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Aqtau - Kein Platz im Zug nach Osten

Veröffentlicht: 19.09.2019

Freitag, den 30. August 2019, frühstücke ich mit Melanie und Jeoffrey am Strand in Aqtau, bevor wir unser Lager abbauen und uns entlang der Strandpromenade auf den Weg machen. Wir werden von Aki begleitet, ein junger Kasache, der an unserer Zeltstadt auftaucht und anscheinend nichts besseres zu tun hat. Nach einem Käffchen an einem nahen Supermarkt, führt uns Aki zu ein paar Höhlen, die sich etwas südlich in der Steilküste des Kaspischen Meeres befinden. Dann geht es wieder in Richtung Stadtzentrum, wir treffen Markus, der in einem Hotel genächtigt hat und erkundigen uns nach Zugtickets in Richtung Osten. Bis 19. September sind alle Züge voll. Die Ferienzeit geht wohl gerade zu Ende und viele Kasachen müssen zum Arbeiten, Studieren oder Lernen nach Almaty. Auf dem Rückweg zum Strand, treffen wir auch unsere zwei Fahrradfahrer wieder. Anna und Pablo haben mittlerweile die knapp 90 km von Kuryk nach Aqtau geschafft und pausieren in einem kleinen Imbiss. Dann geht es ein Stück gemeinsam durch die Stadt, welche in den fünfziger Jahren entstanden ist und entsprechend Zeugnis vom real existierenden Sozialismus ablegt. Breite Straßen werden von plattenbauähnlichen Wohnhäusern gesäumt. Zurück an unserem Lagerplatz, richten wir unser Camp ein, gehen baden und bereiten ein kleines Abendbrot zu. Anschließend steht noch ein Abstecher zur nahen Bühne auf der Strandpromenade an. Es ist Tag der Verfassung in Kasachstan und es herrscht Volksfeststimmung. Wir treffen einen Freund von Aki, der uns nach wie vor nicht von der Seite weicht. Auf Initiative von Amanbek und Aki steht nach Ende der Livemusik noch ein Abstecher an einen leeren Strandabschnitt im Süden der Stadt an. Der Sinn erschließt sich nicht ganz. Dann geht es zurück zum Zeltlager und ab in die Federn.

Auch der Samstag beginnt mit einem Frühstück am Strand. Dann bauen wir wieder unsere Zelte ab und gehen für ein Käffchen zum City-Supermarkt. Die Kaffeeverkäuferin ist gut auf unseren Besuch vorbereitet, kann sich an unsere Bestellung vom Vortag erinnern und serviert Rango, nach Rücksprache mit mir, ein Wurstbrot. Unterdessen hat uns auch Aki wiedergefunden. Nach einem weiteren Versuch Zugtickets zu erwerben, der das ernüchternde Ergebnis vom Vortag bestätigt, halten wir nach Alternativen Ausschau. Zu viert (Melanie, Markus, Joeffrey und ich) scheint der Kauf eines Autos eine Option. Wir recherchieren ein paar Angebote und können noch am selben Nachmittag einen Audi 80 anschauen. Eine ziemliche Mühle. An dem Eindruck ändert auch die gründliche Wäsche nichts, der der Wagen noch bei Ankunft unterzogen wurde. Das Wasser läuft schneller aus dem Kühler wieder raus, als wir es oben nachschütten können und auch das Getriebe macht beim Schalten einen eher widerborstigen Eindruck. Mit fehlender Innenverkleidung und Türgriffen, hätten wir uns noch anfreunden können. Dann suchen wir über den Abend ein Quartier, um schlussendlich doch wieder an unserem Strandabschnitt zu zelten. Nach dem Abendbrot geht es nocheinmal zur Bühne, es ist wieder Livemusik angesagt. Heute wohl zu Ehren der Öl- und Gasarbeiter. Dann verlässt uns auch Aki wieder und wir gehen zu Bett.

