Veröffentlicht: 26.08.2020
Sonntagmorgen, den 02.02.2020, gibt es bereits gegen halb neun Frühstück am Azadi Park in Schiras. Dann packen wir langsam unseren Krempel zusammen und ich drehe noch eine Runde mit Rango im Park, bevor wir gen Süden aufbrechen. In Schiras steht ein Ölwechsel für den T4 auf dem Programm, wir füllen unsere Futterreserven auf und schon sind wir wieder auf der Landstraße. Unterwegs halten wir an einem alten Wachturm für ein kleines Mittagspäuschen. In den Bergen gelegen, ein herrliches Plätzchen. Es ist bereits gegen sieben, als wir schließlich einen Strand bei Bandar Siraf am Persischen Golf erreichen. Kurz nach Ankunft bekommen wir auch direkt Besuch von einer Polizeistreife, die Koohyar dezent darauf hinweisen, seine Liebelei mit Txell nicht zu offensichtlich auszuleben. Außereheliche Beziehungen sind im Iran nicht so
gern gesehen. Als junge Iranerin mit ausländischem Freund, hätte es sicher größere Probleme gegeben. Nach gemeinsamem Abendbrot gibt es noch einen Tee mit der Streife, die erneut vorbeischaut und dann wiegt mich die Brandung der See in den Schlaf.
Am Montagmorgen nutze ich die Gelegenheit und nehme ein morgendliches Bad im Persischen Golf. Herrlich. Dann gibt es Frühstück und ich bekomme unverhofft Besuch am Zelt. Gitta und Karlotta, zwei junge Radlerinnen aus Hamburg, hatten am Vorabend ihr Lager ganz in der Nähe aufgeschlagen und nutzen nun die Gelegenheit für einen Schwatz auf Deutsch. Dann lädt François zu einem Käffchen ein, bevor es langsam Zeit wird zusammenzupacken. Unterdessen hat Rango mit einer Art epileptischem Anfall zu kämpfen. Er krampft für eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich glücklicherweise wieder fängt. Völlig verwirrt sucht er erstmal das Weite, kommt nach gutem Zureden aber wieder zurück. Nachdem auch die zwei Hamburger Mädels einen Platz für sich und ihre Räder gefunden haben, geht es weiter der Küste entlang. Rechts der türkis-blaue Golf, links die teils schroffen Ausläufer des Zagrosgebirges. Nach etwa 150 km schlagen wir unser Lager irgendwo im Nirgendwo an der Küste auf. Nachdem ich mit Koohyar etwas Feuerholz aufgetrieben habe, klingt der Abend am Feuerchen bei handgemachter Musik (Gitta und Pablo führen Instrumente mit sich) gemächlich aus.
Auch am vierten Februar (Dienstag) geht es morgens noch vorm Frühstück ab ins Meer für mich, nicht das einzige Mal über den Tag. Am Mittag verlassen uns die beiden Radreisenden und der Rest entspannt größtenteils im Schatten. Der Winter ist hier recht sommerlich. Nachdem wieder etwas Feuerholz zusammengesammelt ist, wird am Abend gemeinsam gekocht und am Lagerfeuer rumgelungert.
Am Mittwochvormittag ist ein kleines Fischerboot nahe unseres Lagers unterwegs und Koohyar kann etwas frischen Fisch für den Nachmittag ordern. Ansonsten wasche ich an einem nahen Wasserspeicher etwas Wäsche und mich selbst, versorge am Nachmittag den frischen Fisch und genieße ansonsten das herrliche Plätzchen an dem wir verweilen. Den Abend verbringen wir wieder am Feuerchen, diesmal mit Fischbarbecue und anderen Leckereien. Gegen Mitternacht rundet süßer Knüppelteig und ein Käffchen das Gelage ab.
Für den Donnerstag (06.02.2020) ist die Weiterreise geplant, nach dem morgendlichen Bad und einem kleinen Frühstück heißt es also zusammenpacken. Wir entscheiden uns auch rundherum etwas Müll einzusammeln, aber wie überall ein sich sinnlos anfühlendes Unterfangen, es ist einfach zu viel. Auf unserem Weg entlang der Küste, halten wir wieder für einen kleinen Einkauf, füllen Campinggas auf und lassen uns schließlich nach etwa 200 km an einer Art Raststätte nahe Bandar-e Moallem nieder. Nach gemeinsamem Abendbrot neigt sich der Tag erneut am Feuerchen in guter Gesellschaft seinem Ende entgegen.