Veröffentlicht: 19.07.2018
Sehr geehrte Damen und Herren,
aus gegebenen Anlässen mussten wir leider kurzfristig unsere Reisepläne revidieren. Wir bitten um Ihr Verständnis..
Seit wir die 7000 Kilometer Marke erreicht hatten und uns der pakistanischen Grenze näherten, genauer gesagt nach Belutschistan kamen, gesellte sich ein roter Faden zu unserer Seite. Dieser sähte beharrlich Zweifel in uns, wobei es ihm weder an Einfallsreichtum mangelte, noch an Gespür für perfektes Timing, um uns den nächsten Felsbrocken in den Weg zu rollen. Zuerst sponn er einen Knoten, in die uns seit ein paar Tagen bereits bestens vertraute Zündverteilung. Ein belebendes Ruckeln, welches an ein letztes Aufbäumen vor dem Zusammenbruch erinnerte, gefolgt von einer Reduzierung der effektiven Motorleistung auf 0,0PS, zwang uns zu einer kleinen Pause. Um uns herum waren nur die Sonne, der Wind und die schroffen Berge Belutschistans. Als wir danach endlich wieder aufbrechen konnten, begaben wir uns zielstrebig zu unserem anvisierten Grenzübergang nach Pakistan, welcher jedoch zu unserer Ankunft leider seit wenigen Minuten geschlossen war. Also fuhren wir zurück in das grenznahe Städtchen Pishin, wo wir kurz nach unserer Ankunft wirklich gastfreundlich und selbstlos aufgenommen wurden. Wir wurden reich bewirtet, überall herum geführt und darüber in Kenntnis gesetzt, dass die nach der Grenze folgende Straße nun wirklich nicht mehr mit unserem Auto passierbar sei. Zudem gilt die Region als äußerst gefährlich, gefährlicher als die Gebiete im Süden Pakistans, wo es nahe der Küste einen weiteren kleinen Grenzübergang gäbe. Ausgeschlafen und voller Tatendrang brachen wir am nächsten Morgen dahin auf, wobei wir ein aus Armenien bereits vertrautes Summen eines weiteren Radlagers realisierten. Als wir ankamen wurde uns mit Bedauern eröffnet, dass dieser Übergang nur für Iraner und Pakistani zugänglich sei. So blieb für uns nur ein Grenzübergang übrig, Jener nahe der pakistanisch- afghanischen Grenze. Und der rote Faden riss nicht ab, denn um uns von diesem Rückschlag zu erholen und uns zu sammeln, hielten wir in Mitten der Wüste ein Brainstorming ab, um unsere Optionen und die damit verbundenen Konsequenzen bzw. Risiken abzuwägen. Neben der Erkenntnis, dass eine Weiterfahrt mit einem angeschlagenen Radlager und ohne Ersatz durch pakistanisch- Belutschistan keine Option sei, stellten wir fest, dass den pakistanischen Behörden beim Bearbeiten von Sandros Visum ein nicht unerheblicher Flüchtigkeitsfehler unterlaufen war. Mit diesem Visum wäre es selbst für eine Ausreise aus Pakistan bereits zu spät gewesen. Wir staffelten unsere Probleme nach Prioritäten und begaben uns schließlich nach Kerman, der letzten wirklich großen Stadt, wo uns die Suche nach passendem Ersatz für unser Radlager am aussichtsreichsten schien. Und tatsächlich schien uns unser geselliger roter Faden verlassen zu haben. Es wurde in Aussicht gestellt, das Visum direkt vor der Grenze in Zahedan beantragen zu können, wo man es innerhalb 24h ausgestellt bekommt. Nach einigen Hin und Her hielten wir sogar die passenden Lager in den Händen. Auch wenn die Suche langwierig war und eines der Lager erst auf den Durchmesser unserer Radaufhängung angepasst werden musste. Zeitgleich meldete sich unser roter Faden mit Nachdruck zurück – er hatte neue Geschütze aufgefahren: Wahlen in Pakistan! Zuerst erfuhren wir von einem Selbstmordattentat mit zu diesem Zeitpunkt bereits über 130 Todesopfern bei Quetta, einer Stadt, welche wir dank unserer Nordpakistan – Route durchfahren müssten. Bei weiterer Recherche lasen wir, dass Dies bereits der dritte Anschlag weniger Tage war. Auch führte die Festnahme eines ehemaligen Premierminister und seiner Tochter zu heftigen Krawallen in Lahore, einer weiteren Stadt, welche auf unserer Route nicht zu umfahren wäre. Es war die Rede von massiv aufgestockter Polizeipräsenz und ausgerufenen Sperrgebieten. Da für uns die weiteren Entwicklungen und die sich daraus ergebenden Risiken nicht absehbar sind, kamen wir schweren Herzens zu dem Entschluss, dass eine Durchfahrt Pakistans in den für uns möglichen Zeiträumen keine Option mehr darstellt. Sämtliche Problemchen, mit denen wir bis dahin konfrontiert waren, konnten wir auf Diesem oder Jenem Wege selbst lösen. Dieses Glück hatte uns jedoch hiermit verlassen. Da in unserer Situation sowohl aus Zeit – als auch aus Kostengründen für uns keine anderen Wege nach Nepal offen stehen, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir Nepal nicht mit dem Auto erreichen werden und uns nun erstmal wieder westwärts wenden.