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Expedition zur Verlorenen Stadt! - Santa Marta

Veröffentlicht: 07.02.2018

30/01 - 06/02

Noch einmal streiften wir unser feuchtes, dreckiges Shirt über, klebten die Blasen auf unseren Füßen ab und schaufelten uns in der Dunkelheit ohne viel Appetit das Frühstück hinein, um etwas Energie zu bekommen. Kurze Zeit später fanden wir uns auf dem letzten Kilometer auf einem Anstieg über 1.200 Stufen wieder. Die Sonne brannte bereits auf uns herab und über unsere Haut lief eine Mischung aus Schweiß, Sonnencreme und Insektenmittel - aber wir hatten es endlich geschafft und unser Ziel erreicht: Wir waren in der Verlorenen Stadt angekommen!
Nach einem kurzen Augenblick des Triumphes realisierten wir allerdings unverzüglich - wir müssen die ganzen 23 km auch wieder zurückmarschieren...



Nachdem wir von der Isla de San Bernardo wieder den Hafen von Cartagena erreichten, spazierten wir zu unserem Hostel, wo wir unsere Backpacks in der Zwischenzeit deponiert hatten. Wir waren richtig hungrig und wollten uns deshalb noch eine Kleinigkeit zu essen besorgen. Daraus wurde leider nichts, da keine zwei Minuten nach unserer Ankunft im Hostel eine Dame vom Transferunternehmen dastand und uns für die Fahrt nach Santa Marta abholte. Unterwegs konnten wir uns zumindest noch Empanadas und eine kleine Packung Chips besorgen, um den Hunger zumindest bis zur Ankunft zu stillen. Nach der sechsstündigen Fahrt und einem etwas mühseligen Check-In im Hostel (der Rezeptionist war neu und seeehr langsam), aßen wir noch eine kleine Pizza aus der Pfanne auf der Dachterrasse unseres Hostels und fielen danach todmüde ins Bett - klassischer Reisetag!


Eigentlich wollten wir unseren Aufenthalt in Santa Marta dazu nutzen, um die wunderschönen Strände im 'Tayrona Nationalpark' zu erkunden, aber leider mussten wir ein paar Tage zuvor feststellen, dass dieser seit einiger Zeit gesperrt ist. Jedes Jahr um diese Zeit wird der Nationalpark geschlossen, damit sich die Natur von den Touristenmassen erholen kann. Die folgenden zwei Tage passierte daher nicht viel. Wir waren noch etwas vom Inselleben erledigt und wollten vor unserem nächsten Abenteuer noch etwas relaxen. Wir verließen das Hostel eigentlich nur, wenn wir Hunger hatten. Einmal machten wir einen Spaziergang durch den Stadtkern und entlang des Hafens. Dabei stellten wir für uns fest, dass Santa Marta nicht besonders aufregend oder sehenswert ist. Es diente uns eigentlich nur als Ausgangspunkt für die viertägige Dschungelexpedition zur 'Ciudad Perdida' - der Verlorenen Stadt!


Am 02/02 begann das Abenteuer - um 9 Uhr trafen wir bei der Touragentur ein. Uns wurde im Schnellverfahren erklärt, wie die nächsten Tage aussehen würden: In einer Wandergruppe würden wir quer durch den Dschungel wandern, die Verlorene Stadt besichtigen und danach den ganzen Weg wieder zu Fuß zurück marschieren - insgesamt über 46 km. Wir hofften auf coole, junge und angenehme Gruppenkollegen, aber leider erwischten wir die langweilige Pensionistengruppe. Zu zehnt quetschten wir uns schließlich in einen Jeep: Neben uns nahmen zwei französische Pensionistenpärchen, eine Argentinierin, eine junge Französin und ein holländisches Ehepaar mittleren Alters Platz. In der ersten Reihe saßen unser Guide Javier und der Übersetzer Howie - ein netter, junger Einheimischer, der bereits zum dritten Mal in Folge mit einer Gruppe die Tour startete.


Wir fuhren zuerst eineinhalb Stunden auf der Hauptverbindungsstraße aus Santa Marta hinaus und nach einer kurzen Pause folgte eine weitere (sehr lange) Stunde bergauf auf einer unbefestigten Straße. Ich kam mir vor wie in einer Achterbahn - zu unserem Vorteil saßen wir alle dicht an dicht, sodass keiner umkippen konnte...






