Veröffentlicht: 22.11.2019
Auf dem wöchentlichen Souk kauft man alles was man braucht, beliebt sind unter anderem Schafe (lebend oder tot), Armierungseisen, Berbermäntel, Datteln und Gemüse. Das ganze Umland reist auf Esel, Moped oder via Fahrgemeinschaft in die Stadt. Auf der Hinreise sind diese Gefährte jeweils noch beinahe vernünftig beladen, auf der Heimreise sehen wir dann ganz interessante Ladungen. Zum Beispiel Schafe, Geissen, Kälchen, Bausteine und noch so viele Leute wie Platz haben in einem alten Mercedes Sprinter und was noch alles auf dem Dach ist, lassen wir hier besser unbeschrieben... Das Gewirrwarrwusel auf dem Souk ist einfach unbeschreiblich, zwischen den Ständen sind haufenweise Leute, und wieder Tiere und jegliche Art von Gefährten. Man kauft noch viel günstiger als sonst ein und so füllt sich unser VW-Bus mit immer mehr Souvenirs und feinen Dingen für zwischendurch...auf Schafe und Armierungseisen verzichten wir aber gerne!
Der Souk in Tafraoute ist eher gemütlich, obwohl im Reiseführer von sehr lebhaft die Rede ist. Alles andere in und um Tafraoute haut uns um und wir fühlen uns sofort wohl. Vielleicht ist es die grandiose Bergkulisse mit tausenden von Felsblöcken, die zum Bouldern nur so einladen. Vielleicht ist es der kleine familiäre Camping, auf welchem wir unserem Auto ein Tattoo und Martin sich eine neue Frisur verpassen lassen. Vielleicht ist es das überschaubare Städtchen mit seinen zig Schuhmachern, welche alle die gleichen traditionellen Pantoffeln herstellen und verkaufen. Oder vielleicht ist es der uns in Erinnerung bleibende Tag, an welchem wir eine Fahrradtour zu den blauen Felsen unternehmen:
Ein uns "zufällig" immerwieder über den Weg laufender Händler verspricht uns zwei Velos mit Kindersitz. Mal wieder in die Pedalen treten und den VW-Bus stehen lassen, dass hört sich toll an. Wir gehen also zum vereinbarten Treffpunkt und sind sehr gespannt, was für Fahrräder uns da erwarten. Leider hat er nur ein Kindersitz, aber wie er richtig feststellt, können wir ja nicht nur ein Kind mitnehmen und das andere dalassen, also schickt er uns zu einer anderen Velovermietung, welche laut Telefon zwei Kindersitze hat. Dort angekommen, haben sie auch nur einen Kindersitz. Sie sind aber marokkanisch bemüht, dies für uns zu ändern und zig Telefonate, drei Velos, zwei Gepäckträger, Martins Mithilfe und 90 Minuten später sind wir endlich startklar.
Martin gibt sich mit seinem marokkanischen Auge mit der Qualität der gesamten Ausrüstung zufrieden, infolge seines Schweizer Auges fahren wir aber nochmals zum Camping zurück, damit er alle Schrauben festziehen und der Sicherheit halber auch noch ein paar Kabelbinder befestigen kann.
Nun, endlich los, mittlerweile ist es aber so spät, dass die Kinder reif sind für den Mittagsschlaf und nach 10 Minuten schlafen beide mit vorüberhängenden Köpfen. Also suchen wir ein Plätzchen für den Mittagsrast, immerhin haben wir schon 150 Höhenmeter gemeistert.
Schon fast gegen Abend geht es dann weiter zu den blauen Felsen. Da vorne sehe ich sie und juble, Martin flucht. Was ist den jetzt los? Beim Velo ist sein Gangwechsler abgebrochen. Ohje... Martin muss also sein Velo flicken, respektive zum Laufrad umbauen, während ich mit den Kindern die bemalten Felsen vom belgischen Künstler Jean Verame aus den 80er Jahren besichtige. Wir finden sie toll! Man muss den fleissigen Marokkanern lassen, dass sie die Steine regelmässig frisch bemalen, sonst wäre das Ganze längst verblast und der Touristenrummel bliebe aus.
Zum Glück gehts danach nur noch abwärts, so dass Martin flott voran kommt und wir bringen die Fahrräder zurück. Die anfängliche Euphorie hat sich gelegt und wir setzen ab jetzt wieder auf unseren VW-Bus.