Veröffentlicht: 10.09.2016
Unser zweiter Tag im Kakadu Nationalpark ging schon früh los. Um 6 Uhr ging der Wecker und um halb 8 wollten wir losfahren. Um 9 Uhr gab es nämlich am Burrunggui in der Nourlangie Region die Rock Art Talks, bei denen wir mitmachen wollten, um etwas über die uralten Malereien der Aborigines zu erfahren. Nachdem wir also unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz um eine Nacht verlängert und unsere Yellow Water Tour für den Abend gebucht hatten, sind wir losgefahren. Leider mit etwas Verspätung, weil der Drucker an der Rezeption nicht funktioniert hat.
Angekommen sind wir dann um 9:10 Uhr, das heißt wir haben den Anfang der Talks verpasst. Das war aber nicht schlimm, weil man einfach auch mitten drin dazustoßen kann. Also haben wir uns mal auf den Rundweg gemacht und haben die Gruppe dann auch gleich beim Gunwarddehwardde Lookout gefunden. Dort hatte man einen total schönen Blick auf Namanjolg’s Feather, einen großen Felsen, der in einer der Geschichten der Aboriginal People eine Rolle spielt. Viele Orte haben dort eine historische Bedeutung. Und historisch heißt hier nicht 2000 Jahre, sondern 20.000 Jahre! Das ist das verrückte, dass die Malereien und Ausgrabungen, die man dort gefunden hat, schon so alt sind. Einige der Bilder könnten auch noch älter sein, um die 50.000 Jahre. Mit jeder neuen Methode um das Alter zu bestimmen, wird diese Zahl höher. Das ist echt schon ganz schön lang her, wenn man überlegt, was zu dieser Zeit in Europa war.
Von dem Lookout sind wir dann weitergegangen zur Angbangbang Gallery. Dort sieht man Namarrgon the Lightning Man. Das ist quasi eine Gottheit, die in den Wolken sitzt und mit Händen und Füßen Blitze und mit Ellbogen und Knien Donner macht, wenn ein Gewitter aufzieht. Seine Frau Barrginj und er sind die Eltern von Aljurr, das ist ein Grashüpfer, der zusammen mit den ersten Stürmen der Regenzeit auftaucht. Außerdem sieht man auf den Bildern noch Namanjolg, der zusammen mit seiner Schwester das Inzestgesetz gebrochen hat. Das haben sie auf dem vorher erwähnten Felsen getan und sie hat ihm dann eine Feder aus dem Kopfschmuck gezogen und auf dem Felsen platziert. Namanjolg ging nach dem Gesetzesbruch in einen Fluss und wurde dort zu Ginga, einem Salzwasserkrokodil. Mit dieser Geschichte hat man den Kindern beigebracht, nicht ins Wasser zu gehen, weil dort Krokodile sein können und diese auch gefährlich sind, weil Namanjolg schonmal ein Gesetz gebrochen hat und es deswegen auch wieder tun würde und Kinder töten. Außerdem haben sie so gleich gelernt, sich an die Familiengesetze zu halten. Darüber haben wir auch sehr viel gelernt, aber das ist wirklich soo kompliziert! Die Aboriginal People im Kakadu (Bininj) haben da ein System, nach dem alles entweder Duwa oder Yirridjdja ist. Das bezieht sich auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Sterne, einfach alles. Aber die Menschen werden dann nochmal in jeweils 4 verschiedene Skins aufgeteilt, durch welche man seinen Namen erhält. Man hat dann von diesen 8 verschiedenen Namen immer 2 Möglichkeiten jemanden zu heiraten und dann erhält das Kind einen durch die Skins der Eltern festgelegten Namen. Das System funktioniert dann so, dass Inzest vermieden wird, weil die Clans ja nicht so groß waren, und erst nach 4 Generationen wieder dieselben Skins heiraten dürfen. Es ist aber echt kompliziert und selbst die Ranger, die uns das erklärt haben, meinten, dass sie es lange nicht verstanden haben. Das war jetzt auch nur die ganz kurze Version. Es ist auch noch so, dass es dann quasi „vergiftete“ Beziehungen zwischen Bruder und Schwester gibt und sie ab einem bestimmten Alter nicht mehr miteinander reden dürfen. Das heißt aber nicht, dass sie sich hassen, sondern sie kümmern sich trotzdem umeinander. Nur halt über eine dritte Person. Außerdem gibt es keinen Unterschied zwischen Vater und Onkel, sondern es sind alles Väter. Genauso bei Brüdern und Cousins – alles Brüder. Und es kommt auf deinen Namen an, welche familiäre Beziehung du zu einer anderen Person hast. So kann es sein, dass ein 5-jähriges Kind der Großvater eines 60-jährigen Mannes ist. Das ist schon ziemlich faszinierend, wie das alles funktioniert. Und es wird noch immer so gelebt!
