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Hoher Atlas & Ait Ben Haddou

Veröffentlicht: 14.05.2023

Es geht Richtung Hoher Atlas und dafür zunächst zum Lalla Takterkhoust, einem Stausee in der Nähe von Marrakech, an dem auch ein Gleitschirm-Spot ist. Normalerweise ist es hier immer etwas kühler als in Marrakech, weshalb es ein beliebtes ‚Naherholungsgebiet‘ aus der Stadt ist, aber gerade ist es mit 37 Grad genauso heiß wie in Marrakech. 

Fliegen ist wenn dann am frühen Abend bei diesen Temperaturen möglich und deshalb verbringen wir den Nachmittag am Stausee - in dem offiziell nicht gebadet werden darf (woran sich niemand hält) und über den die Jet-Skis brettern. Der See liegt wunderschön und sieht für den umherliegenden Müll recht sauber aus. 

Bei den hohen Temperaturen ist Basti skeptisch, dass die Thermik wirklich flugtauglich ist, aber wir haben vom See aus den Berg im Blick, von dem aus gestartet wird. 

Als er plötzlich am frühen Abend doch Schirme sieht, muss alles ganz schnell gehen 🤣. 

 Wir düsen (soweit bei der Schlagloch-Straße möglich) zum Gleitschirm-Spot bzw. Mia und ich setzen Basti oben ab und fahren zur Landewiese, neben der sich eine schöne Unterkunft befindet und ein kleiner Stellplatz, auf dem wir die einzigen sind. 

Am Startplatz ist so viel Wind, dass Basti über  einen Abbruch nachdenkt und nur deshalb startet, weil ihm ein marokkanischer Tandem-Pilot eine geeignete Stelle zeigt und ihn beim Start am Gurtzeug festhält, damit nix schief geht. 

Basti fliegt dann in den Sonnenuntergang, landet wohlbehalten und wir nutzen dankbar die guten Duschen, um zumindest etwas Verdunstungskälte für die Nacht zu produzieren 😅. 

Am nächsten Morgen entscheiden wir, weiterzufahren, weil es wieder sehr heiß werden soll und dann frühestens am Abend das Fliegen möglich ist …und der See war nicht so einladend, dass wir dort noch einen Tag verbringen wollen. 

Es geht Richtung Tizi N Test, einen 2100m hohen Pass, dessen Überfahrt landschaftlich wirklich schön ist.

Auf dem Weg halten wir an einem schönen  Bach und baden im kalten Wasser und fahren durch abwechslungsreiche Landschaft und kurvige Straße auf 2100m. 

Dort ist eine kleine Auberge, an der wir gegen kleines Entgelt übernachten dürfen und hier oben sind gerade ‚nur‘ angenehme 27 Grad und es geht ein ordentlicher Wind. 

Am nächsten Morgen geht es den Pass wieder runter und die Straße ist wirklich spektakulär. 

Das nächste Ziel ist eine Hochebene, die teils nur über Piste erreichbar ist. Wir haben eine Route gewählt, bei der wir  Offroad-Pisten aus unserem Guide kombinieren und von der Teile mittlerweile asphaltiert sind.

Es ist tatsächlich erstaunlich, in welchem Tempo das Land bzw. einige Strecken ausgebaut werden, weil weder unsere große Michelin-Karte, noch der Reiseführer von 2022, Google Maps oder Open Street Map da hinterher kommen…das gilt (seltener) genauso in die umgekehrte Richtung, da manche Pisten zerstört, aber nicht neu aufgebaut werden. 

Auf unserem Weg erleben wir dann die marokkanische Lösungsorientierung par excellence; auf einer Bergstraße mit Serpentinen geht vor uns plötzlich nix mehr, LKW‘s stehen und wir laufen zu einer Kurve, in die ein Tieflader mit Ladung zu eng hineingefahren, dann abgerutscht ist und bzw. Teile der Straße/ Brücke beschädigt hat. 

Es sind einige Menschen dort und ein Bagger ist ebenfalls schon da. 

Normale PKW‘s kommen haarscharf an dem LKW und einer Felswand vorbei…wir wohl nicht. Es gibt keine wirkliche Alternative für die Route und wir überlegen an der Engstelle, was wir machen können. 

