Veröffentlicht: 03.08.2019
In der Nacht auf Montag, den 29.07.2019, regnet es ab und an. Gegen sieben treibt es mich aus dem Zelt, ich frühstücke und füttere den Dicken. Dann beginne ich mich langsam auf den Aufbruch vorzubereiten. Bis das Zelt und alle Klamotten trocken sind, dauert es ein Weilchen und wir können erst nach halb zwölf starten. Ich bezahle die Zeltplatzmiete für die letzten 6 Tage am Touristzentrum am Lagodekhi Nationalpark und begebe mich mit Rango hinunter ins Dorf. Dort suche ich mir ein kleines Restaurant und pausiere für ein Käffchen und einen letzten Khachapuri, bevor wir uns auf den Weg nach Aserbaidschan machen. Glücklicherweise ist die Straße nach Osten von vielen Bäumen gesäumt und wir können größtenteils im Schatten gehen. Vorm Grenzübergang tausche ich ein paar Lari in Manat, der nächste Geldautomat ist in Aserbaidschan etwa einen Tagesmarsch entfernt. Schon an der Grenze hat der Dicke mit der Hitze zu kämpfen und wir pausieren nach erfolgreicher Einreise für ein Weilchen im Schatten eines kleinen Imbisses. Es gibt Kaffee für mich und Wasser für Rango. Dann gehen wir weiter nach Osten, leider zu häufig in der prallen Nachmittagssonne. Kurz nach Poştbinə müssen wir erneut pausieren, der Dicke braucht Abkühlung. Das Nest wirkte recht verschlafen. Ein paar Häuser mit Gärten, ein Market, ein paar Kühe und Pferde, mehr war nicht zu sehen. Nach einer knappen Stunde Akklimatisierung können wir weitergehen. Am späten Nachmittag, so kurz vor sechs, fülle ich an einem kleinen Restaurant meine Wasserreserven auf und komme mit dem Besitzer ins Gespräch. Ich darf auf dem Grundstück zelten. So baue ich mein Lager, nach dem Genuss eines kühlen Bieres, im Schatten auf. Ich kann duschen und versorge Rango und mich mit einem kleinen Abendbrot. Vorm zu Bett gehen werde ich noch auf einen Tee eingeladen.
Am Dienstagmorgen gibt es gegen halb acht Frühstück, ich packe den Rucksack und wir können gegen neun unsere Reise fortsetzen. Nach etwa einer Stunde erreichen wir Balakən und ich stelle den Dicken mit samt Rucksack im zentralen Park der Kleinstadt ab. Ich organisiere etwas kleines zu Essen und einen Kaffee, bevor ich mich auf die Suche nach einer aserbaidschanischen SIM-Karte begebe. Bei der Gelegenheit drehe ich ein kleines Ringel in der Stadt, alles recht unspektakulär. Männer in Parks trinken Tee und spielen Brettspiele, es gibt viele kleine Geschäfte, eine Moschee und mehrere Verwaltungsgebäude. Zurück bei Rango, werde ich von einem jungen Mann zu Tee, Bier und kleiner Knabberei auf die Terrasse seiner Teestube eingeladen. Ich nutze das Wifi und Rango bekommt Wasser angeboten. Bezahlen darf ich für die Leckereien nicht. Am späten Nachmittag mache ich mich mit Rango auf den Weg zum Bahnhof, der Zug nach Şəki fährt wohl um sieben. Unterwegs kaufe ich mir einen Hut und eine Sonnenbrille, beides scheint mir bei den Wetterbedingungen angemessen. Es herrschen etwa 35 °C bei wolkenlosem Himmel. Auch unsere Futterreserven fülle ich auf. Am Bahnhof kaufe ich nach einigem Hin und Her Tickets für den Abendzug nach Baku. Erst hieß es, es sind keine Tickets mehr verfügbar. Da ich mit Hilfe eines jungen Pärchens aus Kasachstan aber online noch Plätze finde, bemüht sich die Dame am Ticketschalter erneut. Wegen Rango muss ich schließlich eine zwei-Mann-Kabine reservieren. Gegen halb neun sind wir dann im Zug, der wohl den ganzen Tag Zeit hatte, sich am Bahnsteig aufzuheizen. Eine Sauna auf Rädern. Kurz nach elf erreichen wir dann den Haltepunkt südlich von Şəki und ich schlage unser Lager nach Rücksprache mit ein paar Bahnhofsmitarbeitern direkt am Bahnsteig auf einer kleinen Grünfläche auf. Nach einem Tee mit den Jungs vom Bahnhof, wasche ich mich an einem nahen Wasserhahn und kurz nach Mitternacht geht es dann unter die Planen.
