Salam ya Amman
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Tassenkunst

Veröffentlicht: 24.11.2019

Donnerstag, 21. November

9:30 am. Als ich heute Morgen etwas später als sonst bei Tarabot auftauche, findet entgegen Samers Aussage von gestern schon eine Activity statt: eine Gruppe von Frauen ist da, die unter Anleitung mit einer Knetmasse Tassen verzieren, die demnächst auf irgendeinem Basar verkauft werden sollen. Sophia und ich dürfen uns auch daran versuchen, aber die Knetmasse ist gar nicht so einfach zu bearbeiten und zu formen wie gedacht. 

Als Motive stehen zur Auswahl: ein Mädchen mit Blumenkleid, oder irgendein denkbares Weihnachtsmotiv. Anders als erwartet, wird Weihnachten hier langsam zum Thema. Abu Hamza, ein Kollege bei Tarabot, hat uns gestern erst gefragt, ob wir ihm ein schönes Weihnachtslied nennen können, das bald samstags während den Musikstunden bei Tarabot eingeübt werden kann. Vermutlich ist es etwas Kulturelles, dass Weihnachten hier für Kinder und Jugendliche thematisiert wird – soweit wir wissen, haben wir noch keine Christ*innen bei Tarabot getroffen.

Während Sophia sich für ein Tannenmotiv mit Kerzen entschieden hat, wage ich mich an das Blumenmädchen dran. Die Knetmasse will meistens nicht so, wie ich es will, weshalb ich meine Motivwahl recht schnell bereue. An einem Weihnachtsbaum hätte ich vielleicht doch mehr Freude gehabt. Die Frauen um mich herum sind jedoch alle sehr konzentriert mit ihren Tassen beschäftigt, weshalb ich jetzt auch nicht so einfach aufgeben will. Ich bin am Ende froh, als ich fertig bin, frage mich allerdings, ob es irgendjemanden gibt, der für diese Tassen  wirklich Geld bezahlt. Vielleicht hilft ja der Trick, zu sagen, die Kinder hätten es gemacht.

Wir verbringen unserer Mittagspause bei Abu Wahid, dann kommt wieder eine Horde Kinder angestürmt. Kemo ist heute nicht da, demnach wird heute auch kein Dabke getanzt, weshalb Amer und Sara abwechselnd Spiele durchführen. Darunter bekannte, wie die Reise nach Jerusalem, aber auch neue Ideen: im Wettstreit Wäscheklammern von einem Seil abkauen, das Sophia und ich festhalten. Der Anblick ist ein kleines bisschen verstörend, und immer ein wenig mit der Angst verbunden, dass sich die Kinder beim Abkauen ihre Lippen verletzen, aber die Kids haben sichtlich Spaß dabei, und verlassen Tarabot danach sehr gut gelaunt Richtung Wochenende.

Für uns ist allerdings noch nicht ganz Feierabend: am Sonntag wird hier wieder Besuch erwartet, weshalb heute noch geputzt werden muss. Mir ist während der letzten Waschtage in der Downtown schon einmal aufgefallen, dass hier in der Regel eine ganz bestimmte Putzstrategie verwendet wird: alles mit Putzwasser überfluten, dann mit einem Schaber zum nächsten Abfluss gießen. Gleiches passiert hier jetzt also auch: Samer und Amer schleppen vier riesige Eimer mit Seifenwasser an, mit der sie das gesamte Stockwerk unter Wasser setzen, und wir daraufhin zu lauter Musik und mit Schabern bewaffnet alles wieder trockenlegen. Für Sophia und mich immer noch eine ungewohnte Methode, aber alles andere hätte bei der riesigen Fläche wirklich ewig gedauert.

So schaffen wir es also, Tarabot pünktlich zu verlassen, wobei das Wochenende für uns diese Woche leider ausfällt: wir müssen zwei assignments abgeben und eine Präsentation halten. Wir treffen uns also zunächst mit der Clara-Rudaina-Sophia-Eva-Gruppe im Manara, das ich erst wieder verlasse, als es um 11 Uhr schließt. Das wird sich in den nächsten Tagen eher nicht ändern.


Antworten (1)

Hannah
♡ بنوته جمیلہ