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Tag der Vorbereitung und Besinnung.

Veröffentlicht: 26.11.2021

Ich erwache von selbst. Mein Blick fällt auf das benachbarte Bett. Mein Mitbewohner hat sich hinter einem Bettlaken über der unteren Etage des Doppelstockbetts verbarrikadiert, sodass er auch heute unentdeckt bleibt. Es ist Dienstag, der 23. November.

Ich mache mich fertig, dusche, wasche meine bisher angefallene Wäsche und hänge sie auf. Dann packe ich meinen Beutel für die heutige Mission und mache mich auf den Weg zur Queensquay Marina in Gibraltar, die einen Spaziergang von 20 Minuten entfernt liegt. Es ist noch nicht viel los, Segelboote und Yachten schaukeln genüsslich zwischen den Stegen hin und her. Die Sonne scheint, der Himmel ist ganz blau und es ist mild. 

Ich erfrage mich zum Office und darf dort einen Ausdruck auf dem schwarzen Brett lassen. Da ich, inspiriert von Arthur und Kristof, ein Foto von mir hinzufügen möchte, gehe ich zehn Minuten entfernt zu einem Cyber Café. Es ist geschlossen und öffnet erst in zwei Stunden. Deshalb entscheide ich mich für die fusselige Erstellung eines Word-Dokuments auf meinem Smartphone. Ich sitze dafür im perfekt gestutzten Gras eines Parks in der Sonne. Sonst sitzt hier niemand. Ich hab mir noch Früchte und einen Yoghurt zum Frühstück im Eroski auf dem Weg gekauft und schreibe hier, während ich ab und zu einem Happen esse. Ich gehe direkt zurück zur Marina, als ich fertig bin, weil ich hoffe, einfach dort mein Dokument ausdrucken lassen zu können. Es klappt. Die Madam ist sehr freundlich und ich gehe zufrieden in Richtung La Línea. 

Am Dschungel lerne ich noch Martin, Julien und Francesca kennen. Alle sind sehr interessiert. Sie haben schon einen Kapitän gefunden, der sie in Richtung Süden mitnimmt. Man spricht sich gegenseitig Mut und Glück auf der Reise zu. 

Ich frage Arthur, ob er ein Foto von mir an der Marina machen kann. Er ist Journalist und hat daher auch keine gute Kamera. Ich möchte ein aktuelles Foto in Farbe auf meinem Werbeaushang für die Marina in La Línea. Er ist sehr bereitwillig und so machen wir ein kleines Shooting am Hafen. Anschließend  darf sogar mein Dokument aus seinem Laptop überarbeiten.

“Ich bin freundlich.” - Danke Arthur!

Danach suche ich einen Laden auf, wo ich mein Werk in Farbe ausdrucken kann. Ich frage mich durch und bin etwas im Zeitstress. Die Siesta beginnt gleich. Als ich am richtigen Laden ankomme, sind die Rolläden bereits unten, und das  obwohl ich doch noch zwei Minuten habe. Durch die Löcher der Absperrung rufe ich nach Innen zu den MitarbeiterInnen, die noch an ihren Plätzen sitzen. Eine Dame ist gnädig und ich kann ihr noch schnell mein Dokument schicken. Zufrieden gehe ich zurück zu Marina. Auf dem Weg kommt eine Böe und reißt mir zwei meiner drei kostbaren Exemplare aus der Hand. Ich fange sie im Wind wieder ein und ärgere mich über die Nachlässigkeit meiner Hände. Das Papier ist etwas verschmutzt und zerknickt, aber ich streichele sie wieder heile und hänge eins der Exemplare am Eingang der Marina auf. Drinnen ist es wohl nicht erlaubt, aber ich lasse trotzdem an zwei guten Orten auch dort mein Gesicht auf Papier zurück.

Dann bin ich zu Ineke auf ihr Boot eingeladen. Sie hat meinen Post bei Facebook gesehen und mich auf einen Tee auf ihren Katamaran eingeladen. Sie sei auch ein Yogi. Das Boot ist das eines Freundes, der momentan nicht selber damit unterwegs sein kann. Seit zwei Tagen ist sie in La Línea. Ihre Crew ist bereits auf Land weiter unterwegs und sie bleibt vorerst auf dem Boot bis sie das Gefühl hat weiter zu ziehen. 

Mit Ineke verbringe ich den Nachmittag und wir tauschen uns über allerlei Reise-und Segelerfahrung, aber auch Persönliches und Spiritualität aus. Ich bekomme Zuspruch für mein Vorhaben und hab den Eindruck mehr Gelassenheit zu kultivieren. Es ist doch schon sehr eine Frage der inneren Haltung. Ich bin bestärkt zu schaffen, was ich wirklich möchte. Es ist eine authentische Begegnung mit Ineke und fühle mich wohl. Sie lädt mich auch ein auf dem Boot zu schlafen bis ich eine Möglichkeit gefunden habe weiter zu reisen, was ich gerne annehmen. Dann verabschiede ich mich bis bis zum nächsten Tag, weil ich mit Martin, Arthur und Kristof um 6 zum Bouldern in einer Halle in Gibraltar eingeladen bin. 

Am Treffpunkt im Dschungel-Camp ist außerdem Evan dabei.  Er kommt aus den USA und ist seit fast zwei Jahren auf Reisen in Europa. Besonders in Holland, wo er geboren ist. Er schlief bis heute auch in meinem Hostel. Er lebt von dem, was ihm gegeben wird, wie ich noch später erfahre. Erst erlebe ich Ihn als Ortskundigen Führer unserer Gruppe, in der Boulderhalle zunächst sehr bei sich, sich immer wieder Sammelnd, später klettern wir auch viel zusammen und er ist ganz inspiriert und motiviert. Die Zeit vergeht schnell in der Boulderhalle und ich fühle mich gut ausgelastet. Körperlich, aber auch sozial. Ich hole mir auf dem Rückweg noch etwas beim Inder - auf den Tipp von Evan hin. Er scheint hier schon alle zu kennen, obwohl er doch selbst erst seit kurzem da ist. 

Während ich im Aussenbereich des Hostels esse, erzählt Evan, wie er zum Reisen gekommen ist. Er ist ganz in seinem Element und spricht von Akzeptanz der Dinge, wie sie sind, dem Vertrauen auf seinen eigenen Weg und der Ehrfurcht vor dem, was wir nicht wissen können. Vor dem Größeren, dem, was als Mensch nicht zu greifen ist. Ich fühle mich etwas wie Momo und höre aufmerksam zu. Er scheint selbst ganz überrascht von dem Fluss, der da aus ihm strömt. Ich nehme alles, wie es durch ihn kommt und bin zufrieden mit meinem Abendessen und der Tiefe, die Evan aus sich herausholt. 

Dann ist es Zeit ins Bett zu gehen. Ich bin müde. Das Bett meines Mitbewohners bleibt diese Nacht unbeschlafen und so verpassen sich unsere Wege.

https://youtu.be/lPVBrRd9wCo





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