Beim Ausgangspunkt in der kleinen Ortschaft Machete angekommen, bekamen wir noch eine Stärkung und Javier stellte sich und unser bevorstehendes Tagesprogram vor. Danach spazierten wir in der Mittagshitze los. Am ersten Tag standen 7,6 km Wanderung auf dem Programm, wofür etwa vier Stunden geplant waren. Ich dachte mir anfänglich, dass das nicht so schlimm sein kann, aber mir wurde sehr schnell klar, dass das bestimmt kein Zuckerschlecken wird. Wir mussten doch einige Höhenmeter zurücklegen und die Hitze gepaart mit der Luftfeuchtigkeit nahe der 100%-Marke setzte uns ziemlich zu.

Anfangs verunsicherten mich außerdem die französischen Pensionisten und die anfangs äußerst motivierte Holländerin, als sie munter das zügige Tempo von Javier mitzogen. Bei unserem ersten Stopp nach einer Stunde war dann allerdings der Kopf der Holländerin so rot, dass ich mir dachte, wir müssen gleich erste Wiederbelebungsversuche einleiten.


Der Rest der ersten Etappe gestaltete sich etwas zäh. Ich war körperlich noch etwas müde vom vortägigen Fitnessprogramm und psychisch noch nicht vollständig auf die bevorstehenden Distanzen eingestellt. Außerdem bekamen wir überraschenderweise sehr früh Anzeichen von Blasen, obwohl wir unsere Wanderschuhe schon fleißig benutzt und bisher nie Probleme hatten. Wir hatten unser Gepäck aufs Minimalste reduziert und beide nur das Notwendigste an Kleidung eingepackt: Ich hatte beispielsweise für die vier Tage nur ein einziges T-Shirt für den sportlichen Teil mit. Dennoch war mein Rucksack durch das ganze Fotoequipment von Emi und unseren beiden Wasserflaschen doch sehr schwer. Emi hatte ihr Zeug in den Drybag gepackt und hatte trotz minimalistischer Packweise immer noch zu viel mit.




Nach etwa vier Stunden erreichten wir dann unser erstes Camp. Wir suchten uns jeweils ein Bett aus und schlüpften erleichtert aus den Wanderschuhen. Wir schliefen in aneinandergereihten Stockbetten in der freien Natur - Zimmer gab es selbstverständlich keine. Aber das war immer noch besser als die angekündigten Hängematten und das Mosquitonetz gab einem zumindest die Illusion von Privatsphäre.


Nach dem halbtägigen Marsch waren wir klarerweise total verschwitzt und klebrig, weshalb wir noch vor der Dusche die 'Piscina Natural' unweit vom Camp aufsuchten. Dabei handelt es sich um einen kleinen, natürlichen Pool, der sich am Ende eines Wasserfalles befindet. Das Wasser war ziemlich frisch, aber für die beleidigten Muskeln - wir hatten ja schon länger keine Wanderung mehr gemacht - eine willkommene Abkühlung. Um mir die Badehose anzuziehen, ging ich in eine der rustikalen, dunklen Duschen. Ich suchte nach einem Lichtschalter, entdeckte stattdessen allerdings die Umrisse einer riesigen Spinne an der Wand. Sie war etwa so groß wie meine Hand von den Fingerspitzen bis zum Handballen. Ich rief Emi in die Dusche, ohne ihr zu sagen, was auf sie warten würde und ging in die danebenliegende und zum Glück spinnenfreie Dusche. Ich bekam dann nur noch mit, dass Emi "JA BIST DU DEPPAT" sagte und sich auch bald andere Leute um die Dusche versammelten, um das Monstrum zu begaffen. Vor dem Abendessen, das aus frischem Fisch mit Reis und gegrillten Kochbananen bestand, nahmen wir noch eine richtige Dusche - wie immer aber mit kaltem Wasser. Der Tag fand danach ein ziemlich schnelles Ende, denn wir waren total müde und begaben uns schon zwischen 19 und 20 Uhr ins Bett.





Der zweite Tag startete bereits um 5 Uhr. Wir konnten überraschend gut schlafen und hatten auch (noch) keine Probleme mit Moskitostichen. Im Dunkeln packten wir unsere wenigen Sachen, frühstückten mit unserer Gruppe und marschierten um kurz nach 6 Uhr los. Javier legte wieder ein zügiges Tempo vor, denn an diesem Tag mussten wir über 14 km Fußweg bewältigen. Wir wanderten durch saftig grünen Regenwald, mussten mehrmals den immer wieder querenden Fluss in teilweise knietiefem Wasser passieren und kamen bei einem Dorf der indigenen Volksgruppe der 'Kogi' vorbei. Javier erzählte uns viele interessante Fakten über die indigenen Volksgruppen - neben den Kogi leben noch die Sanhá, Kankuama und Ika in dem Gebiet - die schon seit über 1.000 Jahren die Sierra Nevada de Santa Marta bewohnen. Zwischen den Sträuchern entdeckten wir dann plötzlich drei kleine Indi-Kids, die uns ebenso neugierig beobachteten, wie wir sie.




