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“With this car, the Russians will eat you“

Veröffentlicht: 24.06.2018

Als wir am Tag des Grenzübergangs von der Ukraine nach Russland unseren ersten Morgenkaffee schlürften, konnten wir uns nicht ansatzweise vorstellen, was für Probleme da auf uns zukommen sollten. Trotz sorgfältigen Zusammensuchens aller notwendigen Dokumente (Reisepass, Fahrerlaubnis, Fahrzeugschein, Carnet de Passage etc.) wurden wir direkt vor der ukrainischen Grenze sofort zum Alkoholtest ins Büro gebeten, was wir für unbedenklich hielten, da wir in dieser Beziehung keine Risiken eingehen. Der ‚Alcotest‘ wurde ausgepackt, dann verschwand einer der Beamten und kam wenige Momente später mit dem Gerät zurück, was wir erst im Nachhinein realisierten. Es wurde obligatorisch in ein Röhrchen gepustet und zu unserem Erstaunen zeigte das Gerät einen Alkoholanteil an. Aus dem erwarteten, unbedenklichen Testergebnis wurde schnell ein großes Problem. Auch ein zweites Blasen sei nicht möglich, es wurde uns schlicht und ergreifend nicht erlaubt. Als ob das nicht schon unverschämt genug war, wurde uns metaphorisch die Pistole auf die Brust gedrückt, sodass wir uns entscheiden mussten, das Auto stilllegen und Fahrerlaubnis abgeben zu müssen – oder einen gewissen Geldbetrag, der weit über unseren Kalkulationen für außerordentliche Abgaben lag, zu bezahlen, um uns freizukaufen. Eine Wahl hatten wir nicht… Also haben wir unser Bargeld zusammen gekratzt und uns für die ‚Kooperation‘ entschieden. Bis zum jetzigen Moment war dies unsere krasseste Negativerfahrung mit jeglicher Art von Staatsdienern. Beim letzten ukrainischen Stempel in den Reisepass gab uns der Zöllner noch den Satz „With this car, the Russians will eat you“ mit auf den Weg, was er sich jedoch hätte sparen können - nach dem vorher Erlebtem war unser Nervenkostüm so wie so bereits Geschichte…

Zwei Stunden später kamen wir endlich zum ersten russischen Grenzkontrolleur, welcher uns herzlich begrüßte, über unser Auto geschmunzelt hat und mit uns über Ergebnisse der Fußball WM philosophierte. Endlich waren auch Beamte in der Lage, ohne Google – Translater und im verständlichen englisch zu kommunizieren, was uns wirklich gut tat. Trotz des enormen bürokratischen Aufwands, fühlten wir uns um Einiges wohler, als an der ukrainischen Seite der Grenze. Nach ca. vier Stunden Warten waren wir endlich an der Reihe und das Interesse am Lada wurde immer größer. Aus einem Beamten wurden ganz schnell 3-4 Leute, die sich für unsere Route und unser Auto interessierten, neugierige Fragen stellten und mit uns zusammen lachten. Auch das mehrfache Ausfüllen mancher Formulare (Russische Bürokratie… A sagt, scheib dort Dies und jenes rein - B sagt, das geht so nicht…) wurde mit tiefster Gelassenheit begleitet. Schließlich haben wir insgesamt ca. 7 Stunden an der Grenze verbracht, weshalb wir uns erst nachts halb 12 auf die Suche nach einem Schlafplatz machen konnten – und mit Glück auch schnell zwischen Bäumen am Feldrand ein schickes Plätzchen fanden.

Nun stand unserer mehrtägigen Reise nach Rostov Na Donu nichts mehr im Weg. Endlose Weiten und Straßen, die bis zum Horizont schnurgerade durchs Land führten, sollten uns bis zu unserem nächsten Etappenziel begleiten.

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