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Hillary Trail (08.10.2016)

Veröffentlicht: 11.10.2016

Anya hatte die Idee wandern zu gehen, also klingelte um sechs Uhr am Samstagmorgen unser Wecker. Jana ging duschen, Jasmin skypte mit ihrer Oma und Mama. Pünktlich um sieben stand Anya vor der Tür und holte uns mit dem Auto ab. Wir fuhren eine gute Stunde bis wir am Parkplatz vor den Waitakere Ranges ankamen - mitten in der Pampa.

Wir gingen höchstmotiviert los und erreichten kurz darauf eine Plattform, die uns einen atemberaubenden Anblick über den Wald bot.



Nach etwa einer halben Stunde auf gefestigtem Weg zeigte sich das wahre Gesichts dieses Wanderweges. Alles war voller hellbraunem rutschigen Schlamm. Wir - immer noch äußerst motiviert - ließen uns davon natürlich nicht abschrecken, schließlich hatte wenigstens eine von uns (Jana) Wanderschuhe an, Anya und Jasmin versuchten mit Ästen und Farnen Brücken über den Matsch zu bauen.



Das hat anfangs auch noch ganz gut funktioniert, nach kurzer Zeit ähnelten unsere Schuhe aber leider eher dem Boden. Wir kamen an kleineren Wasserfällen, Bächen und sehr exotischen Pflanzen vorbei, bis sich Jana als erste von uns abpackte, weshalb alle in Gelächter ausbrachen. Kurz danach legte sich Jasmin hin, beide waren aber zum Glück kaum schmutzig geworden. Nach vier Stunden erreichten wir die erste Etappe, einem riesigen künstlichen Wasserfall, dessen Wasser metertief abfiel. Um uns herum konnten wir wieder einen grandiosen Ausblick über das Gelände genießen.
An dieser Stelle machten wir auch unsere erste Mittagspause und aßen unsere mitgebrachten Brote und Cracker.



Nach dieser Verschnaufpause ging es weiter, jedoch nicht denselben Weg zurück, sondern einen kleineren Pfad, den wir für eine Abkürzung hielten. Größter Fehler unseres Lebens! Der Weg, der Anfangs schon Probleme bereitet hatte, entpuppte sich als eine Art Schlammbad, weshalb Anya dann kurz darauf auch hinfiel. Kurz davor wurde sie noch von Jana mit den Worten: "Man slided hier so'n bisschen" gewarnt. Dadurch, dass Anya sich quasi in den Schlamm reingesetzt hatte, ihren Anblick, Janas Worte und die gesamte Situation, mussten wir uns sehr auf den Weg konzentrieren um nicht lachend erneut auszurutschen... Passierte natürlich trotzdem. Wir wurden immer mehr zu braunbefleckten Schlamm-Menschen, die teils hysterisch lachend, teils laut schreiend etwas geistesgestört gewirkt haben müssen. Glücklicherweise war nicht so viel los auf dem Weg, um genau zu sein waren wir die einzigen, die diese "Abkürzung" gewählt hatten. Nachdem unsere Nerven durch extrem schmale Wege an Abhängen und den ganzen Matsch sehr strapaziert waren, kamen wir an einen Fluss. Allerdings erwartete uns dort kein Kanu, wie Anya versprochen hatte, sondern nur Wasser. Wir waren wohl an der falschen Stelle. Fassungslosigkeit und Verzweiflung machte sich in uns breit. Nun gab es zwei Optionen, entweder wir liefen den ganzen Weg zurück, oder wir mussten wohl oder übel durch den Fluss laufen. Da Option eins keine Option für uns war, wählten wir den Weg durch den Fluss.



Es war kalt. Sehr kalt. Und die Strömung riss einen fast davon. Aber wir überlebten und waren erstmal sehr glücklich, dass wir die andere Seite erreicht hatten, ohne ins Wasser zu fallen. Dann kam der Schock. Hinter der nächsten Kurve hörte der Weg einfach auf. Wir standen kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Während Anya und Jana schon beim Gedanken an den Weg zurück waren, kletterte Jasmin einen Felsen hinauf und verkündete oben angekommen, dass es doch einen Weg gäbe.

Den gingen wir ca fünf Minuten entlang, bis wir zu einem der Hauptwege kamen und sahen, dass dieser Weg, den wir gerade drei Stunden gelaufen waren und für eine Abkürzung hielten, eigentlich ein 'dangerous track' war und normalerweise nur für Leute mit viel Wandererfahrung geeignet war.

Um nun endlich und schnellstmöglich zum Pakplatz zu gelangen fragten wir einen Ranger nach dem Weg. Der zeigte kurz darauf in die Richtung aus der wir gekommen waren und teilte uns strahlend mit, dass dies der beste Weg zurück wäre. Wir lachten und hielten das für einen Scherz, bis wir realisierten, dass er das ernst meinte. Daraufhin schwiegen wir betreten und erklärten ihm dann, dass wir diesen Weg niemals zurücklaufen würden.

Er nannte uns dann einen anderen Weg, der etwas gefestigter war, jedoch länger dauern würde. Außerdem erklärte er ihn falsch, sodass wir einen gesperrten Weg entlangliefen und irgendwann bemerkten, dass dieser uns zurück zum 'dangerous track' führen würde.
Wir ließen uns verzweifelt auf den Boden fallen, hatten Hunger, weil unser Essen nun leider alle war (wir hatten nur noch eklige Reiscracker) und unsere Füße und Beine taten weh. Wir waren mittlerweile sieben Stunden unterwegs.



Nach einer halben Stunde rafften wir uns auf, liefen ein Stück zurück und nahmen einen anderen Weg, der uns tatsächlich zum Parkplatz führte. Bis dahin schlichen wir in Zeitlupe die endlosen Berge hinauf und Anya warnte ein chinesisches Pärchen davor, diesen Weg zu betreten, denn diese dachten doch wirklich der Weg würde nur fünfundzwanzig Minuten dauern und hatten weiße Stoffschuhe an. Sie dankten uns und kehrten um, allerdings nicht ohne uns wegen unseres Aussehens ein bisschen auszulachen.

Als wir endlich den Parkplatz erreichten, überkam uns ein Freudenschrei, was zusammen mit unserem derzeitigen Anblick für Verwirrung bei den ankommenden Menschen sorgte. Wir fühlten uns wie Ausgesetzte, die nach langer Zeit in der Wildnis endlich die Zivilisation erreichten.             Wir konnten beobachten, dass viele der gerade angekommenen Menschen zurück in ihr Auto stiegen und wieder wegfuhren, was eventuell an uns gelegen haben könnte.

Hungrig und müde kehrten wir nach Hause zurück. Neun Stunden waren wir insgesamt gewandert.

(Survival-Camp erfogreich abgeschlossen)

Jana und Jasmin


Antworten (1)

Johannes
seid ihr immer noch hungrig?

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