Veröffentlicht: 02.10.2016
An Tag 8 unserer Red Centre Tour sind wir vom Palm Valley zum Tnorala (Gosse Bluff) Conservation Reserve gefahren. Das ist ein riesengroßer Meteoritenkrater mit ziemlich hohen Bergen drum herum. Es ist auch wieder eine sehr wichtige Stätte für die Aborigines, sodass man eine Erlaubnis braucht, um dort hin zu fahren. Die haben wir aber gleichzeitig mit der Erlaubnis für die Straße des Mereenie Loop bekommen und sie war auch noch gültig (bis 2 Tage nach Kauf). Also hat alles gepasst.
Nachdem wir erneut die Baustellenstraße vor Hermannsburg hinter uns gebracht hatten, mussten wir nach ca. 30 km rechts Richtung Norden abbiegen. Dann geht es nochmal links weg zum Reserve, wobei man das Gebirge schon von weitem gesehen hat. Die Straße dorthin hat wieder einen 4WD verlangt, aber zum Glück haben wir ja einen :D Mit dem Auto konnte man dann mitten in den Krater hineinfahren und dann einen kleinen Walk durch die Ebene machen, bei dem auch ein Lookout dabei war. Das war richtig schön! Gerade auf dem Lookout konnte man sehr gut die Umgebung sehen und wie toll die Berge kreisförmig um das bewachsene Tal angeordnet sind. Unten gab es haufenweise Blumen und bunte Gräser. Das war wirklich ein Stop, der sich gelohnt hat. Wir haben dort dann auch gleich Mittag gegessen :)
Danach ging es weiter nach Norden und Richtung West MacDonnell National Park. Nach ein paar Kilometern haben wir am Tyler Pass gehalten, weil es dort eine superschöne Aussicht auf das Tnorala-Gebirge und die Hügellandschaft des West MacDonnell National Parks gab. Der nächste Stop war dann nach ca. 50 km Glen Helen. Dort haben wir uns ein bisschen im Roadhouse ausgeruht, weil wir keine Lust auf wandern hatten und haben einen beef pie und eine sausage roll gegessen. Beides hat der Barkeeper vorher in der Mikrowelle aufgewärmt :D Danach ging es zur Glen Helen Gorge. Das ist nur ein 2 Minuten-Fußweg vom Carpark. Am Ausgang der Schlucht ist ein großes Wasserloch, wo einige Leute tatsächlich gebadet haben (wir haben nur unsere Füße gebadet) und wo man durchschwimmen muss, wenn man dahinter in der Schlucht den Walk machen will, der zu einer Wandmalerei führt. Schon etwas verrückt bzw. eher was für den Sommer :D Nach dem Fußbad sind wir barfuß zurück zum Auto gelaufen und haben es total genossen, mal nicht in den Wanderschuhen zu stecken. Am Auto haben wir uns auch sofort Flipflops angezogen^^
Danach ging es weiter zum Campground an der Ormiston Gorge, wo wir die Nacht verbringen wollten. Der war schon ziemlich voll, aber wir haben noch einen Platz bekommen. Dort sollte es auch Duschen und einen Kiosk geben und deswegen dachten wir, dass es ein etwas besserer Campingplatz ist. Letztendlich gab es schon einen Kiosk, aber für den gesamten Campingplatz eine Dusche, zwei Toiletten und ein Waschbecken im Damenklo. Außerdem lag eine riesige tote Spinne in einem Klo, die schon von Ameisen zerlegt wurde, und im anderen Klo hingen hinter der Tür lebende Spinnen. Die Dusche war auch nicht wirklich sauber. Und dafür haben wir dann 10 AUD pro Person gezahlt!! Der Campingplatz im Palm Valley war viiiel schöner, es gab für weniger Leute 2 Duschen und 2 Waschbecken und er hat nur 6,60 pro Person gekostet. Da war der Platz in Ormiston Gorge echt eine Enttäuschung. Der Abend war aber noch ganz schön, wir haben uns Nudeln mit Pesto und Parmesan gemacht und noch eine Folge Elementary im Bett geguckt. Ganz gemütlich :)
