Salam ya Amman
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Auszeit in Tel Aviv

Veröffentlicht: 17.02.2020

Mittwoch + Donnerstag, 12. + 13. Februar

Lea, Clara und ich schlafen etwas länger aus, frühstücken gemütlich, schauen uns noch einmal Ramallah aus Vogelperspektive von der Hostel-Dachterrasse an, und machen uns dann zu Fuß auf den Weg zur Bushaltestelle. Ich merke wieder einmal, wie sehr ich die vollen, lauten und lebhaften Straßen Ramallahs liebe. Leider haben wir keine Zeit, uns in jeder Stadt ewig lange aufzuhalten. Heute geht es für uns weiter nach Tel Aviv.

Über einen kurzen Zwischenstopp in Jerusalem steigen wir also in einen Minibus, der uns schnurstracks in Tel Avivs Zentrum bringt. Dort angekommen erwartet uns ein Kontrastprogramm in jeder Hinsicht: im Gegensatz zum eisigen Ramallah werden wir hier von der warmen Sonne begrüßt. Die Straßen sind sauber und gepflegt, in hippen Bars sitzen hippe junge Menschen, es herrscht Großstadtfeeling. Der Konflikt, mit dem wir uns in den letzten Tagen so intensiv beschäftigt haben, scheint hier nicht zu existieren. Aber uns tut etwas abschalten zwischendurch auch mal ganz gut.

Nach etwa 2 km Fußmarsch erreichen wir das „Florentine Hostel“, das sich wenig überraschend im Stadtteil Florentine befindet. Es ist genau so, wie man sich ein Hostel klassischerweise vorstellt: bunt bemalte Wände, nette Volunteers, die die Hostelgäste jede Nacht in einen Club ausführen, außerdem ein großer Gemeinschaftsbereich mit Dachterrasse, der zum Entspannen einlädt. Wir beziehen unser Zimmer und laufen dann noch einmal vor zur Wasserfront, um uns den Abendhimmel über der schönen Küste Tel Avivs anzuschauen. Danach, auf ein Drink in der Nähe des Meers, kurz entspannen im Hostel, später dann Dancehall Party in einem kleinen Club, eingegliedert in einen sehr gemütlichen Innenhof-Komplex. Tanzen tut gut. Richtig gut.

Der nächste Tag besteht im Prinzip aus lange ausschlafen, uns die Sonne von der Hostel-Dachterrasse ins Gesicht scheinen lassen, und durch Tel Avivs Straßen und über den Flohmarkt bummeln. Es ist wohltuend, einfach einmal nichts zu tun, außer sich hübschen Schmuck in langen Marktgassen und bunte Graffitis auf Garagentoren anzuschauen. Wir kehren zwischendurch noch beim bekannten Hummus place bei Abu Hassan ein und machen uns zur sinkenden Sonne wieder auf den Weg zum Meer.

Kurz bevor wir den Strand erreichen, machen wir noch einen kleinen Abstecher in ein Café an der Strandpromenade, um uns einen Kaffee mit auf den Weg zu nehmen und noch einmal die Toilette zu benutzen. Auf meine Frage nach der Toilette bekomme ich zunächst keine Antwort, weshalb ich es reflexartig auf Arabisch wiederhole. Wir versuchen hier eigentlich so gut wie möglich, unsere arabischen Floskeln auf israelischer Seite zu vermeiden – man weiß ja nie, an wen man gerät. Aber manchmal rutscht es uns einfach heraus.

Während ich mir in dem Moment, in dem ich das arabische Wort „Hamam“ ausspreche, schon auf die Zunge beiße, ist seine Reaktion daraufhin unerwartet. „Hamam??! Hamam!! You speak Arabic!!!“ Ich glaube, es hat sich noch nie jemand so über dieses Wort gefreut. Der Café-Besitzer kommt hinter seinem Tresen hervor und tanzt mit mir einmal durch seinen Laden. Offensichtlich ist er Palästinenser, und offensichtlich kommt es selten vor, dass hier jemand Arabisch mit ihm spricht. Manchmal sind es doch die kleinen Dinge, die einem den Alltag erheitern.

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