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Auf nach Oradea

Veröffentlicht: 03.08.2017

Den Dienstagvormittag (01.08.2017) verbringe ich nocheinmal in der Therme auf dem Campingplatz. Gegen 16.00 Uhr ist es dann Zeit in Richtung Südsüdost aufzubrechen. Für den Nachmittag habe ich mir gut 15km bis nach Hosszúpályi vorgenommen. Das südliche Stadtgebiet von Debrecen, durch das wir zu Beginn unserer heutigen Tour gehen, ist von Einfamilienhäusern mit kleineren Gärten geprägt. Der ein oder andere Baum entlang des Weges bietet etwas Schatten und so kommen wir gut voran. Nach etwa einer Stunde und viereinhalb Kilometern erreichen wir ein Waldgebiet, das nur ab und an von Gartenanlagen und Viehweiden unterbrochen wird. Während einer kurzen Pause, ich hatte gerade meinen Rucksack abgesetzt um Wasser umzufüllen, befinden wir uns plötzlich inmitten einer kleinen Rinderherde. Rango scheint etwas unsicher wie mit der Situation umzugehen ist, bleibt aber relativ ruhig. Nachdem die Viecher vorbeigezogen sind, geht es auch für uns weiter. Ich hatte die Hoffnung unterwegs eventuell ein kleines erfrischendes Bad nehmen zu können, dass dafür anvisierte Gewässer war aber wieder nicht zugänglich. Gegen 20.00 Uhr erreichen wir unser Etappenziel und können sogar noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen, bevor wir uns auf die Suche nach einem passenden Nachtlager machen. Meine Karte zeigt am südlichen Rand der Siedlung einen Weg ins "Nichts" an, der eine ungestörte Übernachtung verspricht. Unterwegs fängt uns ein junger Mann mit seinem Motorroller ab und rät, lieber eine Querstraße weiter im Dorf zu zelten. Auf dem Weg dorthin mache ich das gesamte Viertel auf unsere Anwesenheit aufmerksam - alle Hofhunde begrüßen uns mit teils hysterischem Gebell. So richtig ideal finde ich das Plätzchen nicht, der einzige mögliche Lagerplatz ist ein freies Baugrundstück zwischen Einfamilienhäusern. Da die Uhrzeit aber schon fortgeschritten und es auch bereits dunkel ist, beschließe ich trotzdem das Zelt aufzuschlagen. Nachdem ich mich notdürftig gewaschen habe - ich sitze gerade nackt in meinem Zelt - kommt Rendőrség (die ungarische Polizei). Sie nehmen meine Personalien auf und erfragen den Zweck und die Dauer meines Aufenthalts. Währenddessen versammelt sich ein Teil der Anwohner am gegenüberliegenden Gartenzaun. Ich beschließe "Jó estét" zu sagen und entschuldige mich mit Hilfe meiner Übersetzungsapp für die nächtliche Ruhestörung. Man bietet mir etwas Wasser an und kann sich mit meiner Anwesenheit bis zum nächsten Morgen anfreunden. Auch die Polizei hat, nach eingehender Überprüfung der Angaben in meinem Personalausweis, nichts dagegen einzuwenden und so krabbel ich zurück zu Rango ins Zelt.