Die Kogis sehen eigentlich genauso aus, wie man sich Indianer vorstellt - kakaobraune Haut und langes, schwarzes Haar. Es ist ihnen verboten, die Haare zu schneiden und alle haben genau das selbe weiße Gewand an. Nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man den ganzen Tag im Gatsch herumrennt - man konnte unschwer erkennen, wer frische Kleidung trug. Bei den Kindern ist es teilweise unmöglich zu erkennen, welchem Geschlecht sie angehören, denn beide tragen das gleiche Kleidchen. Das einzige optische Unterscheidungsmerkmal sind die Accessoires: Buben tragen eine Umhängetasche und Mädchen sind mit vielen Halsketten behangen.


Während der kurzen Verschnaufpausen wurden wir immer mit verschiedenen Früchten - zum Beispiel Ananas, Orange oder Wassermelone - versorgt. Das Obst schmeckte nicht nur ausgezeichnet, sondern der Fruchtzucker aktivierte unsere immer träger werdenen Muskeln.


In der Mittagspause hatten wir zum ersten Mal Gelegenheit, die unfassbare Schönheit der uns umgebenden Natur zu genießen. Wir waren mitten im Dschungel und rundherum war einfach alles grün. Auch hier konnte man ins Wasser gehen und wir nutzten das kalte Wasser, um uns ein wenig zu erfrischen. Das servierte Essen war für die Umstände, in denen es zubereitet wurde, extrem lecker und gab uns neue Energie für die zweite Tagesetappe am Nachmittag. Dennoch gingen die viereinhalb Stunden der Wanderung nicht mehr ganz so leicht von den Beinen. Außerdem hatte Emi zu diesem Zeitpunkt bereits Blasen auf beiden kleinen Zehen, die mit der Zeit immer größer und dementsprechend schmerzhaft geworden waren.
Besonders die letzte Stunde - mit dem Camp bereits vor dem inneren Auge - war eine Qual. Nach der Ankunft öffneten wir uns sofort ein kühles Bier, um dem Muskelkater entgegenzuwirken. Mit mehr als einer Stunde Verspätung kam schlussendlich auch die Holländerin im Lager an. Sie war nach diesen eineinhalb Tagen schon so fertig, dass sie nur mehr schlief, nichts aß und ihrem Mann Anweisungen gab, was er für sie alles erledigen musste. Ich hatte irgendwie Mitleid mit ihm...

Nach einer extrem kalten Dusche, entdeckten wir die Hauptattraktion im Camp - ein kleines Ferkel. Es lief munter und fröhlich schnüffelnd herum und die ganzen Touristen, besonders die weiblichen und allen voran Emi, widmeten dem kleinen Kerlchen ihre volle Aufmerksamkeit.





An diesem Abend genehmigten wir uns ein paar Bieremehr, immerhin waren wir an diesem Tag 8.5 Stunden auf den Beinen gewesen, und unterhielten uns ein wenig mit Howie und anderen Gruppenmitgliedern. Howie ist erst seit kurzem bei dem Ciudad Perdida-Touranbieter als Übersetzer im Einsatz. Zuvor machte er schon alle möglichen Jobs neben seinem Studium - sein Highlight: Hundefrisör. Ich wollte von ihm noch wissen, was das schwerbewaffnete Militärlager neben uns im Dschungel sollte. Er meinte, dass vor 15 Jahren einige Touristen von einer paramilitärischen Gruppe gekidnappt wurden und seitdem patroulliert das Militär in dieser Gegend. Schön langsam wird mir auch bewusst, warum Kolumbien in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Drogenkartellen oder paramilitärischen Gruppierungen hatte: Der Dschungel bietet hier einfach den idealen Ort, um ungestört illegalen Angelegenheiten nachzugehen.


Auch am zweiten Tag gingen wir wieder um etwa 20 Uhr ins Bett, denn auch am folgenden Tag war sehr früh Tagwache. Um 22 Uhr wachte ich zum ersten Mal auf, weil ich aufs Klo musste - zu diesem Zeitpunkt schlief bereits das ganze Camp.


