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Zurück in der Schule

Veröffentlicht: 18.01.2018

Es ist 5.30 Uhr als das erste Mal mein Wecker klingelt. Wie immer schlummer ich noch ein paar Minuten weiter, bis ich mich dann aufraffe.

Eigentlich hasse ich es, derart früh aufzustehen. Bei meinem Studium in Greifswald versuche ich so gut es geht jede 8 Uhr-Vorlesung zu vermeiden. Mein Gehirn braucht halt ein bisschen Zeit bis es warmgelaufen ist. Hier habe ich keine andere Wahl. Die Uni beginnt für mich jeden Tag außer am Donnerstag und am Wochenende um Punkt 7 Uhr.

Es ist noch dunkel als ich das Haus verlasse. Von meinem Zuhause gehe ich circa eine Viertelstunde zur Bushaltestelle, von welcher ich dann den Bus Richtung Uni nehme.

Angekommen vor dem mehrstöckigen Lehrgebäude nehme ich die Treppe in den sechsten Stock. Im Gegensatz zum Fahrstuhl fahren, bringe ich so meinen Kreislauf zumindest annähernd in Schwung. Die Kursräume sind mit hintereinander angeordneten Holzbänken eher schlicht gehalten. Und nicht nur die räumliche Ausstattung mit großer Tafel erinnert an die Schulzeit, auch die Interaktion zwischen den Lehrenden und den Studierenden. So wird beispielsweise versucht zu verhandeln, ob man nicht ein bisschen früher Schluss machen könnte und gefragt, ob der Inhalt des Themas denn auch klausurrelevant sei. Auch wenn das Klima insgesamt recht entspannt ist, werden Regeln durchaus durchgesetzt. Bei einer allzu großen Verspätung darf dann bis zur nächsten Pause vor der Tür gewartet werden. Woran ich mich auch erstmal wieder gewöhnen musste, waren die vielen Anforderungen im Semester. So gehört zu jeder Lehrveranstaltung ein Gruppenreferat, häufig ein Zwischentest und abschließend eine Klausur. Also alles wieder wie in der Schule?!

An der Uni lernen insgesamt recht wenig ausländische Studierende und in meinen Klassen bin ich der einzige Ausländer. Aber nicht nur meine Kommilitonen sind sehr interessiert über Deutschland und meine Person. Der häufigste Dialog mit mir in Hanoi beginnt in der Regel so: „Was machst du hier?“, Ich studiere., „Was studierst du?“, Ich studiere Deutsch und Geographie., „Warum studierst du als Deutscher Deutsch in Hanoi?“. Ja, warum mache ich das? Ich entgegne, dass dies auch meine Fächer in Deutschland sind und ich hier ein Auslandssemester mache. Außerdem möchte ich neue Erfahrungen sammeln und eine andere Kultur kennenlernen.

Mittlerweile hat mich der Alltag fest im Griff. Dinge, die ich in der ersten Woche als aufregend empfand, wurden schnell Normalität. Dazu gehört auch das Überqueren der Straße. Fußgängerampeln und Zebrastreifen existieren zwar, werden von den lokalen Verkehrsteilnehmern wenn überhaupt eher als Empfehlung wahrgenommen. Am besten ist, wenn man die Straße in einer gleichmäßig, gleichförmigen Bewegung quert und dabei sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Man wird zwar ständig angehupt, das Hupen gehört hier ebenfalls zu den kulturellen Besonderheiten, aber eine wirklich brenzlige Situation habe ich noch nicht erlebt.

Mit einer ordentlichen Portion norddeutscher Gelassenheit komme ich hier super zurecht.

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