Salam ya Amman
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Welcome to Jordan, Mama + Papa!

Veröffentlicht: 26.01.2020

Samstag + Sonntag, 18. + 19. Januar

9 am. Das Ende vom Uni-Stress geht nahtlos über in einen sehr viel angenehmeren Programmpunkt: Mama und Papa haben sich relativ spontan noch eine Woche Zeit genommen, um mich in Jordanien zu besuchen. Ich mache mich also auf den Weg zum mittlerweile schon vertrauten Ort am 7th Circle, an dem die Busse Richtung Flughafen abfahren. Ich verpasse den ersten Bus zwar knapp, aber komme trotzdem rechtzeitig am Flughafen an, wo ich Mama und Papa wohlbehalten mit jordanischen Keksen begrüße, die ich am Morgen noch bei unserer Stammbäckerei besorgt habe. Wie gewohnt machen wir uns dann mit Bus und Taxi auf den Rückweg zu unserer Wohnung, wo wir erst einmal das ganze Gepäck abstellen.

Leider ist diese Woche in Jordanien wettermäßig nicht unbedingt die beste Urlaubszeit. Die graue, dicke Wolkendecke hüllt Amman nicht unbedingt in das beste Licht. Das hält uns jedoch nicht davon ab, Ammans Straßen ein wenig zu erkunden. Wir laufen zunächst durch eine süße Gasse in Jabal Amman, in der sich verschiedene Künstler-Galerien aneinanderreihen, und machen uns dann an der Uni vorbei (die heute leider geschlossen ist) die Zajal Treppen hinunter auf den Weg in die Downtown. Durch die Downtown, hinter zum Markt, bei dem die Stände glücklicherweise bei jedem Wetter geöffnet haben. Ich stelle Mama und Papa meinen Stammverkäufern vor (meine Marktfreunde, wie ich sie nenne), woraufhin mir meine syrischen Nuss-Freunde die gerösteten Nüsse heute glatt umsonst geben wollen. Wir kaufen Nüsse, Feigen, Brot, Oliven und Halawa und suchen dann einen Ort zum Abendessen auf.

Lea hat mir ein Lokal in der Downtown empfohlen, in dem es authentische und günstige jordanische Küche geben soll. Und die gibt es auch: Reis, Lamm, Köfta & Co. sind zahlreich und lecker. Was außerdem auch recht authentisch für Amman ist: viel Plastik. Hier allerdings wirklich in extremer Form: Einweg-Flaschen, -Tischdecke, -Teller, und -Besteck. Am Ende werden alle Mehrweg-Gegenstände, die sich auf dem Tisch befinden, herausgefischt, die vier Ecken der Plastik-Tischdecke zusammengefasst, und samt restlichem Inhalt in der großen Tonne in der Küche entsorgt. Welcome to Jordan.

8 am. Ich besorge mit Mama frisches Brot, Hummus und Fatteh und bereite mit ihr dann ein Geburtstagsfrühstück für Papa vor. Auch die Wolken tragen etwas zu Papas Ehrentag bei und machen zumindest für eine Weile etwas Platz für den blauen Himmel, der sich hinter ihnen verbirgt. Zu etwas Sonnenschein können wir also die schönen Treppen am Cultural Café vorbeischlendern, die schönen Graffitis auf dem Weg nach Weibdeh bestaunen, und landen am Ende in der National Art Gallery, in deren zweitem Stock sich das Jungle Fever befindet. Während Mama und Papa die Ausstellung der Galerie begutachten, stoße ich etwas zu spät zu Sophia und Rose, die im Jungle Fever schon mit unserer heutigen Arabisch-Stunde angefangen haben.

Nach unserer Stunde stoßen Mama und Papa zu uns, und wir sitzen noch ein wenig mit einem Lemon Mint Getränk (das wie bei Sophia und mir auch Mama direkt begeistert) mit Sophia zusammen, schauen uns dann noch den kleinen Shop neben dem Jungle Fever an, in dem wundervolle handgemachte Sachen verkauft werden, und bekommen dann Gesellschaft von Lea. Mit ihr haben wir uns verabredet, in Ammans bekannte blaue King-Abdullah-Moschee zu gehen. 

Bei Tourist*innen ist sie die beliebteste Moschee, was man schon daran erkennen kann, dass es für externe Besucher*innen einen extra Eingang gibt. Der führt direkt durch einen riesigen Souvenir-Laden, in dem Ramsch aller Art verkauft wird. Frauen können sich hier außerdem eine Kutte mit Kapuze ausleihen, ohne die man die Moschee nicht betreten darf. Wir müssen dann noch an einem Pförtner vorbei, bei dem wir 2 JD pro Person bezahlen, und dürfen dann ohne Schuhe die Moschee betreten. 

Von außen prunkvoll wirkende ist sie im Inneren eher schlicht. Entgegen unserer Erwartungen finden wir hier kein Mosaik an den Wänden. Allerdings den in Moschees üblichen Teppich, an dem man die Gebetsrichtung erkennen kann (im Islam wird immer Richtung Mekka gebetet) und ein paar bunte Fenster im unteren Teil der Kuppel. Außerdem ein riesiger Kronleuchter, der fast über die gesamte Fläche des runden Raumes ragt. Von einem Taxifahrer, der seinen beiden Fahrgästen eine kleine private Führung durch die Moschee gibt, erfahren auch wir ein paar Details. Während er erklärt, zu welchen Uhrzeiten die 5 täglichen Gebete im Islam stattfinden, warum Frauen und Männer getrennt beten, und wie man sich richtig auf dem Teppich platziert, spielen hinter ihm zwei Jungs mit einem kleinen Ball Fußball. Flächenmäßig ist hier auf jeden Fall genug Platz dafür.

Mama, Lea und ich schauen uns dann noch den Seitenraum an, in dem die Frauen beten, und der für Männer nicht zugänglich ist. Er ist wie eine sehr viel kleinere Version des Hauptgebäudes, in dem man außerdem über einen Bildschirm sehen kann, was im Hauptgebäude passiert. Männer sollen also beim Beten keine Frauen sehen, damit sie sich ganz und gar auf Gott konzentrieren, während Frauen beim Beten wiederum die Gesichter der Männer durch den Bildschirm vor sich haben. So ganz erschließt sich mir diese Logik nicht.

Eigentlich hatten wir geplant, uns heute Abend noch den Sonnenuntergang von der Zitadelle aus anzuschauen, aber die Wolkendecke hat sich mittlerweile wieder geschlossen, weshalb das heute wenig sinnvoll wäre. Wir gehen also stattdessen schon einmal unsere Jett-Bus-Tickets kaufen für unseren Trip nach Petra und Wadi Rum, den wir morgen starten, und danach noch in einem Lokal in Weibdeh essen. Hier waren wir schon mit unserer Chaos-Truppe während des Semesters, und ich weiß, dass es abgesehen von der süßen und urigen Einrichtung auch gutes Essen und Lemon Mint gibt. Und wir werden nicht enttäuscht. Es ist auf jeden Fall ein würdiges Geburtstagsessen.

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