Um 5 Uhr wurden wir wieder geweckt, es fehlte nur noch etwas mehr als ein Kilometer bis zu unserem Ziel - das letzte Stück hatte es allerdings in sich. Eine halbe Stunde lang ging es über sehr steile Stufen bergauf, bis wir endlich in der Ciudad Perdida ankamen. Wir waren uns ziemlich sicher, dass die Holländerin die Stiegen nicht hochkommen wird und wir sollten Recht behalten. So kurz vor dem Ziel musste sie aufgrund absoluter Überforderung ins Camp zurückgebracht werden. Diese Aufgabe übernahm Howie, der bisher stets das Schlusslicht gemacht und zwangsweise die meiste Zeit mit der Holländerin und ihrem Mann verbracht hatte...




Von der Ciudad Perdida, die als das Machu Picchu von Kolumbien gilt und die zweitgrößte wiederentdeckte präkolumbianische Stadt Südamerikas ist, sind zwar nur noch die Grundrisse vorhanden, aber es ist trotzdem ziemlich beeindruckend, in welcher Landschaft diese Stadt platziert wurde. Javier erzählte uns die nächsten Stunden einiges über die Geschichte der Stadt und wir konnten noch zum höchsten Punkt hochgehen, um einen besseren Überblick über die Anlage zu haben. Ich genoss vor allem die Landschaft und die wärmende Sonne.




Das Hauptmerkmal der Verlorenen Stadt sind die etwa 200 runden Terrassen, auf denen einst die Häuser der Tairona - die Ureinwohner, die bis zum Eintreffen der Spanier dort gelebt haben - standen. In den Häusern lebten immer drei Generationen von Männern mitsamt den Frauen und Kindern. Je größer und höher gelegen der Kreis, desto wichtiger bzw. höher gestellt waren die Männer. Unter den Häusern wurden Opfergaben bestehend aus Gold und Keramik an Mutter Erde vergraben, die später das Ziel von Grabräubern wurden. Das Urvolk der Tairona wurde durch die eingeschleppten Krankheiten der spanischen Kolonialisten mehr oder weniger ausgerottet. Die Kogi stammen laut Javier von den Tairona ab, weshalb die Verlorene Stadt auch ein sehr heiliger und wichtiger Ort für sie ist.


Die heutige Lebensweise unterscheidet sich nicht viel von jener der Tairona. Geheiratet wird nicht aus Liebe, sondern aufgrund von Zuteilung des spirituellen Führers, sobald die Buben das 18. Lebensalter erreicht haben. Danach erhalten sie ein Stück Land, auf dem sie ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen und verschiedene Nutztiere halten. Die Frauen bekommen bis zu 12 Kinder, die alle in der Landwirtschaft mithelfen müssen. Sobald die erste Frau keine Kinder mehr bekommen kann, wird dem Mann eine zweite Frau zugeteilt. So ergibt es sich, dass die Population der Kogi in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist. Wir haben auf der Wanderung immer wieder Familien in ihrem Zuhause gesehen und da laufen unzählige Kinder zwischen Hühnern, Ferkeln und Pferden barfuß im Dreck herum - unglücklich schauen sie dennoch nicht aus!







Rechtzeitig zum Mittagessen kehrten wir wieder in unser Camp zurück. Am Nachmittag traten wir dann wieder den Retourweg an, uns standen an diesem Tag noch 8 km Wanderung bevor. Zumindest ging es von nun an eher bergab, wobei das auch nicht unbedingt weniger anstrengend ist. Als wir nach dem alltäglichen Nachmittagsregen im Lager für die dritte Nacht ankamen, waren wir ziemlich geschlaucht. Die Anstrengung der letzten drei Tage war deutlich zu spüren und unsere Beine fühlten sich an, als wären sie mit Zement gefüllt. Ich wollte nur noch schnell Abendessen und ins Bett gehen. Wir fürchteten uns ein wenig vor dem letzten Tag, an dem wir zum Abschluss nochmals 14 km bergauf und bergab marschieren mussten.


Langsam aber sicher war auch unsere gesamte Kleidung grauslich - durch den täglichen Regen ab dem Nachmittag konnte sie nie richtig trocknen. Die letzte Schlafstätte war außerdem die mit Abstand widerlichste der ganzen Tour und sie wirkte auf mich wie ein Dschungelknast. Der Boden im Barackenbereich war erdig, die Stockbetten waren so dicht aneinander gereiht, dass man kaum Platz für die Rucksäcke hatte, die Matratzen und die Bettwäsche rochen etwas muffig und in manchen Ecken der Duschen breitete sich bereits Schimmelpilz aus. Zum Glück waren wir so erledigt, dass wir uns dadurch nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen ließen.