Der Baggerfahrer sieht uns und signalisiert uns ‚alles kein Problem- in 10 Minuten geht es weiter‘ - was wir uns nicht vorstellen können. 

Dann fängt der Bagger an, den Fels abzutragen und wir glauben noch, dass das Ziel nur ist, die Engstelle zu verbreitern..und sind da schon beeindruckt von so viel Pragmatismus. 

Basti holt schon seine Sandbleche aus dem Auto, um daraus eine ‚Mini-Brücke‘ für einen Zuweg zur Engstelle zu machen, für den wir zu breit sind (sollen schließlich auch mal zum Einsatz kommen 😜). 

Doch plötzlich fährt der Bagger zum Heck des abgerutschten Tiefladers und der Fahrer setzt sich in sein Fahrerhaus und - wir können es kaum glauben- setzt zurück, während der Bagger das abgerutschte Heck unterstützt. 

Während wir noch zweifeln, ob die das ernst meinen, gelingt die Aktion und der Tieflader steht - zwar mit einem zerstörten Reifen - wieder auf der Straße. 

Der Baggerfahrer schüttet den abgerutschten Strassenteil wieder auf und der Tieflader nimmt im neuen Radius (auch durch die abgetragene Felswand) die Kurve und kommt rum! 

Die Straße ist frei, alle klatschen und wir sind zutiefst beeindruckt, wie schnell und lösungsorientiert hier mit vereinten Kräften gearbeitet wurde. 

In Deutschland wäre alles abgesperrt worden, die Bergung hätte Stunden gedauert, ein Statiker hätte die Straße für unpassierbar erklärt, ein weiterer Gutachter hätte das verifizieren müssen, die Klärung der Schuldfrage hätte eine große Rolle gespielt und …den Rest können wir uns ja ausmalen 🤪. 

Wir setzen also unsere Tour fort, essen in einem leckeren Restaurant, in dem direkt an der Straße gegrillt wird und fahren irgendwann auf eine Piste ab, die uns traumhaft schön auf ein Hochplateau führt, von dem aus wir einen tollen Blick auf das Toubkal-Massiv, mit einigen 4.000ern die höchsten Berge Nordafrikas,  haben. 

Hier oben sind nur ein paar Schaf- und Ziegenhirten und wir, kein Müll, kein Lärm und auf 2.500m holen wir erstmals seit Wochen unsere warmen Jacken raus, weil der Wind ganz schön frisch ist. 

Wir wandern noch ein bisschen umher und schlafen dann richtig gut. Am nächsten Morgen fahren wir weiter durch diese beeindruckende Landschaft, das Grün leuchtet fast grell, sehen sogar Wildpferde und nehmen den nächsten Pass, den Tizi‘ n‘ Tichka in Angriff, von dem wir aus aber dann auf eine sehr schöne Strecke wieder nach Süden abbiegen, weil wir uns noch Ait Ben Haddou anschauen wollen - sehr touristisch und das beliebteste Postkartenmotiv vom Süden Marokkos.

Da es dort morgens aber wegen der Hitze und vor allem der noch nicht angereisten Touri-Gruppen am schönsten sein soll, fahren wir erstmal daran vorbei zu einem schönen Campingplatz mit Pool, da wir Mia (und uns) nach 2 Tagen Vielfahrerei etwas gutes tun wollen. Bei den Massen an Bussen, die wir davor sehen, scheint das ein guter Plan zu sein. 

Außerdem wollen wir pünktlich zu unserem Bergfest alles komplett mal durchwaschen und der Campingplatz hat eine Waschmaschine 🤓. 

Der Platz ist zu recht super bewertet, alles blitzsauber, schöner Pool, tolles Essen im eigenen Mini-Restaurant und nur 10 Minuten Fahrtzeit zum Weltkulturerbe.

Wir schaffen es, morgens um 08:30 dort zu sein und es ist echt angenehm leer, das Licht ist schön und wir spazieren entspannt durch die engen Gassen, die später rappelvoll sind. 

