Veröffentlicht: 08.10.2019
Nachdem wir am Donnerstagvormittag (26.09.2019) ganz gemütlich gefrühstückt haben, checken wir aus unserer Unterkunft in Taras aus. Wir investieren ein paar unserer letzten Tenge in Nahrungsmittel, nutzen unser verbleibendes Datenvolumen ein Weilchen zum rumdatteln (Bilder hoch- und Podcasts runterladen) und fahren gegen Mittag in Richtung kirgisischer Grenze. Wir haben beschlossen aus Zeitgründen (30 Tage in Kasachstan neigen sich dem Ende entgegen) das Land zu verlassen und über Kirgistan nach Almaty zu fahren. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Grenze und müssen uns erst einmal anstellen. Es herrscht rege Betriebsamkeit und bisweilen ein ziemliches Durcheinander. Wir stellen Schrotti am Straßenrand ab und schauen uns das Treiben ein Weilchen an. Beim Wiedereinordnen in die Schlange drängelt ein Transporter von hinten dermaßen, dass Markus ihn mit Schrotti beim Zurücksetzen tuschiert. Nachdem ich dem Mann unsere Fahrzeugversicherungspapiere fast gewaltsam wieder abnehmen musste (er hätte die wohl gern direkt gegen Geld getauscht), legt sich die erste große Aufregung recht schnell. Wir passieren die Grenze getrennt und ich muss auf der kirgisischen Seite eine ganze Weile auf Markus warten. Unser Krempel wurde sorgfältigst geprüft. Außer einem Klappmesser, das wohl einem Grenzer gut gefallen hat, gab es aber keine Beanstandungen. Auch von unserem Transporterfahrer, der uns nochmal auf der kirgisischen Seite der Grenze treffen wollte, fehlt jede Spur. So können wir uns umgehend an die Fahrt ins Landesinnere machen. Etwa 20 km südöstlich des Grenzüberganges befindet sich der Kurov-Stausee. Hier planen wir die nächste Nacht zu verbringen. In Kysyl-Adyr wollen wir kirgisische Landeswährung abheben, verschieben das Vorhaben aber auf den nächsten Halt, der Geldautomat will Gebühren. Dann fahren wir durch das Nest zum Gewässer hinunter und bauen unsere Zelte direkt am Wasser auf. Etwas zu nah, wie sich in der folgenden Nacht herausstellen sollte. Nach einem Bad und anschließendem Abendbrot ziehen wir uns unter unsere Planen zurück.
Am frühen Freitagmorgen, es wird so gegen halb sechs gewesen sein, weckt mich ein "Steffen, Schrotti steht im Wasser!". "Na dann umparken!" lautet meine kurze Antwort, noch bevor ich aus dem Zelt gekrochen bin. Trotz aufgeweichtem Untergrund klappt das Zurücksetzen recht problemlos und nachdem auch Markus sein Zelt evakuiert ist, geht es wieder in die Horizontale. Ich glaube mit meiner Behausung noch genug Abstand zu haben und will den steigenden Wasserstand im Blick behalten. Als wir drei Stunden später aufstehen, habe auch ich ein Grundstück am Wasser. Nach dem Frühstück ist es an der Zeit das Zelt zusammenzupacken. Bevor wir am frühen Mittag nach Talas aufbrechen, nutzen wir die Gelegenheit für ein erneutes Bad und zum Wäsche durchspülen. Es ist sonnig und etwas windig, die Klamotten sind also ratz fatz wieder trocken. Dann laden wir unser Hab und Gut in Schrottis Heck und machen uns an die Weiterfahrt nach Osten. In Talas drehen wir ein Ringel, organisiseren Geld, SIM-Karten und etwas Futter. Für Rango kann ich mal wieder ein Rinderherz auftreiben, dessen Verzehr er aber erstmal verweigert. Dummer Hund. Wir verweilen etwas in einem Park nahe des Stadtzentrums, schlendern noch eine Runde durch die Kleinstadt und fahren dann weiter nach Osten. In Tasch-Aryk ist eine uralte Moschee zu besichtigen und ein kleines Museum gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte der Region Talas. Dann ist es höchste Eisenbahn einen kurzen Videoclip abzudrehen, mein Freund Martin heiratet am folgenden Tag und ich will ein paar Hochzeitsgrüße übermitteln. Nach dem vierten oder fünften Versuch haben wir einigermaßen verwertbares Material im Kasten, gerade rechtzeitig bevor die Sonne ganz untergegangen ist. Punktlandung. Dann suchen wir uns einen Zeltplatz am nahen Talas-Fluss und lassen den Abend bei einem gemeinsamen Abendbrot ausklingen.
Über den Samstagvormittag (28. September 2019) stehen ein paar Wartungs- und Pflegearbeiten an Mann und Material an. Es ist gegen Mittag, als wir uns wieder an die Weiterreise machen. Entlang der Landstraße geht es weiter nach Osten. In Taldy-Bulak, dem letzten Dorf vor den Bergen, füllen wir unsere Wasser- und Nahrungsmittelreserven auf. Dann steht der Aufstieg in die Berge an. Wir fahren auf Gas, können aber kein Vollgas geben, Schrotti säuft regelrecht ab. So quälen wir uns in den unteren beiden Gängen das Gebirge hoch. Ich justiere von Zeit zu Zeit etwas an der Gasversorgung herum, ohne den ganz großen Durchbruch zu erzielen. Trotzdem können wir den etwa 3200 m hohen Pass überwinden. Dann fahren wir noch ein Stück auf einer Hochebene nach Osten, bevor wir uns an einem kleinen Gebirgsbach einen Platz für unsere Zelte suchen. Während wir das Abendbrot zubereiten überrascht uns eine kurze Regenhusche und es kühlt merklich ab. Ich nutze etwas von Rangos Rinderherz für unser Essen und prompt zeigt auch der Dicke Interesse an dem Stück Fleisch. Futterneid machts möglich. Dann ziehen wir uns nach dem Abendbrot in die warmen Schlafsäcke zurück.