Nach dem Abendessen kam dann noch ein spiritueller Führer der Kogi auf Besuch und erzählte uns ein paar Geschichten über deren Lebens- und Sichtweise. Die Kogis sehen ihre Aufgabe darin, das Gleichgewicht der Welt aufrecht zu erhalten. Die "Kleinen Brüder" - also die Menschen der modernen Gesellschaft - zerstören unseren Planeten, in dem sie die natürlichen Ressourcen ausbeuten bzw. abbauen. Deshalb müssen die Kogis als "Großen Brüder" dafür sorgen, dass sich die Mutter Erde wieder wohlfühlt. Sie selbst verbrauchen nur das, was sie zum Überleben brauchen - und ihr Lebensstil ist extremst einfach gehalten.

Nach dieser sehr interessanten Lehrstunde in Sachen Nachhaltigkeit und seinem mit Nachdruck platzierten Appell an uns, in Zukunft die Ressourcen bewusster zu verwenden , begaben wir uns zur wohlverdienten Ruhe.


Ein letztes Mal wurden wir um 5 Uhr geweckt. Zu meiner Überraschung hatten wir auch am letzten Tag keinen Muskelkater und nach dem Frühstück hatten wir richtig viel Energie. Vielleicht war es auch einfach das Ziel vor Augen, aber die Wanderung machte am Vormittag richtig Spaß. Selbst der anfänglich schlammige Anstieg konnte unsere Stimmung nicht trüben. 

Emi musste allerdings einen kleinen Rückschlag einstecken. Bis zum letzten Tag waren wir weitgehend von Mosquitostichen verschont geblieben. Nun waren aber Emis Beine plötzlich übersät mit Stichen - sie zählte stolze 40 Stück! Diese juckten nicht nur höllisch, sie waren zum Teil auch stark angeschwollen und manche hatten sich entzunden und bildeten sogar komische Bläschen. Dieser Umstand trug dazu bei, dass wir so schnell wie möglich das letzte Stück hinter uns bringen wollten.

Nach der ersten Hälfte gab es wieder eine kurze Pause mit kleiner Verpflegung. Wir blieben aber gar nicht lange dort, sondern machten uns zu zweit auf den Weg zum Zielpunkt. Irgendwann hatten wir es dann endlich geschafft: Nach annähernd 50 km und fast 24 Stunden effektiver Wanderzeit waren wir die Ersten, die in Machete im Lokal, von wo wir drei Tage vorher gestartet waren, ankamen. Nun ja, fast die ersten - die Holländerin saß bereits dort und schlief in vertrauter Pose mit dem Kopf auf dem Esstisch. Sie konnte zu diesem Zeitpunkt mittlerweile nicht mal mehr stehen bzw. mehr als ein paar Schritte gehen und ließ sich gegen nicht unerhebliche Zusatzkosten per Maultier und Motorrad nach Machete bringen.

Zur Belohnung gab es wieder kühles Bier und eine leckere Portion Fisch. Nach drei Stunden Autofahrt erreichten wir dann endlich wieder unser Hostel in Santa Marta und konnten uns von den Anstrengungen der letzten Tage erholen.



Fazit:

Haben sich der ganze Weg und die Strapazen gelohnt? Also von der Verlorenen Stadt ist ja nicht mehr so viel übrig und richtig imposante Steinkonstruktionen, wie es sie in Machu Picchu oder in Angkor Wat gibt, sucht man dort vergeblich. Dafür ist die Landschaft unschlagbar. Ich würde sagen, der Weg ist das Ziel. Die ganze Wanderung ist ein Abenteuer für sich und eine gute sportliche Herausforderung, die wir fast ein wenig unterschätzt hatten. Belohnt wird man mit einem wunderschönen, tropischen Regenwald und in sattes Grün gehüllte Berge. Wer keine Probleme damit hat, für ein paar Tage auf den gewohnten Komfort zu verzichten und sich körperlich in der Lage fühlt, die 50 km Wanderstrecke in 3.5 Tagen zu bewältigen, dem können wir guten Gewissens die Ciudad Perdida-Tour empfehlen! 

Darüber hinaus war es ein spannendes und lehrreiches Erlebnis, eine indigene Volksgruppe in ihrem sehr bescheidenen Lebensraum zu beobachten - es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann!


Hasta pronto!

E&L


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