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Die.Welt.Ist.Ein.Spielplatz...

Veröffentlicht: 17.02.2017

...und sie legt sich, hier in Neuseeland, fast jede Nacht unter ein Sternenzelt, welches man an anderen Orten der Welt wohl vergeblich sucht. Seit dem letzten Eintrag ist einiges an Zeit vergangen, was wohl daran liegt, dass ich durch das viele Spielen zu beschäftigt war und auch nicht das Bedürfnis hatte nach einem Computer und Internet zu suchen...also versuche ich nahtlos am Ende des letzten Eintrages anzuknüpfen...
Unsere Route führte uns vom Lake Tekapo südlich Richtung Lake Pukaki. Von diesem See aus gelangt man zum größten Herrscher der neuseeländischen Bergwelt, dem Mount Cook. Aoraki wird er von den Maoris gennant, was so viel wie Wolkenaufspießer bedeutet. Dieser Name ist nicht etwa weit her geholt, sondern trifft den Nagel auf den Kopf. Die Fahrt dorthin führt vom westlichen Ufer des Lake Pukaki direkt zum Mount Cook Village. Diese Fahrt hierher ist ein Naturspektakel das seines Gleichen sucht. Sprachlosigkeit und Gänsehaut tragen uns mit 100 km/h Richtung Mount Cook. Am Campingplatz angekommen, eröffnet sich nachts ein gigantsicher Ausblick. Aoraki vesteckt sich zwar hinter einem Hügel, jedoch sein Nachbar steht beinahe majestästisch im Hintergrund dieses Hügels. Welch gefährliches Abenteuer uns am nächsten Tag erwarten würde konnten wir jedoch nicht erwarten...

...durchgeschüttelt von orkanartigen Winden und mit gestärkten Magen machen wir uns auf den Weg Richtung des Hooker Lakes, am Fuße des Mount Cook. Der Wind bläst gnadenlos durch das Tal und lässt den ebenen Weg zu einem anstrengenden Pfad werden. Angekommen am Hooker Lake zeigt die Natur ihre ganze Gewalt. Ein deutsches Paar steht nichtsahnend auf einer Mauer, und plötzlich zieht ihnen der Wind die Füße unter dem Boden weg. Knapp zwei Meter weiter unten hatten die beiden unglaublich viel Glück und haben sich lediglich das Knie und den Rücken leicht angeschlagen. Geistengegenwärtig helfen wir den beiden aus der Situation und begleiten sie zurück zum Auto. Alle kommen gesund und, wieder, munter an. Am nächsten Tag geht es zum See des größten Gletscher Neuseelands, dem Tasman Glacier. Wie einst Gollum klettern Pia und ich den Abhang zum Ufer des Tasman Glacier Lakes hinunter. Ich wusste, Wasser kann kalt sein, aber wie kalt es tatsächlich sein kann, davon hatte ich keine Vorstellung. Hilft nichts, also ab in den See. Knietief halte ich es bei knapp 6 Grad erstaunlich 20 Sekunden aus...

Danach geht es ab in unseren roten Flitzer und weiter Richtung Wanaka. Meine beste Freundin Leo hat hiervon in den höchsten Tönen geschwärmt. Wanaka zählt zu den am schnellsten wachsenden Orten Neuseelands. Man kann es keinem einzigen Menschen verübeln, der seinen Lebensmittelpunkt hierher verlegt. Umgeben von grünen Bergen liegt das Städtchen Wanaka malerisch am südlichen Ufer des Lake Wanaka...

In meinen Reisebuch, welches ich von Leo bekommen habe, muss ich zwei Orte suchen und finden, ein Beweisfoto machen und es in das besagte Buch einkleben. Wie Zufälle nun einmal passieren, liegt Ort Nummer eins direkt am Lake Wanaka. Der Willow Tree. Landesweit bekannt, und darüber hinaus, ist dieser Baum ein weiterer Beweis für die Schönheit dieses Ortes. Beweisfoto Nummer 1? Check! Nummer zwei finde ich auch noch...

Leider erleben wir in diesen Tagen sehr viel Regen, es soll der schlechteste Winter seit 30 Jahren in Neuseeland sein. Wir machen einfach das Beste draus. Sitze umklappen, Chips und Bier einkaufen, Musik an und Karten raus! Gefühlte 12 Stunden spielen wir zu dritt Durak und trinken uns fröhlich einen an...ein zugegebenermaßen sehr angenehmer Zeitvertreib!