Am Mitttwochmorgen starten wir bei Zeiten und rasten das erste mal nach gut 7km kurz vor Konyári-Sóstófürdő. Auch hier sollte eigentlich ein kleiner, 350m breiter, See sein. Außer relativ trockenem Weideland ist aber weit und breit nichts zu sehen. Die Temperaturen haben die 30°C-Marke wieder weit überschritten und unser Weg bietet kaum Schatten. Ich beschließe den restlichen Tag zu nutzen um mich mit dem ÖPNV bis nach Oradea, der nächstgrößeren Stadt in Rumänien, vorzuarbeiten. An der Bushaltestelle in Konyári befindet sich eine der blauen Trinkwasserpumpen und ich nutze die Wartezeit zum Duschen und Wäsche waschen. Auch Rango kann ich für das kühle Nass begeistern. Über Nagykereki erreiche ich am Nachmittag Biharkeresztes, den letzten Ort mit Bahnanbindung vor der ungarisch-rumänischen Grenze. Den einzigen Zug am heutigen Tage habe ich um gut 1h verpasst. Nach etwas Durchfragen scheint ein rumänischer Bus, gut eine halbe Stunde später, die Weiterfahrt zu ermöglichen. Leider weigert sich der Fahrer Rango mitzunehmen, es handle sich schließlich nur um einen Kleinbus. Nachdem ich ein wenig auf meiner Situation herumgedacht habe, beschließe ich meine letzten Forint in eine Taxifahrt nach Oradea zu investieren. Alternativ wäre laut Karte auch eine Übernachtung an einem, etwa 3km entfernten, Gewässer möglich gewesen. Mit Gewässern habe ich bisher in Ungarn aber eher durchwachsene Erfahrungen gemacht. Gegen 17.00 Uhr kann ich direkt am Campingplatz "Robinson Country Club" aussteigen und mich niederlassen. Der Zeltplatz verfügt über eine Küche, eine kleine Gastronomie, einen schönen Pool und befindet sich unweit der Innenstadt. Genau das Richtige um hier am nächsten Tag angemessen meinen 32. Geburtstag zu verbringen. Nach einem ersten kurzen Abstecher in Richtung Altstadt, geht es doch recht früh ins Nest.

Der nächste Morgen beginnt zeitiger als mir lieb ist, die Morgensonne treibt mich kurz nach Sieben aus dem Zelt. Das erscheint umso früher, da ich mit dem Grenzübertritt sowohl den Schengenraum verlassen, als auch eine neue Zeitzone erreicht habe. Die erste Hälfte des Tages verbringe ich hauptsächlich mit einem ausgedehnten Brunch, mit Planschen im Pool und auf einem Liegestuhl am Zelt. Am späten Nachmittag geht es zusammen mit Diana und Jack, zwei Australiern die ich am Vorabend kennengelernt habe, per Fahrrad in die Altstadt. Wir gönnen uns ein Eis (eine Kugel genügt völlig), fahren am Ufer der schnellen Kreisch entlang und über selbige auf den Piaţa 1 Decembrie. Dieser wird durch schöne repräsentative Stadthäuser umschlossen, wie sie sich auch auf der anderen Flussseite an der Strada Republicii und in Zentrumsnähe befinden. Ansonsten ist die Stadt von ein- bis zweistöckigen Straßenzügen und Plattenbausiedlungen geprägt, ganz ähnlich wie Debrecen. Unterwegs kaufe ich mir eine Angelkarte und wir machen noch einen Abstecher zur Cetadea Oradea. Leider haben meine Begleiter keine Muse sich selbige etwas genauer anzuschauen und wir begeben uns nach einem gemeinsamen Abendbrot getrennt zurück zum Zeltplatz. Ich gönne mir noch eine abendliche Rundfahrt durch Großwardein und besorge etwas Frischfleisch für den Dicken.

Nachdem Rango den Verzehr des am Vorabend besorgten Kaninchens verweigert, beschließe ich meinen Aufenthalt in Oradea nochmal um einen Tag (den 04.08.2017) zu verlängern. Ich nutze die Gelegenheit zum Wäsche waschen und verarbeite das Karnickel portionsweise für spätere Mahlzeiten. Nachdem ich mir zum Mittag eine angebratene Portion davon gönne, zeigt plötzlich auch Rango Interesse am Hasen und darf sich den Großteil einverleiben. Den restlichen Tag verbringe ich wieder abwechselnd im Pool und im Liegestuhl. Zwei Niederländer die am Vorabend angereist sind, erweisen sich als sehr humorvolle Zeitgenossen und so vergeht auch dieser Tag wie im Flug.


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