Mittwoch, der 31. Juli 2019 7.20 Uhr, mich weckt der Zug nach Balakən der am Bahnsteig quietschend bremst. Zeit zu frühstücken und das Zelt abzubauen. Ich muss etwas warten, bis der Fahrkartenschalter gegen neun öffnet und ich zwei Tickets nach Yevlax erwerben kann. Eigentlich hatte mir ein Bahner vom Vorabend angeboten Rango und Rucksack auf seinem Grundstück abstellen zu dürfen. Der gute Mann scheint aber mittlerweile ohne mich heim gegangen zu sein. So stelle ich den Dicken im Schatten am Bahnhofsgebäude ab, versorge ihn mit Wasser und mache mich auf den Weg nach Şəki. Die Stadt ist knapp 20 km vom Bahnhof entfernt. Unterwegs kann ich für kleinen Zins (1 Manat) bis zum Busbahnhof in einem Taxi mitfahren. Von dort schlendere ich ins Zentrum und pausiere in einem kleinen Park. Dann gehe ich zur alten Karawanserei. Schon einige Häuser auf dem Weg dorthin machen einen recht orientalischen Eindruck. Auf dem Gelände der Karawanserei sind einige Museen, Handwerksbetriebe und eine Kunstgalerie angesiedelt. Alles recht sehenswert. Dann schlendere ich zurück in den Ort und anschließend an dessen südliches Ende. Hier war in meiner Karte etwas palastähnliches gekennzeichnet, gefunden habe ich nichts. Dann suche ich mir wieder einen Lada, der mich in Richtung Bahnhof bringt. Am späten Nachmittag bin ich wieder beim Dicken. Er hat sich wohl vorbildlich benommen. Guter Hund. Ich gönne mir an einem etwas weiter entfernten Wasserhahn eine kleine Dusche zur Abkühlung. Zurück am Bahnhof erwarten mich dann schlechte Nachrichten. Ich muss meine Tickets wieder abgeben. Mit Rango kann ich nicht bei anderen Gästen im Zug mitfahren und eine eigene Kabine ist nicht verfügbar. Ich hatte es am Morgen fast kommen sehen, es ist trotzdem ärgerlich. Für den nächsten Zug müsste ich nochmal einen Tag nahe Şəki totschlagen, was mir wenig sinnvoll erscheint. Ich beschließe noch am Abend ein paar Kilometer Richtung Süden abzureißen. So machen wir uns nach einem Abendbrot gegen halb neun wieder auf den Weg. Trotz fehlender Sonne ist es drückend warm und Rango hat mit der Hitze zu kämpfen. Auch das Gehen an der Landstraße bei Dunkelheit ist wenig erquicklich. Fast wäre uns die Mitfahrt in einem Transporter bis nach Mingəçevir geglückt, aber als Rango aus der Dunkelheit auftauchte, wurde das Angebot ruckzuck zurückgezogen. Nach etwa 10 km baue ich schließlich das Zelt an einem kleinen Weg kurz vor Böyük Dəhnə auf. Vorm zu Bett gehen belästigt mich noch ein junger Taxifahrer, der augenscheinlich auf irgendwelche Schweinereien aus ist. Nachdem ich schlussendlich Prügel androhte, verzieht sich das Ferkel und ich kann mich zur Ruhe betten.