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22.10.2022 – Von der nassen in die trockene Ha Long Bucht

Veröffentlicht: 29.10.2022

Die Reise in den Süden Vietnams geht weiter. Nach zweieinhalb Tagen auf Cat Ba bzw. in der Ha Long Bucht habe ich mich nach der Rückkehr vom Schiff mehr oder weniger direkt in den Bus gesetzt und bin dreieinhalb Stunden in die Kleinstadt Ninh Binh gefahren. Falls ihr noch nie etwas von Ninh Binh gehört habt, ging mir genauso. Deshalb hier eine kleine geografische Einordnung. Ninh Binh ist die Hauptstadt der gleichnamigen kleinen Naturprovinz und ist knapp 100 Kilometer südlich von Hanoi etwas im Landesinneren gelegen. Die Region zeichnet sich wie die Ha Long Bucht durch unzählige Kalksteinfelsen aus, liegt aber nicht im Meer, weshalb die Provinz auch die „Trockene Ha Long Bucht“ genannt wird.

Weil die Hauptstadt der Region allerdings nicht allzu viel zu bieten hat, bin ich nach der Ankunft direkt weiter ins benachbarte Trang An gefahren. Das hatte neben vielen Vorteilen, wie zum Beispiel der kürzeren Distanz zu meinen Ausflugszielen, allerdings einen entscheidenden Nachteil: die Verkehrsinfrastruktur. Während ich bei meinen letzten Stationen alles zu Fuß erreichen oder auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen konnte, musste ich dieses Mal selbst tätig werden. Und nach zweieinhalb Wochen Anschauungsunterricht war die Zeit wohl auch reif, zum ersten Mal selbst einen Roller zu besteigen. „Wird schon gut gehen“, dachte ich – etwa acht Stunden später dachte ich anders, aber dazu gleich mehr. Im ersten Moment machte es einfach nur Spaß, frei und unbeschwert durch die schöne Landschaft zu düsen und auf niemand anderen angewiesen zu sein.

Meine erste Anlaufstelle war der Tam Coc River, wo ich eine Bootstour machen wollte. Glücklicherweise war ich relativ früh dort, sodass ich den ganz großen Touristenmassen wieder gut aus dem Weg gehen konnte und mir den Fluss nur mit ein paar anderen Booten teilen musste. Die Kommunikation mit der Dame am Ticketschalter gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht, weshalb ich wohl etwas hilflos ausgesehen haben muss. Auf jeden Fall sprach mich eine kleine Gruppe von Vietnamesen an, ob ich mir nicht mit ihnen ein Boot teilen wolle. Nun war es so, dass pro Boot nur vier Insassen mitfahren durften, wir waren aber zu sechst. Am Ende saß ich zusammen mit einer jungen Vietnamesin allein in einem Boot, während die anderen vier ein anderes Boot nahmen. Die Arme tat mir etwas leid, denn sie sprach kaum englisch und wurde einfach mit mir in ein Boot gesetzt. Ich glaube, wir haben über die gesamte Bootsfahrt, die immerhin fast 1,5 Stunden dauerte, keine fünf Wörter gewechselt. Nun ja, so blieb allen Beteiligten mehr Zeit, die schöne Aussicht zu genießen.

Die Fahrt führte uns durch Reisfelder, vorbei an zuckerartigen Karstbergen und mitten durch einzigartige Tropfsteinhöhlen. Auch hier verweise ich wieder auf die Bilder, die weitaus mehr sagen, als ich es tun könnte. Funfact am Rande, die Bootsführer paddeln das Boot hier nicht mit den Händen, sondern mit den Füßen – ein durchaus interessanter Anblick. Nachdem wir drei Höhlen durchquert hatten, wendete das Boot und wir fuhren zur Anlegestelle zurück.

