Veröffentlicht: 01.09.2017
Am Samstagmorgen (19. August 2017) bin ich relativ früh auf den Beinen. Anders als in den letzten Tagen am Stausee, erreichen die ersten Sonnenstrahlen unser Zelt auf dem Berg bei Zeiten. Die Nächte sind mittlerweile recht kühl und so kostet das Verlassen des warmen Schlafsacks etwas Überwindung. Nach dem Frühstück packe ich unseren Krempel zusammen und verstaue ihn unter einem Baum direkt am Lagerplatz. Für heute ist zunächst der Abstieg nach Stâna de Vale angedacht um im Ort unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Anschließend möchte ich zu einer mehrtägigen Kammwanderung aufbrechen. Nach einer guten Stunde erreichen wir Stâna und drehen eine Runde durch den kleinen Ort. Außer ein paar Hotels und einer Handvoll Bungalows scheint das Nest recht ausgestorben. Auch eine Einkaufsmöglichkeit ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Ein vermeintlicher Kioskbesitzer winkt ab, als unsere Sprachbarriere offenbar wird. Vor einem der Hotels spreche ich eine Frau an, die leider kein Englisch kann. Wir können uns trotzdem grob verständigen und sie bestätigt meinen ersten Eindruck, in der Nähe scheint es keinen "Minimarket" oder etwas ähnliches zu geben. Auch das Hotelpersonal tröstet schlecht. Ich gönne mir erstmal einen Kaffee und ein Eis an der Hotelbar. Nach einem Schwätzchen mit dem Barmann scheinen die nächsten Einkaufsmöglichkeiten in Beiuş oder Padiş gelegen, beides etwa einen Tagesmarsch entfernt. Beim Verlassen des Hotels begegne ich erneut Ioanna, deren Mann Gelu mittlerweile bei ihr weilt. Wir kommen erneut ins Gespräch (diesmal unter Zuhilfenahme meiner Sprachapp) und so geselle ich mich noch ein Weilchen zu den Zweien. Ein Bier später haben sie mich überredet zu einem gemeinsamen Mittagessen zu bleiben. So vergehen die nächsten Stunden wie im Flug, bis wir uns schließlich gegen 16.00 Uhr verabschieden. Ich bekomme noch ein paar Kümmelcracker und eine kleine Flasche Schnaps mit auf den Weg und mache mich mit Rango an den Aufstieg zurück zum letzten Lagerplatz. Ich habe beschlossen noch am Nachmittag ein Stück in Richtung Padiş zu laufen. Die Ortschaft ist südlich von Stâna, ziemlich zentral im Apuseni-Naturpark, gelegen. Da mein Rucksack, auch nach mehreren Stunden und trotz regem Publikumsverkehr auf dem Berg, noch unangetastet an Ort und Stelle steht, könnte es eigentlich losgehen. Von zwei Rumänen die vom Heidelbeerkämmen in der Gegend kommen, werde ich aber erneut geschickt in ein Gespräch verwickelt. Sie raten mir die Nacht bei einem der Beiden in einer festen Unterkunft zu verbringen, die auf dem Weg Richtung Padiş zu liegen scheint. Mittlerweile ist es nach Sechs und ich willige ein. Wir gehen gemeinsam noch etwa einen Kilometer querfeldein den Berg hinauf, bis wir schließlich an einer Art Alm ankommen. Bei der Unterkunft handelt es sich um 3 kleine Räume die an einen Unterstand für Kühe anschließen. Eine kleine Küche mit Holzofen, ein Lagerraum und ein Zimmer mit Bett und einem Sofa, auf dem ich die Nacht verbringen darf. Ich bekomme einen Kaffee angeboten und wir tauschen uns noch eine Weile aus. Dann sucht mein Gastgeber einige Lebensmittel zusammen, gibt mir erste grobe Anweisungen zu deren Zubereitung und verlässt dann die "Cabana" um sein Viehzeug zusammenzutreiben. Etwas unschlüssig was nun eigentlich gekocht werden soll, beschließe ich einen Eintopf zuzubereiten. So halte ich die nächsten zwei Stunden das Holzfeuer am laufen, den Eintopf warm und hacke etwas Holz. Nachdem die Kühe eingezäunt und die ein oder andere gemolken ist, essen wir gemeinsam Abendbrot und ich darf etwas frische Milch probieren. Der Eintopf scheint zu schmecken und so geht es nach einem Schnaps, gegen Zehn, satt ins Nest. Ich ziehe mich warm an, mein Gastgeber hat vor einer kalten Nacht gewarnt. Die ersten Stunden legt er jedoch ständig Holz im Ofen nach, sodass ich nicht zum Schlafen komme. In den Morgenstunden kühlt der Raum langsam aus und ich kann noch ein paar Stunden dösen.
Der Sonntag beginnt gegen halb Acht. Wir trinken gemeinsam Kaffee auf der "Terasse" mit Blick auf die Kuhherde. Ich esse ein paar Kekse dazu und wir unterhalten uns noch ein gutes Stündchen. Auf die Frage, ob ihm sein Leben auf der Alm gefällt, antwortet er mit "Ja, vorallem wegen der frischen Luft.", während er die x-te Zigarette von mir raucht (das einzige das er gern von mir annimmt). Ich erwerbe noch etwas Käse von ihm, bevor ich mich mit Rango kurz vor Neun auf den Aufstieg mache. Gegen halb Zehn erreichen wir den Gipfel des Vf. Polenii auf gut 1600m Höhe. Zeit für ein ausgiebiges Päuschen mit herrlichem Ausblick, während dem ich reichlich Heidel- und Preiselbeeren esse. Anschließend geht es entlang des Bergkamms bis zum Vf. Cârligatele. Dort gönnen wir uns eine Mittagspause, in der wir uns Nudeln mit Dosenfleisch teilen. Über den Nachmittag machen wir uns an den stetigen Abstieg bis nach Padiş. In dem kleinen Ort angekommen, entdecke ich gleich mehrere Einkaufsmöglichkeiten - eine Sorge weniger. Der erste Versuch auf einem Campingplatz einzuchecken scheitert an Rango, wir werden eher rüde der Örtlichkeit verwiesen. Große schwarze Hunde scheinen hier eher Unbehagen auszulösen. Beim nächsten Anlauf habe ich mit Hilfe zweier junger Männer, die aus dem Englischen ins Rumänische übersetzen, mehr Glück. Eine Holzhütte darf ich mit Hund zwar nicht beziehen, aber mein Zelt auf dem Grundstück aufbauen und die Dusche nutzen. Nach gut 2 Wochen in der "Wildnis" freue ich mich auf warmes Wasser. Nachdem das Zelt aufgeschlagen und ich frisch geduscht bin, beginnt es auch prompt zu regnen. Ich gönne mir noch ein warmes Abendbrot in der Kneipe und gehe anschließend früh ins Bett.
Am Montag (21. August 2017) weckt mich nach wie vor regnerisches Wetter. Ich beschließe meinen Aufenthalt um einen Tag zu verlängern und die Zeit für ein paar Reiseberichte zu nutzen. Am Nachmittag zieht es etwas auf und ich organisiere diverse Lebensmittel in verschiedenen kleinen Läden. Viel mehr passiert an dem Tag nicht mehr. Ich genieße noch die Stimmung während des Sonnenuntergangs und beziehe anschließend, erneut ziemlich früh, das Nachtgemach.