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Unendlich viele Serpentinen

Veröffentlicht: 17.07.2021

Gestern am 16.Juli 2021 stand die letzte Etappe an und zwar von Splügen (Graubünden) über den San Bernardino Pass (2066 m über dem Meer) nach Bellinzona (Tessin). Ich war pünktlich um 6:50 Uhr beim Frühstück und bin um 8:05 Uhr losgeradelt. 

Das erste Teilstück war leider deutlich hügeliger als erwartet, aber landschaftlich wunderschön. Ich habe also bereits nach 1 km mal wieder geschoben, da ich erstens noch nicht warm gefahren war (das braucht 30 Minuten) und zweitens es gar keinen Sinn macht, sich am Beginn einer langen Etappe auszupowern. Im Gegenteil habe ich versucht, dieses Teilstück nur mit halber Kraft zu fahren.

Nach einer Stunde war ich in Hinterrhein (Graubünden, Alpennordseite) angekommen. Dort beginnt der San Bernardino-Tunnel, den fast alle motorisierten Verkehrsteilnehmer nehmen. Das Wetter war etwas unbeständig und ich hörte donnerähnliche Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Entweder war es wieder die Armee oder Bauarbeiten oder wirklich Donner. Ich sah aber keinen Blitz. Der Aufstieg zog sich in unendlich vielen Serpentinen und ich merkte mal wieder, dass ich nicht der geborene Bergfahrer bin. Zwischendurch habe ich dann auch mal wieder geschoben zur Regeneration. Es war windig und arschkalt, sodass ich mich mir, als ich oben angekommen war, planmäßig ein T-Shirt über die verschwitzten Sachen angezogen habe für die dann folgende Abfahrt.

Die Abfahrt (2000 Höhenmeter runter) war eine riesigen Gaudi. Ich fühlte mich eher wieder ein Motorradfahrer und bin kurzfristig sogar 70 km/h gefahren.  Überholt hat mich in der Abfahrt niemand. Zwischendurch habe ich auch planmäßig eine Bremsenkühlungspause eingelegt und meine bescheidenen technischen Fähigkeiten waren in der Abfahrt durchaus hilfreich bzw. gefordert. Das Tal, welches sich nach Überquerung des San Bernardino Passes eröffnet, ist wunderschön, weil die Berge seitlich sehr hoch sind mit Wasserfällen & Bächen und weil das Klima schon mediterran ist. Man fühlt sich auch direkt wie in Italien und es wird italienisch gesprochen. Außerdem hat das Wetter komplett gewechselt. Von einstelliger Temperatur, regnerisch und windig auf bis zu 25 Grad und sonnig. 

In Mesocco (Graubünden, Alpensüdseite) war ich Mittagessen. Da ich so gar kein italienisch kann, musste ich die Speisekarte übersetzen lassen (danke an deepL). Sie wollten erstmals auf meiner Radreise, dass ich mit Bargeld statt Kreditkarte bezahle. Ich musste also zum Bankautomaten und einen 50 CHF-Schein ziehen.  Die restliche Abfahrt war dann weniger steil, aber nicht minder schön.

Letztendlich bin ich um kurz vor 15:00 Uhr am Bahnhof in Bellinzona angekommen nach 77 km, 930 Höhenmetern hoch, ca. 2000 Höhenmetern runter und das in 4 Stunden 25 Minuten Fahrzeit netto (meine Berechnung ging von 5 Stunden 18 Minuten netto aus).

Die Heimreise gestaltete sich sehr schwierig, 

weil die Deutsche Bahnhotline für mein Fahrrad einen normalen Sitzplatz im Giruno (der SBB) gebucht hatte, 

weil verspätungsbedingt 2 Halte meines ICE ausgefallen sind, sodass ich 2 Mal öfter umsteigen durfte und 

weil noch viel mehr passiert ist, sodass ich mit 2 Stunden Verspätung heute Früh zu Hause war. 

Das Positive an der Heimreise war, dass ich durch den längsten Tunnel der Welt gefahren bin (Gotthard-Basistunnel) und dass ich einmal quer durch die Schweiz gefahren bin, die wunderschöne Seen hat (z.B. den Vierwaldstädter See).

Landschaftlich war ich die ganze Zeit begeistert von der Schweiz. Günstig ist die Schweiz nicht, aber das weiß ja jeder. Ich werde irgendwann mal wieder die Schweiz besuchen.

Antworten (1)

Uli
Das hört sich trotz des Wetters nach einer super Tour an. Vielleicht sollten wir auch mal so was machen. Danke für die Inspiration!!!

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