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Bergwelt im Süden von Tawusch

Veröffentlicht: 04.11.2018

Nach dem Ruhetag starten wir am Dienstag (06. November 2018) gut erholt in den anstehenden Wandertag. Gegen elf verlassen wir das Art Guesthouse in Dilijan und beginnen direkt mit dem Aufstieg in die nördliche Bergwelt. An der Rezeption im Gästehaus hingen Bilder einiger Ausflugsziele in der Gegend. Davon inspiriert, habe ich meine Wanderroute für die nächsten Tage geplant. Für den Dienstag heißt das zunächst wieder auf etwa 2000 m aufsteigen. Das Wetter präsentiert sich zunehmend sonniger als vorhergesagt und der Wanderweg führt mich durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Felder, Felsen, Wiesen und Wälder wechseln sich an den umliegenden Berghängen ab und kleine Gebirgsbäche suchen sich dazwischen ihren Weg ins Tal. Selten passieren wir vereinzelte Gehöfte, bis wir nach gut 3 Stunden und 12 gelaufen Kilometern schließlich den Klosterkomplex Haghartsin erreichen. Das abgelegene mittelalterliche Kloster ist gut in Schuss und bietet Infrastruktur für größere Besucherströme. Um diese Jahreszeit hält sich der Andrang aber stark in Grenzen und so ist für mich kein Heißgetränk aufzutreiben. Nach einer halben Stunde machen wir uns wieder auf die Socken. Bis in die nächste Ortschaft, Teghut, sind es etwa 5 km. Wir wandern entlang einer kleinen Landstraße, bis auf gut 1100 m, talwärts. An einem Armeeposten müssen wir uns mal wieder mit einem großen, aggressiven Hund auseinandersetzen, den ich aber mit meinem Wanderstock auf Abstand halten kann. Kurz nach vier bietet sich am Ortsausgang von Teghut die Gelegenheit für ein Käffchen. Nach der kurzen Pause suche ich uns einen Platz für das Nachtlager und werde auf einer Art Rastplatz, ganz in der Nähe fündig.

Am Mittwochmorgen haben wir bei Zeiten Besuch am Zelt. Der vermeintliche Grundstücksbesitzer will Geld. Die geforderten 3000 AMD empfinde ich als unangemessen, was ich meinem Gegenüber klar mache. Der Mann zieht ab, kündigt aber seine Rückkehr an. Ich beschließe, mich schnellstmöglich vom Acker zu machen, als Frühstück muss ein Apfel und etwas Lebkuchen ausreichen. So starten wir bereits gegen zehn in den Wandertag. Die ersten zweieinhalb Stunden latschen wir eine kleine Forststraße entlang, die uns nach knapp 10 km zum Parz Lich, einem Waldsee auf knapp 1500 m Höhe, führt. Überraschenderweise hat eine Gastronomie geöffnet und ich kann mich bei zwei Käffchen am Holzofen etwas aufwärmen. Kurz nach eins wandern wir weiter. Entlang kleiner Waldwege geht es nach Gosh. Ein Stück der Strecke kann ich den Markierungen des Trans-Caucasian-Trail folgen und muss nicht bei jeder Weggabelung meine Kartenapp zu Rate ziehen. Ganz angenehm. Gegen um drei sind wir in dem Bergdorf am örtlichen Kloster angekommen. Rango darf wieder auf unser Gepäck aufpassen, während ich mir Goshavank anschaue. Wieder eine sehenswerte Klosteranlage. Im Ort findet sich neben einigen Souvenirläden und Cafes auch ein kleiner Market, wo ich unsere Nahrungsmittelreserven für die nächsten zwei Tage auffüllen kann. Um zum nächsten Etappenziel, dem Sewan-See zu gelangen, steht uns wieder eine Gebirgsüberquerung bevor. So mache ich mich voll beladen auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz und werde ganz in der Nähe des Bergdorfes fündig.

Nachdem wir am Donnerstagmorgen, dem 08.11.2018, unsere übliche Routine abgespult haben und das Zelt fast trocken geworden ist, machen wir uns gegen elf an den Aufstieg in die Berge. Die ersten 30 Min. können wir einem Waldweg folgen. Dann queren wir einen kleinen Gebirgsbach und der Weg verliert sich. So kämpfen wir uns in den nächsten 2 h einen Steilhang hinauf, teilweise entlang eines Wasserlaufes. Der Nebel hängt noch in den Bergen und die Ungewissheit ob denn der Wanderweg wieder auftaucht machen mich zunehmend mürbe. Gegen halb eins zieht es langsam auf und der vermeintliche Bergkamm kommt in Sichtweite. Oben angekommen findet sich der verlorene Weg, die Sonne scheint und es bietet sich ein wunderschöner Blick in die umliegenden Täler und Berge. Ein Moment, der sich stark nach Glück anfühlt! In den zurückliegenden knapp 150 Minuten haben wir gerademal 3 km bewältigt, mussten uns dafür aber reichlich 700 Höhenmeter erkämpfen. Der Aufstieg fordert seinen Tribut, ich bin platt und brauche eine kurze Pause. Anschließend geht es entlang der Bergkämme weiter. Bis halb fünf bewältigen wir weitere 9 km und ich baue das Zelt auf gut 2200 m Höhe in der Nähe von ein paar Almhütten in der Nachmittagssonne auf. Da auch für die nächsten Tage sonnige Großwetterlage vorhergesagt ist, wasche ich meine Wanderklamotten in einem Trog und ziehe mich mit Sonnenuntergang in den wärmenden Schlafsack zurück.

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