Jetzt wieder zurück zu unserem Rock Art Talk. Auf dem weiteren Rundweg sind wir an noch mehr Wandmalereien vorbeigekommen. Die zeigen dann unter anderem Kängurus, Fische oder tanzende Menschen. Alltag also, den die Aboriginal People einfach aus Spaß oder Stolz über einen tollen Fang gemalt haben. Übrigens sind die Malereien mit verschiedenen Ockerfarben gemacht, die aus Steinen gewonnen werden. Es gibt Rot-, Gelb- und Weißtöne. Die roten Farben halten am längsten am Stein, weswegen das die ältesten Malereien sind. Am letzten Stop des Talks, einem Unterstand unter einem großen Felsen, gab es auch einige Steine am Boden zu sehen, die runde Mulden aufwiesen. Das sind dann Stellen, an denen die Aborigines ihre Farbe zusammengemischt haben. In diesem shelter konnte man wirklich die Geschichte spüren. Dort sind seit tausenden Jahren die Ureinwohner zusammengekommen, um zu leben, zu essen und ihr Werkzeug zu fertigen. Der Guide hat uns dann einige Dinge gezeigt, die man dort bei Ausgrabungen gefunden hat. Zum Beispiel eine Axt, ein Beutel aus Pflanzensträngen oder verschiedene Steine, von denen man rasiermesserscharfe Stücke zum Schneiden abbrechen konnte. Es ist ein Glück, das dort überhaupt solche Stücke gefunden werden konnten, weil in dem tropischen Klima normalerweise alles sehr schnell verfällt.
Am Ende der Tour waren wir ziemlich übervoll mit Informationen. Da alles auf Englisch war und der Guide schon einen recht starken Akzent hatte, war nicht alles immer so gut zu verstehen, aber ich denke, die wichtigsten Sachen haben wir mitbekommen. Und es war auch wirklich interessant, weswegen man immer zugehört hat, auch wenn das Ganze insgesamt dann doch 2 Stunden gedauert hat. Der Guide hat das auch super erzählt und die Leute richtig mitgenommen in diese Welt. Also war es eine sehr gute Entscheidung so früh aufzustehen und dort extra hinzufahren!
Gegen Mittag sind wir dann also wieder zurück gefahren. Auf dem Weg gab es noch den Mirrai Lookout, zu dem wir hochgestiegen sind. Das war vielleicht anstrengend!! Wirklich Schatten gab es da nicht und es war schon steil. Da schwitzt man dermaßen schnell. Aber oben angekommen hat es sich wirklich gelohnt. Wir hatten ein kleines Mittagessen dabei und was zu trinken und haben es uns dann dort gemütlich gemacht. Mit 360° Ausblick auf verschiedene Landstriche des ganzen Parks.
Nach der Anstrengung sind wir zum Warradjan Aboriginal Cultural Centre gefahren und haben uns ein bisschen im klimatisierten Gebäude abgekühlt. Das Centre ist quasi ein Museum und zeigt die verschiedenen Aspekte des Lebens der Bininj. Was sie essen, wie sie jagen, wie sich ihr Leben über die letzten Jahrzehnte mit dem Aufbau des Kakadu Nationalparks verändert hat und viele Zitate und Meinungen der heute dort lebenden Aborigines. Den Inhalt fanden wir echt interessant, aber Andi meinte, der Aufbau und die Routenführung durch das Centre waren etwas wirr.
Danach sind wir zurück zur Cooinda Lodge gefahren, weil wir schließlich nicht zu spät zu unserer Yellow Water Cruise kommen wollten. Am Campingplatz hat uns dann ein Bus abgeholt und zur Bootsanlegestelle gefahren, die aber wirklich nicht weit weg war. Und um 16:30 ging dann unsere 2-stündige Bootsfahrt los. Die Yellow Water Region ist eine Region um den South Alligator River und Teil der Flutebene des Flusses. Das heißt, dort sind große Teile sogar in der Trockenzeit noch unter Wasser und es tummeln sich hunderte Vögel, Krokodile, Fische, Insekten und sogar Büffel dort. Und mit dem flachen Boot konnte man ganz nah ans Ufer ran, falls es was Interessantes zu sehen gab. Der Typ, der unser Boot gesteuert hat, hat ununterbrochen geredet und uns alles mögliche erzählt. Über Tiere und Pflanzen, wo er herkommt und wie das Land in der Regenzeit aussieht. Es war zwar interessant, aber manchmal hätte ich mir einfach mal 2 Minuten Stille gewünscht :D Das hat er dann sogar einmal gemacht und unser Boot einfach treiben lassen. Herrlich! Ansonsten sind wir ein bisschen auf dem Fluss und der Flutebene rumgefahren, haben Ausschau nach Tieren gehalten und haben die Aussicht genossen. Wir sind so oft ganz nah an Krokodile rangefahren, das war cool! Und die vielen Seerosen waren auch toll. Außerdem konnten wir Adler von Nahem sehen und tausende Enten an den Ufern. Da wir den Sunset-Cruise gebucht hatten, haben wir dann auch miterlebt wie sich langsam das Licht verändert, es dunkler wird und die Sonne untergeht. So schön! Da hat er unser Boot dann auch an eine bestimmte Stelle gefahren und wir konnten einfach nochmal die Aussicht genießen und wie sich die Sonne im Wasser spiegelt. Total toll war das. Die zwei Stunden Fahrt war wirklich ein Highlight und obwohl wir anfangs überlegt haben, ob wir das machen wollen, weil 90$ pro Person halt schon echt teuer ist, bereue ich es gar nicht. Sowas muss man wirklich mal erlebt haben!
Als wir wieder auf dem Campingplatz waren, haben wir uns noch Nudeln zu Abend gemacht und sind dann bald ins Bett gegangen. War echt ein anstrengender Tag! Aber wir haben so viel erlebt und gelernt, das war total schön :)