr trauriger Elefant ohne Stoßzähne. Wie er diese verloren hat, ob sie ihm abgeschnitten wurden – das weiß im Park niemand. Bis vor vier Wochen hatte er sie noch. Lt. Brad muß der Elefant enorme Schmerzen haben, da die Wunde wie ein offener Zahn empfunden wird. 





Die Stoßzähne braucht ein Elefant nicht nur zum Kampf sondern auch bei der Nahrungssuche, um Äste etc. beiseite zu schieben. Diesem Elefanten dürfte ein baldiges Ende bevorstehen und wir entnehmen den Aussagen von Brad, das man ihn wohl erschießen werden muß, um ihn nicht weiter leiden zu lassen. Es gibt offenbar keinerlei vergleichbare Erlebnisse, dass jemals ein Elefant von sich aus gleichzeitig beide Stoßzähne direkt am Kopf verloren hat. Die Zähne wachsen aus dem Schädelknochen und können folglich nicht wie menschliche Zähne ausfallen. Der Elefant bewirft sich mit Sand, den er mit dem Rüssel permanent über seinen Kopf schleudert – vermutlich um den Schmerz zu kühlen.

Elefanten bekommen in ihrem Leben etwa sechs oder sieben Mal neue Zähne. Wenn die letzten ausgefallen sind, verhungern Elefanten. Nur die Stoßzähne wachsen eben nicht nach. Es ist ein trauriger Anblick.

Elefanten und Löwen werden zum Abschuß dann freigegeben, wenn sie alt sind und ein Weiterleben nicht möglich ist. Im Amakhala sind alle Löwen mit Halsbändern versehen (außer den Jungtieren). Die Nashörner haben Fußbänder mit GPS und werden 24h überwacht. Das Horn eines Nashorns ist auf dem Schwarzmarkt mehr wert als Gold oder Kokain. Die Poacher (Wilderer) steigen gerne in Vollmondnächten über die Zäune der Reservate und erschießen die Nashörner wg. ihrer Hörner. Die GPS-Überwachung kann also auch nur bedingt helfen. Die Überwachung registriert z.B. unerwartet schnelle Bewegungen der Tiere, was darauf hindeutet, dass sie gejagt werden. Aber wenn das dann in 40km Entfernung ist – wie erreicht man die Tiere vor den Gewehrkugeln?



Unsere letzte Fahrt geht weit durch Amakhala und wieder zurück zur Lodge. Leider sehen wir jetzt weder Löwen noch Cheetahs aber auch nicht wirklich viel anderes. Was hatten wir doch gestern für einen super Tag!


Die Ranger des gesamten Amakhala Reservats stehen permanent über Funk in Kontakt miteinander. Also erfährt jeder von Sichtungen interessanter Tiere und kann mit seinen Gästen dorthin fahren. Gleichzeitig wird gewährleistet, dass nur eine bestimmte, geringe Anzahl von Jeeps in der Nähe der Tiere ist und man fährt netterweise weiter, um anderen hier die Möglichkeit zu geben, die Tiere zu sehen.

Eine kleine Schar Springböcke zeigt sich uns. Interessant ist, dass viele Tiere weiße Flecken oder Bäuche haben. Sofern die weißen Stellen am Bauch sind, dienen sie der Kühlung, weiße Hinterteile sind Kennzeichen („follow me“), genauso wie die hochgereckten Schwänze der Warzenschweine.


Zum Frühstück sind wir wieder an der Lodge. Eine letzte Freiluftdusche und dann schnell die Sachen einpacken, ein letzter Plausch mit Alison und Ian und dann ist es 10.30h und Brad steht wieder parat. Wir erklimmen ein letztes Mal unseren Jeep, haben noch einen frisch gebackenen Keks in Form eines Nashorns liebevoll verpackt erhalten und dann fahren wir ab. Ein letzter Blick auf Gnus, Red Hartebeest und natürlich Warzenschweine und dann sind wir schon an unserem Auto. Es ist ein bißchen so, als würden wir aus einer völlig anderen Welt nun wieder in die Zivilisation geschmissen werden. Autos brausen auf der Straße und die Ruhe und Einsamkeit ist vorbei. Unsere Zelte hatten nicht einmal Schlüssel zum Abschließen und nun geht es wieder ins richtige (?) Leben zurück.

Wir haben heute noch eine ganz schöne Strecke zu fahren. 460km bis Mossel Bay. Die meiste Zeit fahren wir auf der N2, die exzellent zu fahren ist. Oft mit 120km/h, leider aber mit vielen Fußgängern auf den Seitenstreifen, was tw. wirklich gefährlich werden kann. Wir kommen zügig voran und fahren in Plettenberg Bay noch runter ans Meer, sitze in einem Lokal oberhalb der weiten Bucht mit dem riesen Strand und blicken auf den Indischen Ozean. 

Plettenberg Bay

Rote Flagge heißt Badeverbot – nur etwa 50m Strandbreite sind bewacht aber es trauen sich eh nur 2-3 Leute in die hohen Wellen. Schon in niedrigen Tiefen sind hier offenbar brutale Unterströmungen, die einem die Beine wegziehen und lebensgefährlich sind. So hat „Plett“ also einen irre langen Strand mit dem aber überwiegend nicht viel anzufangen ist. Unseren „Westen“ – also den Parkwächtern, die sich mit auffallenden Warnwesten kennzeichnen – drücken wir unsere üblichen 5 Rand in die Hand und auch das Biltong, das wir seit Kapstadt mit rumfahren, ebenso wie die Trockenfrüchte. Nach einigen Runden Aufheizen im Auto dürfte das auch nicht mehr sehr lecker sein. Alle schwärmen aber von Biltong, ich habe es beim Picknick auf der ersten Nachmittags-Safari probiert und es ist nicht mein Ding. Sieht schon eklig aus.


Nach gut 6,5 Stunden nachdem wir Amakhala verlassen haben, erreichen wir unser Hotel in Mossel Bay. Der Inhaber sabbelt mich voll und gibt mir gleich mehrere Seiten Kopien über die Ursprünge der Menschheit, die aus Mossel Bay kommen. Offenbar sein Hobby. Die Khoisan sind wohl mit die ältesten Menschen der Welt. Allerdings bin ich jetzt erstmal nicht interessiert, wir beziehen unsere schönen Zimmer für gut 30 EUR inkl. Frühstück pro Zimmer. 


Um die Ecke ist eine Bucht mit Felsen, davor einige Surfer im Wind. Wir lassen uns dort in dem Restaurant nieder, ziehen aber zweimal um, weil es zu kühl ist im Wind. 


Pizza kommt auf den Tisch und um halb acht sind wir ziemlich erkaltet im Hotel. Mails schreiben (ich muß da ja leider einiges erledigen…), Bilder sichern, tolles Bett – guter Schlaf.

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