Am nächsten Tag nach dem gesundheitsbedingten Ausschlafen (bis 9 Uhr) gab es für mich erstmal eine böse Überraschung: zusätzlich zu meiner immer noch hartnäckigen Erkältung hatte ich auf einmal überall am Körper rote, juckende Punkte! Die sahen aus wie kleine Mückenstiche und waren aber nur an den Stellen, die nicht vom Schlafanzug bedeckt waren und auch nicht an den Beinen. Erst dachten wir an eine Bettwanze oder sowas, aber der Andi hatte gar nichts. Dann evtl. an einen Ausschlag von der Krankheit, aber dafür war die Verteilung der Punkte zu seltsam und die Punkte an sich auch zu groß. Also blieb eigentlich nur irgendein Viech, das mich mochte und den Andi verschont hat. Hat mich natürlich sehr gefreut, vor allem, weil die Punkte echt gejuckt haben und ich aussah, als hätte ich Windpocken… Das war dann auch ein weiterer Grund möglichst bald nach Alice Springs zurückzukehren, sodass wir geplant haben am nächsten Tag dort anzukommen. Ein weiterer Grund war, dass wir inzwischen echt nicht mehr so scharf auf wandern waren und ein anderer, dass unsere Frühstücksaufstriche wie Nutella, Erdnussbutter und Käse ziemlich zur Neige gingen :D
Bevor es aber wieder in die Zivilisation ging, wollten wir schon noch ein paar Sachen sehen. Also sind wir erstmal zur Ormiston Gorge gegangen. Man kann dort unten an die Schlucht, wo es Wasser gibt und auch wieder viele Leute gebadet haben. Als wir da waren, war aber wohl auch grade irgendeine Schulklasse dort und die haben dermaßen rumgequiekt, weil das Wasser so kalt war, dass wir uns schnell wieder verzogen haben (die Felswände haben das Geschrei auch noch ziemlich reflektiert). Der Lookout sollte eh viel spektakulärer sein, sodass wir also da hochgegangen sind. Der Walk da hoch hieß Ghost Gum Walk, weil es an der Schlucht viele Geistereukalypten gibt, die dann im Kontrast mit der roten Felswand stehen sollen. Bei uns war zwar wie immer alles ziemlich grün und die Felswand deswegen auch nicht wirklich rot, aber schön war der Walk da hoch trotzdem und die Aussicht wirklich atemberaubend schön! In meinem Zustand war der Weg mit den vielen Treppen hoch zum Lookout sehr anstrengend und wir sind dann auch bald wieder nach unten. Wenn man den gesamten, loopförmigen Ghost Gum Walk machen wollte, hätte man übrigens auf dem Rückweg wie schon in Glen Helen durch Wasser schwimmen müssen. Brrr.
Nach dem kleinen Ausflug zur Ormiston Gorge ging es dann wieder zurück zur Hauptstraße des Nationalparks und weiter östlich zu den Ochre Pits. Dort konnte man eine sehr schön bunte Felswand bestaunen, wo die Aborigines seit tausenden Jahren Ocker abbauen. Diesen benutzen sie für Malereien, Körperbemalungen, Zeremonien und auch Salben oder Wickel bei Krankheiten. Es gab total viele verschiedene Farben, echt cool. Die Picknickarea haben wir dann auch gleich zum Mittagessen genutzt und sind dann weitergefahren.
Der nächste Halt war die Serpentine Gorge. Dort gab es einen Walk zu einem Lookout, den wir noch gemacht haben. Von dort oben hatte man wirklich einen tollen Blick über die West MacDonnell Ranges in die eine Richtung und die Schlucht in die andere Richtung. Von unten sollte die Schlucht nicht so spektakulär sein (Hinweis eines anderen Wanderers, der uns entgegen kam), sodass wir uns den Weg dorthin gespart haben und wieder zurück zum Parkplatz gelaufen sind.
Als nächstes sind wir zum Ellery Creek Big Hole gefahren. Das ist ein großes Wasserloch, das ziemliche Ähnlichkeit mit dem in Glen Helen hat. Dort hätte man auch gut baden oder einen Walk machen können, aber weil Andi und ich ziemlich fertig waren, haben wir uns für im Sand liegen und lesen entschieden :D Das war auch total schön und sehr entspannend. Es gab dort auch einen Campingplatz für 6,60 pro Person, aber weil uns der irgendwie gar nicht gefallen hat und schon sehr voll war, sind wir zu einem Free Campground ein paar Kilometer weiter gefahren. Dort gab es zwar mal wieder keine Toiletten, aber dafür einen herrlichen Ausblick über die Landschaft des Nationalparks. Da haben wir einen superschönen Sonnenuntergang beobachten können. Außerdem hatten wir ja auch noch Feuerholz vom Palm Valley übrig, sodass wir uns ein gemütliches Lagerfeuer machen konnten, an dem wir unseren Tomaten-Gemüse-Reis gegessen haben.
