Veröffentlicht: 04.11.2017
29/10 - 03/11
Nach 3 Wochen Südostasien freuten wir uns schon auf einen Tapetenwechsel. Die Reise nach Neuseeland ist allerdings selbst aus Asien eine beschwerliche. 3 Flüge - der längste davon 11,5 Stunden - und ingesamt 22,5 Stunden reine Reisezeit bezeugen, dass Neuseeland mitten im Nirgendwo ist. Ich frage mich, wo Neuseeländer Urlaub machen? So etwas wie ein Städtetrip übers Wochenende in ein anderes Land ist maximal nach Australien und in die Südsee möglich. Alles andere ist einfach nur mit einem sehr langen Flug verbunden.
In Neuseeland hatten wir von Auckland noch einen Inlandsflug auf die Südinsel nach Queenstown, dort sollte unser Trip beginnen. Der Anflug auf Queenstown war schon viel beeindruckender, als alle bisherigen: Man hat die ganze Zeit schneebedeckte Berge, grüne Hügel und stahlblaue Seen vor der Fensterscheibe und setzt quasi mittendrin zur Landung an.
Queenstown selbst ist eine nette kleine Stadt, die vor allem Landschaft und Actionaktivitäten zu bieten hat. Man kann alles problemlos zu Fuß erreichen und obwohl es sehr viele Touristen gibt, hat sich die Stadt immer noch eine attraktive Idylle bewahrt. An das Preisniveau müssen wir uns nach Asien allerdings noch etwas gewöhnen (in der ersten Woche in Neuseeland haben wir beinahe so viel ausgegeben wie in den 3 Wochen davor)! Aber nach so einer langen Anreise schauen wir vorerst mal nicht aufs Geld...;)
Außerdem fällt es uns etwas schwer, die richtige Kleidung zu wählen. Solange die Sonne scheint, hat man selbst bei angezeigten 21 Grad das Bedürfnis, in Badehose herumzulaufen. Kommt eine Wolke, kühlt es sofort ab und man möchte am liebsten die Skiunterwäsche auspacken.
Nach 12 Stunden Schlaf begann unser erster richtiger Tag mit etwas Verspätung. Aus den unzähligen Actionangeboten - ich beginne erst gar nicht aufzuzählen - haben wir uns für eine Runde Jetboat entschieden. Dabei schießt man mit ca. 90 km/h über einen teilweise nur knöcheltiefen Fluss durch einen Canyon und legt immer wieder einmal ein paar 360-Grad-Drehungen ein. Am liebsten hätten wir aber selbst das Steuer übernommen.
Für die überteuerten Foto- und Videoaufnahmen waren wir dann allerdings doch zu geizig. Eine indische Familie war so freundlich und hat uns angeboten, uns das Material per Mail zukommen zu lassen, deshalb können wir hier das coole Foto präsentieren.
Der indische Familienvater brachte uns vor allem mit einer Fotoaufnahme von seinem Fallschirmsprung zum Lachen. Ein fallschirmspringender Inder, dessen grauer Vollbart kreuz und quer im Gesicht verteilt ist und der dabei von einem Ohr zum anderen grinst...:)
Abgesehen vom Jetboat haben wir uns einen Vormittag lang dem Mountainbike-Park hingegeben. Mit der Gondel wird man gemeinsam mit dem Bike den Berg hinauf befördert und hat dann die Auswahlmöglichkeit zwischen 30 verschiedenen Varianten in allen Schwierigkeitsgraden den Berg wieder hinunter zu fahren. Eine Abfahrt dauert dabei zwischen 10 und 20 Minuten. Zwischendurch blieb auch ein wenig Zeit, das Wetter und die Aussicht zu genießen. Nach 7 Abfahrten (Emi ging es etwas gemütlicher an und fuhr nur 4 Mal auf und ab) wars dann genug, der ganze Körper schmerzte. Ich dachte immer, das Bergauffahren wäre das Anstrengende...