Queenstown is calling! Ich muss schon zugeben, dass mich die Natur Neuseelands zwar jeden Tag aufs Neue begeistert, aber ich alter Stadtmensch brauche mal wieder unreine Luft, Trubel und mehr als nur 10 Häuser. Queenstown zählt um die 12.000 Einwohner und gilt als Adrenalinhauptstadt der Welt, schließlich wurde hier der Bungeejump erfunden. Adrenalin holen wir uns woanders, 300 $ für 7 Sekunden freien Fall sind uns einfach zu teuer. Besagtes Adrenalin holen wir uns in den zwei berühmtesten Burgerläden der Stadt, vielleicht sogar von ganz Neuseeland. Die Buden Ferg- und Devilburger servieren monströse Burger mit saftigen, vor Fett triefenden Brötchen. Willkommen im siebten Geschmackshimmel! Das Bier schmeckt auch und ist nicht einmal überteuert, also muss ein ordentlicher Suff auch mal wieder sein!

Queenstown liegt am Lake Wakatipu und hat so eininges zu bieten. Das war wohl auch der Grund warum Peter Jackson rund um Queenstown, Glenorchy und Te Anau zahlreiche Szenen der drei Herr der Ringe Teilen drehen ließ. Entlang des Thommy Thomsen Scenic Drives, welcher zu den schönsten Highways der Welt zählt, erreicht man schließlich das malerische Örtchen Glenorchy. Viel mehr als einen Tante Emma Laden, einen Campingplatz und eine Tankstelle gibt es hier nicht. Doch nicht weit von hier entfernt befinden sich die Wälder vom Mittelerde und ein weiterer Ort aus dem zweiten Herr der Ringe Teil, der mir beim Anblick die Tränen in die Augen treibt. Willkommen in Isengard. Diese Ähnlichkeit, zu dem was ich schon als kleiner Junge bewundert habe, überwältigt mich total. Saruman und seine Orks bewachten hier einst einen der zwei Türme von Sauron. Und ich stehe nun hier. Zwar ohne den Turm aber mit den Kindheitserinnerungen bin ich mittendrin statt nur dabei...

Das Department of Conservation (D.O.C.) leistet landesweit hervorragende Arbeit und bietet Campingplätze an den schönsten Orten an. Direkt in Isengard, wo einst die Ents einen der zwei Türme zerstörten und das Tal fluteten, liegt unser Campingplatz. Da vergisst man beim Frühstück schonmal, dass ich seit meiner Ankunft in Neuseeland jeden Morgen das Gleiche esse.

Eines meiner Reisehighlights erlebe ich dann zwei Tage später. Milford Sound! Klingt im ersten Moment wohl typisch und langweilig, da es eine der Top-Attraktionen Neuseelands ist, aber das hat auch seinen Grund! Milford Sound ist ein Fjord, nahe der Westüste der Südinsel. Hier kann man eine zweistündige Bootstour machen und bekommt bei Regen die volle Pracht und Macht dieses Fjordes zu spüren. Bei Regen verwandeln sich die sattgrünen Berge in tausende kleinen und riesige Wasserfällen. Ein majestätischer und vor Kraft strotztender Ort offenbart uns seine volle Schönheit! Unser Kapitän fährt direkt unter zwei gigantische Wasserfälle, wir stehen dabei ganz vorne auf dem Deck. Binnen Sekunden sind wir nasser als begossene Pudel. Beeindruckt von unserem Mut holt Chris (der Kapitän) Pia, Kenny und mich in sein Steuerhaus und lässt uns den Sound aus einer ganz anderen Perspektive erleben.

Neuseeland, hast du eigentlich auch tierische Bewohner? Diese Frage habe wir uns oft gestellt, bis wir auf dem Weg von Milford Sound in den Süden Einigen von ihnen begegnen. Der Kea, eine Art Adler, ist ein räuberischer, neugieriger und zugleich zutraulicher Vogel. Wahrscheinlich machen ihn diese Eigenschaften so "gefährlich". Gefährlich im Sinne, dass er gerne mal ein Handy aus dem Auto klaut wenn man die Tür oder das Fenster auflässt...ein Kea lässt mich auf gut 30 Zentimeter an sich herankommen. Adler sind meine Lieblingstiere, und einer Unterart so nahe kommen zu können macht mich absolut glücklich!

An der Catlins Oast, ganz im Süden der Südinsel, begegen wir Delphinen und sehen drei Exemplare einer der seltensten Pinguinarten. Den Gelbaugenpinguin. Lässt man genung Abstand, tauchen sie bei Dämmerung plötzlich am Ufer auf, watscheln zu ihren Brutplätzen und bemerken uns Menschen dabei nicht. Habe ich nicht gesagt, die Welt sein ein Spielplatz? Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für so einzigartige Tiere wie diese Pinguine. Wir Alle teilen uns diesen Spielplatz. Eine Einheimische kommt jeden Abend hierher und weist die Besucher daraufhin den Spielplatz der Pinguine zu respektieren, da sie sonst für immer von hier verschwinden würden. Diese Frau lebt hier seit ihrer Kindheit, ihre Familie schon in Generationen, und sie wird nie müde von diesem Augenblick...