Am Sonntagvormittag (01.09.2019) gehen wir nach dem Abbau unseres Lagers zu unserem Kaffeesupermarkt und frühstücken vor dem Etablissement bei einem Heißgetränk. Da Rango bereits am Lagerplatz und auch auf dem kurzen Weg zum Käffchen stark humpelte, suche ich ihm ein schattiges Plätzchen und postiere meinen Rucksack und etwas Wasser beim Dicken. Dann geht es zur nächsten Polizeistation. Wir wollen uns erkundigen, unter welchen Bedingungen wir ein Auto in Kasachstan kaufen und nutzen dürfen. Die Jungs in der Wache sind mit der Aufgabe etwas überfordert, können uns aber zumindest aufzeigen, wo wir die benötigten Informationen erhalten. Dann gehen wir uns in der Nähe einen, zum Verkauf stehenden, Lada anschauen. Das Gerät hat einen platten Reifen, kommt also nicht in Frage, da eine Probefahrt unmöglich ist. Im Anschluss suchen wir wieder eine Unterkunft für die kommende Nacht. Besonders Jeoffrey scheint das ein Anliegen zu sein. Wie sich später herausstellt, kann der Mann nur in angenehmer Atmosphäre seinem Geschäft nachgehen und der Besuch des letzten lauschigen Plätzchens liegt wohl schon eine Weile zurück. Erinnert mich etwas an Stiffler. So beziehen wir am Nachmittag eine Wohnung in einer der vielen Mietskasernen. Aki, der wieder unter uns weilt, hat uns dabei etwas geholfen. Außer uns wohnen dort schon ein paar Insekten, ansonsten macht die Bude aber einen ganz annehmbaren Eindruck. Während sich der Rest erholt, mache ich mich mit Aki auf den Weg zu Rango und meinem Rucksack, wobei es etwas Überredungskunst / Nachdruck benötigt um den Mann aus unserer Butze herauszubekommen. Dem Dicken geht es soweit gut und auch der Rucksack steht noch an seinem Platz. Leider läuft Rango nach wie vor unrund und sein linker Vorderlauf ist etwas angeschwollen. So machen wir auf dem Weg zurück zur Wohnung ein Päuschen in einem schattigen Biergarten, bevor ich Rango und Rucksack in der Wohnung abstellen kann. Aki geht unterdessen Wäsche holen, er will unsere gemietete Waschmaschine am Abend nutzen. Mit Melanie, Joeffrey und Markus geht es im Folgenden zum Bazar um nach möglichen Autos Ausschau zu halten. Leider ist es mittlerweile etwas spät und die meisten Händler haben den Markt bereits verlassen. Nicht weit entfernt können wir aber einen Moskvich anschauen, der auf einer Internetplattform feilgeboten wird. Die Karre macht keinen ganz schlechten Eindruck. Abgesehen von fehlendem Zündschloss, teils fehlender Innenverkleidung und Türgriffen scheint soweit alles zu funktionieren. Das Auto fährt auf Gas und Benzin und auch die Probefahrt schreckt nicht völlig ab. Wir können den Preis vorerst um 50000 Tenge drücken, verlassen aber den Schauplatz ohne zu kaufen. Vielleicht ergeben sich noch andere Möglichkeiten. Dann geht es nach einem Einkauf zurück in die Wohnung. Zu aller Überraschung erwartet uns dort Aki. Der Mann hat entschieden auch ohne uns (ich hatte ihn wissen lassen, dass wir nochmal unterwegs sind und ich mich melde, wenn er zum waschen vorbeikommen kann) Wäsche zu waschen und irgendwoher einen Zweitschlüssel aufgetrieben. Ich nehme ihm den Schlüssel ab und mache deutlich, dass es Zeit ist zu gehen. Klang als ob wir noch mit ein paar Flüchen belegt worden sind, aber ansonsten fügt er sich in sein Schicksal. Dann gibt es ein Abendrot, wir waschen Wäsche und gehen geschafft ins Bett.

