Veröffentlicht: 30.06.2023
Nicht wirklich glücklich über das zugeloste Auto beim Autovermieter in Palm Springs und vor allem der Tatsache, dass wir unsere Koffer und Taschen nicht in den „geilen, schnittigen“ Ford Mustang einsortiert bekamen, nachdem wir am Morgen gefühlt hundert Tetrisversionen im Kofferraum ausprobiert hatten und immer noch nicht alles nach Wunsch verstaut bekamen, fuhren wir halb zufrieden dann los auf unserem Weg nach Las Vegas. Vielleicht kurz zur Erklärung, warum wir alles im sichtsicheren Kofferraum unterbringen wollten/mussten: Wir sind jetzt drei Wochen unterwegs, selten haben wir zwei Übernachtungen an einem Ort und somit müssen wir ALLES was wir haben immer im Auto haben. Bei Wanderungen, die wir unternehmen wollen, ist das kein gutes Gefühl …
Nach etwa 100 Meter auf der Straße meinten wir, dass wir es doch wenigstens versuchen sollten, den Ford Mustang gegen ein „richtiges Auto“ einzutauschen. Spontan wurde der Flughafen bzw. die Vermieterstation angefahren und nachgefragt. Und wir wurden belohnt, wir hatten so ein Glück … wir bekamen ein anderes Auto. Wir mussten nicht ein neues Auto buchen, sondern man tauschte den Ford einfach mit allen Konditionen gegen einen Chevy Malibu. Kein Mensch kann sich vorstellen, wie glücklich wir waren, aus dieser überhitzten und unbequemen und viel zu kleinen Sardinenbüchse wieder in einem geräumigen Auto zu sitzen. Der Kofferraum war von der Größe her perfekt, alles fand seinen Platz, nichts musste auf der Rückbank platziert werden. Sehr zufrieden und überaus glücklich ging es dann weiter. Wir wussten, dass wir uns die nächsten drei Wochen täglich geärgert hätten, wenn wir es nicht versucht hätten.
Jetzt Richtung Las Vegas. Etwa vier Stunden Fahrzeit, wobei es eine lange und einsame Strecke wird. Wir fahren mindestens 150 Meilen durch die Mojave-Wüste, irgendwann konnte man lesen: Next Service 100 Miles“. Der Blick auf die Tankuhr verriet: schaffen wir, auch wenn die Klimaanlage volle Pulle läuft, den draußen sind es ständig um 40 Grad …
Auf dem Weg geht es an Abraumfeldern von Carbid vorbei und ansonsten trostlose Einsamkeit. Einzig die vielen Joshua-Trees grüßen am Straßenrand.
Irgendwo im Nirgendwo dann plötzlich ein „Mahnmal“ in der Wüste „The End of the World“ wurde hier verkündet. Vollkommen unklar, warum diese großen Buchstaben hier aufgestellt wurden … wurde hier mal ein „Sci-Fi“-Film gedreht oder hat hier irgendwo eine Sekte ihre Zelte aufgeschlagen …
Im Netz heißt es, dass der amerikanische Künstler Jack Pierson 2022 diesen Schriftzug in dem Teil der Mojave-Wüste aufgestellt hat, den die Einheimischen „WonderValley“ nennen. Als Ort, der für diejenigen bekannt ist, die den Rand der Zivilisation verlassen haben. Dass man die Zivilisation verlasen hat, wenn man am absoluten Rand der Zivilisation lebt, das gibt es nicht nur in der Mojave-Wüste, das gibt es an vielen anderen Stellen in den Staaten – wir haben es gesehen …
Wenn man durch die Mojave-Wüste fährt in Richtung Los Angeles kommt man unweigerlich auf einen Teil der Route 66. Wir hatten auf dieser Strecke ein besonders schönes Relikt aus der Zeit um 1950/1960 gefunden. Eine Tanke mit Hinweisschild und einem Motel, ganz so, wie es damals viele gab, aber heute kaum noch zu finden sind.
