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Im Foltergefaengnis S-21 und den Killing Fields

Veröffentlicht: 06.05.2018

In Phnom Penh war ich nur, um mir das Genozid-Museum Toul Sleng sowie die Killingfields anzuschauen, zwei grausame Relikte aus der Zeit der Herrschaft der Roten Khmer.

Bei dem Voelkermord kamen zwischen 1975-79 bei einer Gesamtbevölkerung von ungefähr 8 Millionen mehr als 2 Millionen Kambodschaner durch Hinrichtung in den Killing Fields, Folter, Zwangsarbeit, Hunger und mangelhafte medizinische Versorgung ums Leben.   

Alles habe ich mir nicht gemerkt, aber ich hoffe, ich und Wikipedia koennen es so gut wie moeglich wieder geben:

1975 marschierten die Roten Khmer in Phom Penh ein, welche anfangs noch bejubelt wurden. Pol Pot war das Oberhaupt der Roten Khmer. Er hat in Frankreich studiert und sich schon immer fuer den Kommunismus interessiert. Für die Armut in Kambodscha machte er die Unterschiede von Stadt und Land verantwortlich, fuer ihn war alles laendliche gut und alles städtische schlecht. Die Gesamtbevölkerung wurde in „neue Menschen“ und „einfache Menschen“ eingeteilt, von denen die letzteren zwar im Vergleich privilegiert waren aber trotzdem in großer Zahl Opfer des Genozids wurden. Die Bewohner der Städte wurden als „neue Menschen“ auf das Land deportiert, wo sie Zwangsarbeit verrichteten. Innerhalb von ein paar Tagen waren die Staedte menschenleer. Familienstrukturen wurden zerschlagen und nahezu jeder Aspekt des Lebens durch die allgegenwärtige Angka, eine Organisation der Kommunistischen Partei Kambodschas, kontrolliert. Außerdem wurde das Gesundheits- und Bildungssystem praktisch abgeschafft. 

Politische Saeuberungen, die für die Betroffenen in Foltergefängnissen wie Toul Sleng und den Killing Fields endeten, wurden damit begründet „innere Feinde“ zu vernichten um die Gesellschaft zu „reinigen“.

Feinde des Regimes waren oft gebildete Leute wie Aerzte, Lehrer, Anwaelte oder Kuenstler und Kirchenvertreter, es genuegte schon, eine Brille zu tragen oder lesen zu koennen. All diese Leute wurden in die Foltergefaengnisse gebracht (S-21 war nur eins von vielen), verhoert, gefoltert und anschliessend getoetet.

Das Gefängnis war vor der Zeit der Roten Khmer ein Schulhaus. Die Klassenzimmer sind zu Gefängniszellen umfunktioniert worden. In vielen stehen noch die Betten, an die die Gefangenen gefesselt waren, teilweise sind noch Blutspuren sichtbar. Hier wurden die Leute oft monatelang mit abscheulichen Methoden gefoltert. Es wurde versucht, Gestaendnisse von den Leuten zu bekommen. Da sich die meisten von ihnen aber nie etwas zu Schulden kommen lassen haben, mussten sie sich Taten ausdenken, welche sie angeblich begangen hatten. Und wurden dafuer anschliessend getoetet.

Jeder Gefangene musste sich strengen Vorschriften unterwerfen; so waren lachen, weinen, reden und sonstige Kommunikation verboten. Zuwiderhandlungen wurden mit Prügelstrafe oder Elektroschocks geahndet, wobei die Opfer nicht schreien durften.  

Besonders schockiert haben mich im Museum all die Bilder von Menschen, die getoetet wurden. Man fuehlt sich, als ob sie einem direkt in die Augen schauen und weiss, dass neimand von ihnen ueberlebt hat. Es gibt auch viele Kinderbilder, was mich besonders beruehrt hat.

Die Gefangenen bekamen nach Einlieferung eine Nummer zugeteilt und nur mit dieser angesprochen. Es gab kein 'er' oder 'sie' mehr, nur noch 'es'. Es wurden immer die ganzen Familien gefangen genommen und getoetet, damit die Kinder spaeter keine Rache ueben koennen.

Auch Bilder von Toten sind ausgestellt. Diese wurden fuer die Akten angefertigt, da die Gefangenen die Folter eigentlich ueberleben sollten.

Neben der Folter kam es vereinzelt zu chirurgischen Eingriffen an Insassen, um die anatomischen Kenntnisse des medizinischen Personals zu verbessern, den saemtliche Aerzte wurden getoetet. Zudem wurde Insassen Blut entnommen, um Transfusionen für verwundete Rote-Khmer-Kämpfer bereitzustellen. Bei etwa 100 Opfern führte diese Behandlung aufgrund des Blutverlusts zum Tod.

Wer die Folter überlebte, wurde dann auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt mit Stoecken, Schaufeln, Haemmern oder Aexten erschlagen oder bekam die Kehle aufgeschnitten, um Munition zu sparen und um den Lärm der Schüsse zu vermeiden.  

Das schlimmste auf den Killing Fields war fuer mich der "Killing Tree", an welchem Babys und kleine Kinder zerschmettert wurden. Die Muetter mussten dies oft mit ansehen. 

Pol Pot, welcher fuer all das verantwortlich ist, sowie viele seiner Mittaeter, konnten noch bis zu ihrem Tod ganz unbehelligt weiter leben. Auch nach Ende der Herrschaft der Roten Khmer wurden diese von vielen Laendern, auch Deutschland, noch als offizielle Regierung anerkannt. Erst 2007 wurden einige von ihnen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen. Pol Pot war zu dieser Zeit schon Tod. Er hat bis zum Lebensende gluecklich mit seinen Kindern und Enkelkindern zusammen gelebt.


Was ist an diesem Tag gesehen habe, hat mich zutiefst schockiert und traurig gemacht. Ich verstehe nicht, wie Menschen zu solchen Taten faehig sein koennen. Man kann nur hoffen, dass so etwas nie wieder passiert!

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