Veröffentlicht: 29.01.2017
Die Passage war ein unglaubliches Unternehmen, das ich mir nicht so vorgestellt hatte. Obwohl gut ausgerüstet und vorbereitet mit Vorträgen und Infomaterial in der Vorlesungsreihe auf dem Schiff, übertraf es dann doch meine Erwartungen und war in der Realität noch viel beeindruckender. Immerhin ist der Kanal 82 Kilometer lang, ist aber eben nicht ein enger Kanal, wie ich erwartet hatte, sondern man fährt in ganz viel Natur und auf Seen wirklich direkt durch den Dschungel und das bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen hoch in den 30ern. Die Fahrt dauerte insgesamt 9 ½ Stunden, die ich mit Unterbrechungen zum Trinken und Abkühlen fast nur draußen an Deck war. Also wirklich anstrengend, aber es hat sich gelohnt.
Noch vor Sonnenaufgang um sechs Uhr war ich an Deck und habe erst einmal alle zusätzlich geöffneten Decks inspiziert, wo man gute Fotos machen könnte. Wir hatten von unseren Bordfotografen zuvor gute Tipps bekommen. Vor der Einfahrt in Colon auf der atlantisch-karibischen Seite warteten schon in der frühen Dämmerung mindestens 30-40 Schiffe auf ihren Startplatz. Die QE war ja die erste im Konvoi, und sie fuhr mit 4 Lotsen an Bord in die zweispurige Anlage in die alte Schleuse. Vor kurzem ist ja eine neue Schleusenanlage dazugekommen, die noch breiter ist. Allerdings wird es zukünftig der Queen Mary auch nichts nützen, da sie dann zwar in die Schleuse passt, aber nicht unter die beiden Brücken des Kanals. Die QE passte gerade mal so eben in die Schleuse rein. Mit rund 300 ( QE 294m) Metern Länge und knapp 35 Metern Breite (QE ist 32 m breit)gehören die Schleusen des Panamakanals zu den größten Betonbauwerken, die 1914 gebaut worden sind und werden als 8. Weltwunder der modernen Technik eingestuft.
Die „ mules“, die Zahnrad- Zugmaschinen links und rechts vom Schiff zogen dann an schweren Drahtseilen das Schiff bis zum vorderen Schleusentor, dann war das wie Fahrstuhl fahren, echt schnell wurden wir hoch bzw. runtergefahren. Die notwendigen Wassermasse (nur Süßwasser) für den Schleusenbetrieb liefert der Gatún-See dahinter. Zwar gehen dabei riesige Mengen an Süßwasser an beide Ozeane verloren, aber die lange Regenzeit am Juni halten den Gatún-See auf seinem Niveau. In der neu geplanten Erweiterung soll das Süßwasser wieder aufgefangen werden. Die Gatún-Schleusen heben den Wasserspiegel in drei aufeinanderfolgenden Kammern um insgesamt knapp 26 Meter. Anschließend geht es dann wieder durch weitere drei Schleusen zum Pazifik hinab. Ist also wie Treppensteigen.
Technisch wirklich ein Meisterstück und im Laufe des Tages bei der Hitze bekam ich immer mehr Respekt, was die Leute damals geleistet haben, vor allem im ersten gescheiterten Versuch der Franzosen ab 1880 und dann ab 1908-1914 mit den Amerikanern. Vor der technischen Umsetzung musste man ja gegen Gelbfieber und Malaria eine Lösung finden. Alle Seen und Tümpel wurden mit Petroleum übergossen, damit die Brut der gefährlichen Moskitos vernichtet wurden. Es sollen 20.000 Menschen bei dem Bau umgekommen sein, wobei man nur die Weißen gezählt hat, es also noch viel mehr Opfer gegeben hat.
Trotz der vielen Technik aber war die Durchfahrt ein Naturschauspiel, so dicht am Regenwald vorbeizufahren, mal ein Krokodil zu sehen, und die unberührte Natur besonders am/im Gatun-See zu bewundern.
Ein weiteres Highlight waren dann die zwei Brücken, einmal die Centennial Brücke von 2004 und dann nach der letzten Schleuse die Brücke de las Americas. Überrascht war ich auch über die Größe von Panama-City, einfach riesig in Fläche und Höhe mit schneeweißen Skyscrapern. Singt da nicht Janosh oder die Tigerente: „Oh, wie schön ist Panama“ ? Auf jeden Fall waren die Panamanesen sehr nett. In einem Besucherzentrum an der letzten Schleuse standen ganz viele Leute, die von einem Entertainer über Lautsprecher über unser Schiff informiert wurden und dann, mit ihm einstudiert, uns im Chor zuriefen „Welcome to Panama“.
Während der Fahrt an der engsten Stelle, dem sogenannten „bottleneck“ waren die Lotsen besonders gefordert, sagte man uns.wirklich sehr wenig Platz für das große Schiff. In diesem Bereich wird die Uferseite im Gegensatz zu dem Seenbereich stark befestigt, um Erdrutsche bei langen Regenfällen zu verhindern. Also die Instandhaltung ist schon aufwändig.
Ich hoffe, das war nun nicht zu theoretisch und ihr könnt euch anhand der Fotos ein konkreteres Bild vom Kanal bekommen!
Viele Grüße Eva
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