Nach vier Stunden Fahrtzeit sind wir dann in Las Vegas „gelandet“. Unser Hotel ist das „Rio“, ein etwas älteres, aber dennoch gepflegtes Resort. Wir bezahlen für einen Nacht hier 57 Dollar. 14 Dollar für die Übernachtung in einem riesigen Zimmer (in der VIP-Etage auf dem 20. Stock) und 43 Dollar Ressortfee. Unglaublich … am Wochenende kostet das Zimmer mindestens das 10 bis 15-fache. Aber dass man in der Woche super günstig wohnen kann, das war uns bekannt.
In der Lobby des „Rio“ angekommen, mussten wir noch einchecken. Dass USA nicht mehr unbedingt das Land der Dienstleistungen und des Service ist, haben wir schon manches Mal feststellen müssen. Kein (Fach-)Personal in den Lebensmittelläden oder anderen großen Läden … fast wir in good old Germany … Kurz und gut, wir standen sicher über eine halbe Stunde, bis wir an die Reihe kamen. Etwa 10 Leute vor uns, drei von 10 Schaltern geöffnet …
Als wir dann endlich an der Reihe waren, passierte das Malheur … Thorsten, der unserer Kühlbox, die mit Eis und Wurst, Käse und Butter gefüllt war, auf seinen Koffer abgestellt hatte, rutschte die Box runter und knallte auf den Boden. Der ganze Inhalt, Eis, Wasser, Käse, Butter und Wurst landeten auf dem Boden. Klasse, gut gemacht … die junge Frau an der Rezeption blieb total gelassen und telefonierte direkt nach einer Putzfrau, die alles aufwischte … und arbeitete weiter an unserem Check-In…
Auch ist uns aufgefallen, dass sich die US-Bürger extrem viel Zeit lassen bei der Erledigung ihrer Angelegenheiten. Da kümmert es niemanden, ob man evtl. den Betrieb aufhält durch ständige Nachfragen und Änderungswünsche oder einfach nur weil man Lust hat, ein bisschen zu quatschen. Wir vergleichen das immer mit der Dauer, die wir benötigen, um zum Beispiel einzuchecken, sei es im Hotel oder am Flughafen …
Und eines ist auf der bisherigen Reise aufgefallen, und wurde uns hier im Hotel wieder vor Augen geführt: die unglaubliche Selbstsicherheit und der Mut, sich hier als junge Frau/Mädchen zu zeigen, fast nackt stehen die jungen Mädchen hier im Casino, in der Lobby … und lasst Euch gesagt sein, die meisten jungen Mädchen haben hier keine schlanke Figur oder „können sich sehen lassen“ – eher das Gegenteil. Wir verstehen nicht die männlichen Freunde, die ihre Freundin so herumlaufen lassen. Aber das ist scheinbar Geschmacksache …
Unser Internetproblem im Hotel hat uns nach mal zum Strip gelotst. Ein wenig „unheimlich“ war der Weg vom Rio zum Strip, auf dem man einen Gehweg benutzen musste, an dem sich der eine oder andere Obdachlose für die Nacht niedergelassen hat … Wertsachen hatten wir nicht dabei, also konnte nicht viel passieren …
Auf dem Strip angekommen gings natürlich zum Bellagio mit seinen berühmten Fountains, die im 10-Minuten-Takt für viele „Ohs“ und „Ahs“ sorgen … Die Choreographie war früher zur immer wechselnden Musik (mal klassisch, mal modern) besser, aber immer wieder gerne gesehen ….
Was uns im Vergleich zu früher auffiel ist, dass es nicht mehr die unzähligen Mexikaner gibt, die auf dem Bürgersteig mit Karten, so groß wie Spielkarten, schnippten und so die Männer animieren wollten, sich für eine rassige Schönheit zu interessieren. Heute gehen die Mädels selbst auf Kundenfang und laufen auffällig geschminkt und wenig angezogen zwischen den Menschenmassen und machen die Männer an …
Schluss für heute, morgen geht es weiter …