Nach einer kurzen Verschnaufpause und einer eher kühlen Verabschiedung von meiner Mitfahrerin habe ich mich wieder auf mein motorisiertes Gefährt gesetzt und bin die rund vier Kilometer zu meinem nächsten Ziel gefahren: der Bich Dong Pagode. Die Pagode ist direkt in einen Felsen integriert und fügt sich deshalb sehr schön ins Landschaftsbild ein. Über ein paar Treppenstufen und eine kleine Höhle erreicht man das obere Plateau, von wo aus man einen tollen Blick in das kleine Tal erhaschen kann. Wie es der Zufall wollte, lief mir bei der Begehung der Pagode ein Backpacker aus meinem Hostel über den Weg – natürlich ein Deutscher, wie so oft hier. Da auch er allein unterwegs war, entschieden wir uns, den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen. Gemeinsam erlebten wir dann auch das rückblickend eigentliche Highlight beim Besuch der Pagode. Nichts ahnend führte uns der Weg zu einem See, der ebenfalls auf dem Gelände lag. Und hier wurden wir von einem Vietnamesen angesprochen bzw. angestikuliert. Der ältere Herr sprach kein Wort englisch. Mit Händen und Füßen wies er uns an, ihm zu folgen. Nach ein paar Metern standen wir schließlich vor einem verschlossenen Eisentor, dass den Zugang zu einer kleinen Höhle bildete. Hätte ich nicht während der Ha Giang Tour von zwei deutschen Backpackern gehört, dass dies eine kleine Führung werden sollte, wäre ich dem Mann vermutlich nicht in „seine“ Höhle gefolgt. Dafür ist mein deutsches Sicherheitsbedürfnis dann doch zu ausgeprägt. Der Vertrauensvorschuss sollte sich aber lohnen, der bis dato so wortkarge Mann sprudelte beim Übertritt der Schwelle zur Höhle in einem rekordverdächtigen Tempo auf Vietnamesisch los, dass einem fast schwindelig wurde. Dass wir kein Wort verstanden, hielt ihn nicht davon ab, einfach eine halbe Stunde durchzureden. Er navigierte uns immer tiefer in die Höhle, zeigte mit seiner Taschenlampe dabei wieder und wieder auf einzelne Stellen und schob uns in die richtigen Positionen, damit wir auch den perfekten Blick auf Was-auch-immer hatten. Wir verstanden wirklich nichts. Trotzdem war es ein unvergessliches Erlebnis.

Im Anschluss an die private Führung, die übrigens in keinem Blog, auf keinem Schild und in keinem Reiseführer erwähnt wird, starteten wir dann zum Hang Mua Aussichtspunkt und dem direkt daneben liegenden Lying Dragon Mountain. Auch wenn es an Aussichtspunkten in Vietnam sicher nicht mangelt, ist der Berg ein Muss. Nachdem man die mehr als 400 Stufen bis zur Spitze erklommen hat, wird man mit einer wunderschönen Aussicht über die Ninh Binh Provinz belohnt. Auf der einen Seite thronen die hohen Kalksteinfelsen und ein Fluss, auf der anderen Seite Reisfelder und eine kleine Pagode. Auch hier: Schaut euch die Bilder an!

Nach so vielen Programmpunkten sah der Plan vor, zurück ins Hostel zu fahren, sich erst einmal etwas zu entspannen und die nächsten Programmpunkte am Folgetag abzuarbeiten. Die Pläne wurden allerdings unfreiwillig durchkreuzt. Denn auf dem Rückweg geschah dann das, was hier bei dem Verkehr eigentlich andauernd passieren müsste. Bei der Durchfahrt eines kleinen Ortes kam auf einmal ein anderes Moped aus einer Seitenstraße, wodurch ich die Kontrolle verlor und mich Sekunden später in der horizontalen Lage auf der Straße liegend wiederfand – wie naiv von mir zu glauben, dass sich hier irgendwer an Verkehrsregeln halten könnte. Glücklicherweise hatte ich einen Helm an, sodass bis auf ein paar Schürfwunden, eine Rippenprellung und ein kleiner Schock nichts Schlimmeres passierte. Glück im Unglück.

Da mir nach dem kleinen Unfall etwas die Lust auf das weitere Programm vergangen war und mein Begleiter am Abend abreiste, warf ich meine kurzfristige Planung etwas über den Haufen. Aufgrund der schlechten Wetterlage in Zentral-Vietnam hatte ich ohnehin vor, ein paar Orte wegzulassen und stattdessen direkt runter in den Süden auf eine kleine Insel zu fliegen. Gesagt getan, abends habe ich mir den Flug und ein Hostel auf Phu Quoc gebucht. Entspannung war angesagt, aber dazu im nächsten Blogeintrag mehr.  

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