Irgendwann als es schon dunkel war, kam dann noch ein Auto auf den Platz und es ist ein Mann ausgestiegen, der zu uns kam. Der hat dann gefragt, ob wir 5 Liter Benzin für ihn haben, weil sein Auto liegen geblieben ist bzw. er mit dem restlichen Benzin nicht mehr bis zur nächsten Tankstelle kommt. Wir konnten ihm leider nicht helfen, weil unsere Benzinkanister leer waren. Wir wollten ja am nächsten Tag nach Alice fahren und haben keine Kanister mehr gebraucht. Irgendwie war der Typ aber etwas seltsam, stand da bei uns am Feuer und ist auch nicht gegangen, als wir ihm gesagt haben, dass wir kein Benzin für ihn haben. Man hat ihn auch echt schwer verstanden und wir dachten, dass er vielleicht was getrunken hat. Irgendwann ist er dann noch zu unserem Nachbarn gegangen und hat wegen Benzin gefragt. Der hat aber einen Diesel und konnte ihm auch nicht helfen. Ich weiß nicht, ob er auch noch bei den anderen beiden Autos auf dem Platz gefragt hat, jedenfalls hat ihm unser Nachbar empfohlen, einfach die Nacht hierzubleiben und morgen zu warten, bis jemand kommt, der ihm helfen kann. Das hat er dann auch gemacht. Ein halbe Stunde später oder so (wir waren grade dabei ins Bett zu hüpfen), ist er dann nochmal zu uns gekommen und hat gefragt, ob wir eine Feuchtigkeitscreme haben, weil seine Arme und Beine so trocken sind. Da dachte ich mir schon: aha, der schnorrt wohl öfter. War eine ziemlich seltsame Situation, aber ich hab ihm dann was von meinem Körperöl gegeben. Als wir ihn dann wieder abgewimmelt hatten, sind wir ins Bett. Am nächsten Morgen beim Frühstück kam unser Nachbar zu uns und hat gefragt, ob der Typ uns auch nach Benzin gefragt hat. Wir haben dann ein bisschen geredet und dann kam wieder der seltsame Typ und hat unseren Nachbarn nach heißem Wasser gefragt (er hat immer noch so komisch geredet). Der hat ihm dann eine Kanne gemacht, weil er einen Caravan hatte und die haben eine Weile geredet. Wir haben fertig gefrühstückt (die Fliegen waren soooooooooo nervig an dem Tag!!) und uns dann abfahrbereit gemacht. Der seltsame Typ ist dann vor uns noch gefahren und bevor wir fahren konnten, ist unser Nachbar nochmal zu uns gekommen und hat uns erklärt, dass der Typ ein leech, also Blutegel, ist. Wir sollen auf keinen Fall nochmal anhalten, falls wir ihn am Straßenrand sehen und keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden. Somit hatten wir den ersten Menschen kennengelernt, der nicht selbst hilfsbereit ist, sondern die überall vorhandene Hilfsbereitschaft der Australier ausnutzt. Ziemlich mies.
Noch eine Sache, die mir mit den beiden Männern aufgefallen ist: Sie haben mich so ziemlich ignoriert. Immer, wenn einer der beiden mit uns reden wollte, ist er zum Andi gegangen und hat mich nicht beachtet und nicht mal gegrüßt. Kein Wunder, dass keiner der beiden eine Frau hatte. Manche Australier sind echt noch sehr traditionell. Mir ist auch aufgefallen, dass in 90% der Autos mit Pärchen der Mann fährt. Aber naja, nur mal so angemerkt :D
Als wir nach der etwas verrückten Nacht und dem Morgen wieder auf der Straße waren, haben wir uns überlegt, was wir noch anschauen wollen. Standley Chasm ist eigentlich die spektakulärste Schlucht in den Ranges, weil dort 80 m hohe Wände eine nur 9 m breite Schlucht säumen. Für ein Foto wären wir hingefahren, aber wir wussten, dass man 12 AUD pro Person Eintritt zahlen muss und das wollten wir nicht. Es hätte sich einfach nicht gelohnt, weil es mir nicht so gut ging, dass wir da entspannt durchlaufen hätten können. Also sind wir weiter zur Simpsons Gap gefahren. Das Wetter war an dem Tag bewölkt und wir hatten schon Angst, dass es wieder zum regnen anfängt, aber wir hatten Glück. Und die Gap war soo schön! Wir waren froh, dass wir nochmal bei gutem Wetter dorthin gefahren sind. Es gab dort auch wieder ein kleines Wasserloch und die Andeutung eines Flusses, viele Pflanzen und beeindruckende Felsen. War sehr idyllisch. Es haben dann andere Besucher auf die Felsen gedeutet und gemeint, dass sie Rock Wallabies sehen. Wir konnten aber nichts erkennen und haben dann nur mit der Hilfe eines Mannes, seiner Beschreibung und des Zooms der Kamera die Wallabies sehen können. Die sind so klein und unbeschreiblich gut getarnt in der Umgebung. Es ist mir ein Rätsel, wie ein Mensch so ein Tier in der Umgebung entdecken kann. Ein Wallaby hab ich mit bloßem Auge nicht mal dann gesehen, als ich wusste wo es war! Aber es war schon cool, dass wir überhaupt welche gesehen haben, weil es die zwar öfter gibt, sie aber eben schwer zu entdecken sind bzw. tagsüber in irgendwelchen Felsspalten ruhen.
Nach dem Ausflug in die Simpsons Gap ging es zurück nach Alice Springs. Das war ja nicht mehr weit und so sind wir mittags dort angekommen. Der Kilometerzähler unseres Autos hat nach der Tour übrigens tatsächlich knapp über 1500 km angezeigt. Schon krass, was man da für eine Strecke zurücklegt!
Die Erlebnisse der nächsten Tage gibt’s dann im nächsten Eintrag :)