Der südlichste Punkt Neuseelands liegt nicht weit entfernt von hier. Slope Point markiert den Punkt an dem es nur noch steil bergab in den Pazifik geht. Ab hier sind es noch stolze 4.803 Kilometer bis zur Antarktis. Diese Vorstellung, dass nichts außer schier endloses Wasser zwischen uns und der Antarktis liegt, erinnert mich wieder daran, wie weit ich von Zuhause entfernt bin...den VfB und seinen ersten Auswärtssieg, der Rückrunde, vergesse ich auch hier nicht!

Eine Zeit neigt sich dem Ende zu. Die Zeit mit Kenny! Kenny muss zurück nach Australien, die Arbeit ruft. Wir fahren zurück nach Queenstown, da hier sein Bus am nächsten Morgen abfährt. Eines der letzten Bilder mit ihm entsteht am Campingplatz des Twelve Mile Deltas, an dem wir viele intensive, lustige und glückliche Abende verbracht haben. Vielen Dank für diese unvergessliche Zeit mein Freund! Bis ganz bald!

Jetzt sind wir nur noch zu dritt unterwegs...und fahren die Westküste entlang, hoch zum Abel Tasman Nationalpark, an dem der Abel Tasman Coast Track auf uns wartet. Auf dem Weg dorthin, habe ich die Möglichkeit eine meiner größten Leidenschaft zu füttern. Die Monteiths Brewery in Greymouth bietet Führungen durch die Brauerei, mit anschließender Bierverkostung, an. Natürlich nutze ich diese Gelegenheit und finde heraus, dass die neuseeländischen Craft Biere echt lecker sein können. Auf ein Weizen oder Herri, zuhause in Deutschland, freue ich mich aber trotzdem schon jetzt...

Angekommen in Nelson, bewaffnen Pia und ich uns mit Isomatte und Schlafsack, kaufen Dosenfutter ein und packe nur das Nötigste in unseren Rucksack. 60 Kilometer Wanderweg durch Wald, an Stränden entlang und vorbei an versteckten Campingplätzen liegen vor uns. Normalerweise macht man den Track in fünf Tagen, wir entscheiden uns dazu ihn in vier zu machen. Zu hoch gepokert? Abwarten und loslaufen...

Die Beine sind gelockert, der Rucksack sitzt fest, die Sonne brennt und ab geht die wilde Wanderung. Hoch und runter, nach links und rechts, steil und flach...nach drei Stunden erreichen wir unseren ersten Campingplatz, Mutton Cove, direkt am Strand. Dort sehen wir junge Robben die hier spielen und treffen viele andere Camper, die genau das gleiche im Sinn haben wie wir: die Natur, Abgelegenheit und Einmaligkeit dieses Wanderweges voll auszukosten. Wir machen das bei Wein und kaltem Dosenfutter in vollen Zügen.

Der Strand ist so nah, dass man morgens bei schönem Wetter von der Sonne geweckt wird. Ich mache das Zelt auf und erlebe wohl einen der schönsten Morgen meines Lebens!

Der Track soll noch zu einem richtigen Abenteuer werden. Können wir eine Lagune bei totaler Ebbe überqueren, müssen wir einen Tag später durch einen Fluss laufen, stehen dabei bis zu der Brust im Wasser und tragen unsere Rucksäcke auf dem Kopf. Das soll Bear Gryllz erst einmal nachmachen!

Nach 60 Kilometern und vier Tagen tragen uns unsere müden Beine die letzten Meter zum Parkplatz und dem gleichbedeutenden Ende des Tracks. Wir haben es geschafft! Die Beine schmerzen gar nicht so sehr, wir sind einfach zu überwältigt von dem was wir in den letzten Tagen erlebt und gesehen haben.
Eigentlich sollte Kristine uns hier mit unserem Auto abholen, sie taucht aber nicht wie verabredet auf. Ihr geht es Gott sei Dank gut, aber nicht Drilly! Unser Auto musste zum zweiten Mal in die Werkstatt...ein paar Tage später dann die schockierende Nachricht: Drillbit ist von uns gegangen! Nicht mehr fahrtüchtig, da zu viel kaputt ist. Diese paar Tage sind einfach nur zum vergessen, aber was bringt es schon groß rumzuheulen? Kopf hoch, Good Bye sagen und jetzt beginnt ein zweites Abenteuer in Neuseeland! Trampen auf der Nordinsel. Wir verlassen die Südinsel mit unfassbar vielen Eindrücken und schauen auf eine einmalige Zeit zurück. Ich bin absolut glücklich, setze mich auf das oberste Deck der Fähre, sehe die Südinsel am Horizont langsam verschwinden und freue mich auf die Nordinsel...let the journey go on!


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