Veröffentlicht: 30.03.2024
Xin chào, ihr Schnuffies!
Dieser Beitrag wird mal wieder etwas länger, aber ich könnte die Eindrücke der letzten Tage kaum kürzer fassen. Also, schnapp dir einen Tee (Bier geht auch), mach es dir gemütlich und viel Spaß beim Lesen.
Unsere Planung fiel auf den Ha Giang Loop im Norden Vietnams. Der Ha Giang Loop ist eine Strecke durch die Berge, die man mit einem gemieteten Roller über mehrere Tage fahren kann. Einige Menschen nehmen sich dafür einen lokalen Fahrer, der die Tour mit ihnen fährt. Wir entschlossen uns aber dazu, den Loop alleine zu fahren, trotz der Gefahr, von der Polizei angehalten zu werden und Unmengen an Geld zahlen zu müssen (Spoiler… wir wurden nicht angehalten😇). Nach einer Nacht in einem Hostel ging es für uns früh am Morgen los. Wir ließen Ha Giang hinter uns und fuhren gegen den Uhrzeigersinn in dem Loop, da wir gelesen hatten, dass die meisten Polizeikontrollen in der anderen Richtung lagen. Ziemlich schnell türmten sich vor uns riesige Berge auf, die verziert waren mit dichtem, tropischem Wald. Eigentlich wäre unser erster Stopp ein Wasserfall gewesen, aber wie die Erfahrung nun zeigt, sollten wir das mit den Wasserfällen wohl lieber sein lassen, denn auch dieses Mal kamen wir nicht am Wasserfall an. Wir fuhren Stunden um Stunden über schrecklich schlimme Straßen, die nur aus Baustellen bestanden und stetig steil bergauf gingen. Es war ein Kampf. Währenddessen wurden die Berge immer höher, die Schluchten immer tiefer und die Atmosphäre immer atemberaubender. Wir sahen Berge, die sich wie Riesen über uns auftürmten und ihr Aussehen zwischen grünen Hobbit-Hügeln und scharfen, aus schwarzem Fels bestehenden Zwergenbergen änderten. Wir sahen wunderschöne Reisterrassen in den Tälern und blühende Bäume in den Schluchten. Die Landschaft war so schön, dass meine Fantasie auf Hochtouren lief und ich mir immer wieder Drachen vorstellen musste, die durch die Schluchten oder auf die in den Wolken hängenden Berggipfel flogen. Nach 7 Stunden Fahrt kamen wir dreckig von oben bis unten und mit schmerzendem Hintern in unserem Hostel an. Am nächsten Tag fuhren wir erst nachmittags los. Unser Ziel war der nördlichste Punkt Vietnams. Wir fuhren immer höher in die Berge. Immer häufiger stieg uns der Geruch von Nadelholz und Harz in die Nase, der mich an Zuhause erinnerte… an Spaziergänge mit Mama durch den Wald neben unserem Haus und die warmen Sommernächte, in denen ich durch den Wald nach Hause lief. Seltsam, welche Erinnerungen solche Gerüche in einem wecken können. Ich bin immer wieder fasziniert davon. Vom nördlichsten Punkt aus konnten wir bis zur chinesischen Grenze schauen und erlebten einen herrlichen Sonnenuntergang auf dem Turm. Wir brauchten nochmal knapp eine Stunde, um zu unserem nächsten Hostel zu kommen, was sich im Dunkeln als kleine Herausforderung darstellte. Viele der Straßen haben keine Leitplanken und man könnte ohne weiteres einem der steilen Hänge herunterfallen, aber Julian brachte uns langsam und sicher an unser Ziel. (Schulterklopfer an ihn). Die nächsten zwei Tage verbrachten wir in dem Hostel, da ich wieder etwas krank geworden war und die kleine Stadt uns ohnehin gut gefiel. Die Völker hier in den Bergen sind bewundernswert. Da das Gelände dort sehr unwegsam ist, sahen wir immer wieder kleine Äcker zwischen den spitzen Felsen, die aus dem Boden ragten. Die Menschen hier nutzen kaum Maschinen für den Ackerbau, sondern Kühe oder Wasserbüffel, da man mit Maschinen zwischen den Felsen wohl kaum zurechtkommen würde. Man sah immer wieder einsame Roller an der Straße stehen und wenn man genau hinsah, konnte man die Frauen in ihren bunten Gewändern irgendwo an den steilen Berghängen arbeiten sehen. Julian fiel irgendwann auf, dass meistens die jüngeren Leute hier Roller fahren, während die Älteren eher der Beifahrer sind, was wahrscheinlich am zunehmend schlechteren Sehvermögen liegt, da wir hier auch selten jemanden mit einer Brille sahen. Soweit zumindest unsere Theorie. Eine Kehrseite der schönen Aussichten und magischen Landschaften hier waren jedoch die Kinder. Wir sahen viele Kinder bei der Feldarbeit oder bettelnd an den Straßen mit den Worten „Money“ oder „Food“. In Restaurants wurden wir teilweise nur von den Kindern der Besitzer bedient, was sich oft sehr seltsam anfühlte. Auffällig waren außerdem die jungen Mädchen oder Frauen, die man immer wieder mit kleinen Kindern auf dem Arm herumlaufen sah. Schwer zu sagen, ob es ihre eigenen Kinder waren oder ihre jüngeren Geschwister… Studien oder Berichte zu diesem Thema findet man jedoch kaum, da sexuelle Gewalt ein absolut heikles Thema in Vietnam ist. An unserem letzten Tag fuhren wir zurück Richtung Ha Giang. Wir wären ja aber nicht die Reisegruppe Chaos, wenn uns nicht auch dieses Mal irgend etwas schief gelaufen wäre, denn kurz nachdem wir losgefahren waren, fiel uns auf, dass wir kaum noch Sprit im Tank hatten und kurz vor der Reserve waren. Kurze Panik machte sich breit, als wir dann auch noch feststellten, dass wir kaum noch Geld dabei hatten. Unser größtes Glück war es, dass wir viel bergab fahren mussten und es somit knapp in die nächste Stadt schafften, die noch eine Stunde entfernt lag. Dort füllten wir unsere Geldbeutel und unseren Tank und fuhren weiter. Umso näher wir Ha Giang kamen, umso kleiner wurden die Berge und Täler. Die Felder und Äcker zogen sich immer mehr in die Länge und die spitzen Felsen, die aus dem Boden ragten, waren irgendwann verschwunden. Wir kamen durch einen wunderschönen Pinienwald in fuhren einem breiten Fluss entlang, der sich zwischen den Bergen hindurch schlängelte. In Ha Giang angekommen, fuhren wir (mit etwas Stress) zu unserem Homestay und bekamen dort noch ein herrlich leckeres Abendessen, bevor wir erschöpft ins Bett fielen.
Es gibt eigentlich noch so viele Kleinigkeiten, Erlebnisse und Eindrücke zu erzählen die wir in den letzten Tagen erlebt haben aber das würde hier den Rahmen sprengen . 🙈
Als nächstes geht unsere Reise nach Sapa.
Bis dahin.
tạm biệt🐑