Salam ya Amman
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Tarabot-Frühstück

Veröffentlicht: 20.11.2019

Sonntag + Montag, 17. + 18. November

7 am. Heute ist es wieder windig und frisch, was ich früh schon beim Joggen merke. Bei trotzdem angenehmem Sonnenschein mache ich mich kurz darauf dann mit einer ordentlichen Ladung Kokoskuchen in einer Salatschleuder (wir haben in unserer Küche auch einen Mangel an Plastikbehältern), auf den Weg zu Tarabot. Als Mara’a und Samer mich mit meiner Schüssel sehen, schlagen sie die Hände über ihren Köpfen zusammen. „Dear. It’s tomorrow!“, sagt Mara’a. Da zwei Mitarbeiterinnen heute verhindert sind, wurde das Frühstück kurzerhand auf morgen verschoben, was an mir vorbeigegangen ist. Glücklicherweise ist mein Kuchen nicht schnell verderblich, und Mara’a verspricht mir, ihn vertrauensvoll in ihrem Schrank hinter der Rezeption aufzubewahren. 

"By the way Eva. I saw the picture of you with Saleem.", sagt Mara'a außerdem. Amman ist wirklich kleiner als ein Dorf. Saleem, der gestern bei dem talent contest gewonnen hat, hat auch schon hier bei Tarabot voluntiert, und Mara'a unser Gruppenbild in seinem WhatsApp-Status gesehen. Ich habe wirklich das Gefühl, alle gehören hier zu einer großen Familie.

Ich verbringe meine Zeit heute mal wieder mit Kemo im Dabke-Kurs, und verabschiede mich kurz darauf schon für heute. Ich habe mich mal wieder für ein Event im Colombia Global Centre angemeldet, wo wir vor wenigen Wochen schon einmal zur Buchstellung der palästinensischen Schriftsteller*innen waren. Heute, die Vorstellung einer Studie zu „Understanding and Addressing Physical Health and Mental Health Concerns of Syrian Refugee Women in Jordan”. Aus meinem Kurs bin ich die einzige, die dort heute geht, aber als ich überraschend pünktlich in dem mir schon bekannten Saal Platz nehme, läuft ein anderes bekanntes Gesicht an mir vorbei: Bara’a. Ich habe sie seit ihrer Verlobungsfeier nicht mehr richtig gesprochen und freue mich sehr, sie zu sehen. 

Es stellt sich heraus, dass sie als Research Assistant einen beachtlichen Teil zu der hier vorgestellten Studie beigetragen hat. Über 100 syrische Frauen hat sie interviewt, wie sie mir nun sagt. Jede mit einem über 50-seitigen Interviewbogen á 1,5 Stunden. Ich frage mich manchmal wirklich, was für die befragten Personen am Ende solcher aufwändiger Studien dabei herumkommt. Oder ob sich der Nutzen in diesem Fall vielleicht doch eher auf den food basket im Wert von 4 JD beschränkt, den die Frauen zur Teilnahme der Studie bekommen haben.

Gegen halb 5, eine halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn, mache ich mich im Taxi auf den Weg zurück in die Innenstadt, und habe den Berufsverkehr Ammans leider ein wenig unterschätzt. Glücklicherweise habe ich einen sehr netten und redseligen Taxifahrer erwischt und schaffe es tatsächlich, ein halbwegs normales Gespräch auf arabisch zu führen. Taxifahrten hier in Amman sind wirklich eine sehr gute Gelegenheit zum Arabisch-Lernen. Ich könnte so meine Konversations-Skills ganz gut verbessern, wenn ich nur nicht so gerne laufen würde.

Ich tauche eine gute Stunde zu spät in der Uni auf, und habe leider den ersten Teil der Vorlesung zum Thema self-care verpasst. Zu einem ganzen Tisch voller Snacks, die unsere Dozentin Raghda uns heute mitgebracht hat, gibt uns eine Gastrednerin heute Tipps darin, in einem psychisch anstrengenden Arbeitsalltag auf uns selbst zu achten. Und Lea hilft mir später dabei, auf mich zu achten, als ich mit meinem Laptop und Uni-Unterlagen in unserer kalten Küche sitze: sie borgt mir eine ihrer beiden Wärmflaschen aus. Die kann man mittlerweile abends in unserer Wohnung wirklich gut gebrauchen.

9:30 am. Bei Tarabot erwartet uns mal wieder der Klassiker: wir finden eine große Kindergruppe vor. Die Jüngeren basteln, die Älteren schauen sich einen Film an, danach singen und tanzen alle gemeinsam „Aramsamsam“, bekommen einen Rucksack überreicht und verlassen dann geordnet wieder das Gebäude. Dann, finally: das gemeinsame Frühstück. Und es hat sich gelohnt, noch einen Tag zu warten. Auf einer langen Reihe zusammengeschobener Tische stehen Hummus, Muttabal, Makdus, Kibbeh, syrischer Käse, Fatteh, Oliven, Öl, Satar, Tomaten-Dip, Guacamole, Rohkost und jede Menge Brot. Als Nachtisch stehen außerdem mein Kokoskuchen und eine riesige Schoko-Oreo-Torte von Mara’a bereit. Ein Festmahl. Ein sehr, sehr leckeres Festmahl.

Am Nachmittag gibt es dann wie gewohnt ein Bastel-Angebot und Dabke-Unterricht. Dr. Amina sagt uns außerdem, dass wir unser Ton-Projekt mit den Jugendlichen schon nächsten Montag bei Tarabot veranstalten können. Wir haben zwar nicht damit gerechnet, dass das so schnell klappt, aber schaffen es, bei einem Treffen mit unserer Projektgruppe am späten Abend, einen Ablaufplan zu erstellen. Wir sind wirklich schon sehr gespannt, ob alles so klappt, wie wir es uns vorstellen.


Antworten (1)

Hannah
<3 لذیذ