Am Montagmorgen bekommen wir kurz nach dem Frühstück Besuch von zwei jungen Frauen, die wegen Rango eine Strafe kassieren wollen, vielleicht hat da Aki seine Finger im Spiel. Ich mache erstmal wieder die Tür zu, wir packen unseren Krempel und verlassen anschließend das Quartier. Jeoffrey war eh nicht ganz zufrieden mit der Bleibe und hat bereits Ersatz organisiert. So können wir nach einer Kaffeepause an unserem Supermarkt eine neue Wohnung nahe der Küste beziehen. Von außen sieht sowohl das Haus, als auch der Hausflur wenig einladend aus,die Wohnung hingegen macht einen sehr sauberen, gepflegten Eindruck, eine echte Verbesserung. Dann treffen wir uns mit Markus und fahren zur Verkehrspolizei. Nach etwas Anlauf, nimmt sich ein Beamter unseres Problemes an und informiert sich über verschiedene Möglichkeiten. Schlussendlich scheint unser Weg zum eigenen Fahrzeug über eine Generalvollmacht zu führen. Wir brauchen nur einen Einheimischen, der das Auto auf seinen Namen anmeldet oder angemeldet lässt, wir haben ja keinen Wohnsitz in Kasachstan. Dafür bietet sich spontan ein Mitarbeiter in der Verkehrsbehörde an. Schon verrückt. So geht es gut informiert zurück in die Stadt und zum nächsten Notar um die Kosten für eine solche Vollmacht abzuklopfen. Anschließend ist es Zeit für ein Käffchen in unserer neuen Bleibe mit Meerblick. Dann geht es zur Sicherheit noch zu einem zweiten Notar, um die Hälfte günstiger als der Erste, ansonsten bringt der Besuch aber nichts Neues zu Tage. Am Abend steht dann ein kleines Training an der Strandpromenade an, bevor wir uns das von Melanie und Jeoffrey zubereitete Abendbrot schmecken lassen und der Abend in unserem Appartment ausklingt.

Am Dienstagvormittag (03. September 2019) gehe ich mit Rango und Markus ein Ringel um den Block. Der Dicke läuft immernoch unrund und hat ein dickes Bein, welches ich über den Tag weiter kühlen muss. Auf dem Rückweg pausieren wir für ein Käffchen, bevor wir uns vor dem Appartmentblock ein weiteres Auto anschauen können. Der Lada ist ganz gut in Schuss, nur das Getriebe lässt sich für Markus recht unangenehm schalten. Das scheint mir reine Gewöhnungssache zu sein, ich komme ganz gut damit zurecht. Leider verlässt der Mann während der Preisverhandlung den Parkplatz. Unser letztes Angebot hat ihn vielleicht beleidigt. Dann setze ich Rango in unserer Wohnung ab, versorge sein Bein und mache mich anschließend mit meinen zweibeinigen Begleitern auf den Weg in den 22. Mikrobezirk von Aktau. Dort steht wohl noch ein erschwinglicher Lada, den wir uns gerne noch anschauen wollen. Die Zeit drängt etwas, da Melanie und Jeoffrey am 09. September in Almaty sein wollen, um noch rechtzeitig ein Visa für ihre Bahnfahrt durch Russland beantragen zu können. Bereits am Nachmittag haben wir einen Termin mit den Besitzern des Moskvich vereinbart, um eine Generalvollmacht für den Wagen zu erstellen. An der Garage im 22. Mikrodistrikt angekommen, dann die schlechte Nachricht, der Wagen kann erst am Abend angeschaut werden. Zu spät für uns. So gehen wir über den Nachmittag gemütlich zum Notar. Vor Ort muss die Familie, in deren Besitz sich der Moskvich AZLK 2141 zur Zeit befindet, noch zur Generalvollmacht überredet werden. Da das auch der Notarin nicht ganz gelingt, müssen wir nocheinmal zur Avto Zona fahren, Melanie und Jeoffrey gehen zurück in die Wohnung. In der Behörde treffen wir wieder auf den Mitarbeiter vom Vortag, der die Bedenken der Verkäufer zerstreuen kann. Zurück beim Notar, wird die Generalvollmacht ausgestellt und wir können das Auto für 250000 Tenge in Besitz nehmen. Wir werden noch zu einem Versicherungsmakler begleitet, erwerben eine Versicherungspolice und können dann im Moskvich zurück zum Appartment fahren. Dort wartet Rango mit unseren beiden Franzosen und es gibt zur Feier des Tages Kaffee und Kekse. Über den Abend drehe ich noch ein Ringel mit Rango und nutze erneut den Trainingsplatz an der Strandpromenade. Nach einem gemeinsamen Abendbrot geht es bei Zeiten ins Bett, schließlich wollen wir am Mittwochvormittag gen Osten aufbrechen. Ein Name für unseren neuen Untersatz haben wir auch schon gefunden. Schrotti erscheint allen als angemessener Spitzname für die Karre.

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