Für mich steht spätestens nach dieser Erfahrung fest: Mountainbiken ist das ideale Bergsport-Pendant im Sommer zum Skifahren im Winter! Emi hatte, nachdem die anfängliche Ängstlichkeit halbwegs überwunden war, auch Spaß an der Sache - allerdings kommt es für sie nur in Frage, wenn es eine Gondel rauf gibt, Rauffahren ist keine Option! :)
Nach diesem anstrengenden Biketag ist es natürlich eine besonders kluge Entscheidung, gleichmal eine 3-Tages-Wanderung zu machen...nicht! Mit Muskelkater am ganzen Körper machten wir uns auf den Weg zum Routeburn Track.
Die Wanderung selbst ist eigentlich nicht sehr herausfordernd, man bewältigt 32 km mit ca. 600 Höhenmetern in 3 Tagen. Wenn man es darauf anlegt, könnte man das ganze Programm vermutlich auch in einem Tag schaffen, zumindest vermitteln ein paar Trailrunner, denen wir am Weg begegnet sind, diesen Eindruck. Das anstrengende an den 3- bis 4-stündigen Tagesetappen ist mehr der vollgepackte Rucksack. Man übernachtet in Hütten, die einem nur das Notwendigste zur Verfügung stellen: eine Matratze in einem Schlafsaal, ein paar Gaskocher und eine Toilette. Alles andere muss man selbst mitnehmen. Das wirkt sich natürlich auf das Rucksackgewicht aus - wir hatten jeweils zwischen 8-10 kg Ballast auf den Schultern.
Belohnt wird die Anstrengung allerdings mit eindrucksvoller Landschaft.
Zugegeben, als Österreicher ist man durchaus an eine solche Landschaft gewöhnt, allerdings ist Neuseeland noch etwas naturbelassener. Das Beeindruckende ist außerdem die landschaftliche Vielfalt. Wandert man zunächst noch durch dichten (Regen-)Wald, steht man im nächsten Moment vor einem glasklaren Gebirgssee mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Man wechselt quasi von 'Jurassic Park'- zu 'Herr der Ringe'-Kulisse. Außerdem ist im Moment gerade Wasserfallsaison, da der Schnee auf den Bergspitzen schmilzt und sich seinen Weg ins Tal bahnt, wodurch man unzählige Wasserfälle am Weg passiert.
Am letzten Tag unserer Wanderung setzte leider der Regen ein und es wurde spürbar kühler. Am Ziel angelangt, wechselten wir in trockene Kleidung und warteten darauf, für einen Abstecher zum Milford Sound abgeholt zu werden. Der Milford Sound ist eigentlich ein Fjord - und zwar der bekannteste und beliebteste in Neuseeland. Leider spielte das Wetter nicht mit und nach 3 Tagen Landschaft hielt sich unsere Begeisterung für noch mehr Landschaft eher in Grenzen. Uns blieb nur übrig, uns vorzustellen, wie es hier bei Schönwetter aussehen muss...
Nach einer mühseligen 5-Stunden-Busfahrt zurück nach Queenstown fanden wir uns endlich unter der langersehnten heißen Dusche und einem kuschelig warmen und weichen Bett wieder.
Fazit:
Obwohl wir am anderen Ende der Welt sind, haben wir - abgesehen vom Jetlag - überhaupt nicht den Eindruck, dass wir uns dort befinden. Es wirkt alles sehr vertraut. Die Landschaft ist beeindruckend, allerdings für Bewohner eines Alpenstaates nichts total Neues. Es gibt unzählige Pubs/Bars, in denen man ausgezeichnet speisen kann (besonders Burger und Bier/IPA). Neuseeland wirkt auf uns wie eine Mischung aus Österreich (Landschaft) und England (Kultur).
Queenstown an sich ist eine kleine und recht touristische Stadt auf der Südinsel. Im Internet findet man auch die - wie wir finden - sehr treffende Bezeichnung "Capital of Adrenalin" (Hauptstadt von Adrenalin). Es gibt quasi keine Aktivität, die man hier nicht machen kann. Wer also auf der Suche nach Action ist und reichlich Geld zur Verfügung hat, ist in Queenstown hervorragend aufgehoben. Man kann hier problemlos hunderte, wenn nicht sogar tausende Dollar liegen lassen.
Hasta pronto!
E&L
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