Es ist wirklich sehr touristisch, aber dennoch sehenswert. Die Souvenirläden machen langsam erst auf und lassen uns noch in Ruhe, wobei einer vermutlich sein Glück mit einem wohl altbewährten Trick bei mir versucht, indem er mich bittet, für ihn einen deutschen Text an seine gute Freundin Heidi auf einen Zettel zu schreiben, als er mitbekommt, dass wir deutsch reden. 

Ich schreibe ihm den Text in ein Notizbuch (vermutlich hätte ich darin blättern müssen, um die vielen Nachrichten an Heid in allen Sprachen zu sehen 🤣) und anschließend bedankt er sich überschwänglich und will uns zum Dank zum Tee einladen…ich blocke das freundlich ab, weil wir zum höchsten Punkt im Dorf wandern wollen und sage das wir später vorbei kommen…was wir natürlich nicht tun, denn ziemlich sicher hätten wir nach dem Tee alle Souvenirs dieser Welt gezeigt bekommen 😝. 

Wir haben den Aussichtspunkt oben noch für uns und sehen schön die Mengen in der Ferne, die sich bald durch den Ort schieben. 

Zusätzlich findet an dem Tag noch ein Mini-Marathon hier statt und Mia und ich schauen uns das Spektakel aus der Nähe an, während Basti noch einmal zu einer Stelle läuft, wo eine Art Colosseum gebaut wird. 

Tatsächlich finden hier die Dreharbeiten zu Gladiator 2 statt und da die Crew gerade mit lecker gefülltem Brot aus dem Steinofen verköstigt wird, ergreift Basti die Chance und kauft 3 von diesem Broten, die unglaublich lecker sind. 

Bevor es voll und zu warm wird, sitzen wir im Auto, essen das warme Brot und freuen uns auf den Pool, denn das ist der einzige Plan, den wir heute noch haben. 

Parallel waschen wir dann noch so viel Wäsche, dass unsere Wäscheleine es fast mit der Persil-Werbung aus den 90ern aufnimmt und können der Wäsche durch die Hitze regelrecht beim Trocknen zuschauen…das schafft kein Trockner, der Wahnsinn. Die Waschmaschine ist hier echt Luxus, denn immer wieder sehen wir an den Flüssen die Frauen Wäsche waschen. 

Gottseidank haben wir am Nachmittag unsere Wäsche abgehangen, denn plötzlich vertreibt uns ein Sandsturm vom Pool und draußen sind fast keine Konturen mehr erkennbar…der feine Staub findet den Weg in jede Ritze und wir verrammeln entnervt die Kabine…so viel zum entspannten Pool-Tag 🤪. 

Da der Sturm bis zum Abend anhalten soll (und das auch tut) erledigen wir unseren großen Einkauf im 20 Minuten entfernten Ouarzazate schon heute. 

Die Stadt ist sehr aufgeräumt und modern und lebt von der Filmindustrie, da sie mit zwei großen Studios jede Menge Hollywoodproduktionen abgedreht hat. 

Auf dem Rückweg halten wir in einem total unscheinbaren Restaurant, das uns empfohlen wurde und werden als einzige Gäste in Wohnzimmer-Atmosphäre lecker bekocht. 

Auf dem Campingplatz zurück, sehen wir, dass der Sandsturm in unserer Abwesenheit noch schlimmer geworden ist, weil das ganze Dusch- und Toilettenhaus innen mit feinem Staub überzogen ist…

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg, um weitere Touren durch den Hohen Atlas zum machen und fahren den spektakulären Tizi ‚n‘ Ait auf 3000m - die Strecke hoch ist echt abenteuerlich und man sieht, dass die Straße hier extrem von Steinschlag betroffen ist und auch immer wieder weg gebrochen und notdürftig repariert ist. 

Auf dem Weg dorthin durchfahren wir die Straße der Kasbahs und kommen durch das schöne Rosental.

Wir finden einen tollen Übernachtungsplatz auf 2.500m mit Mega-Blick ins Tal und die Außentemperatur sinkt abends auf 10 Grad…mal schauen, ob wir heute Nacht mal die Heizung anschmeißen müssen. 


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