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11.11.2022 – Von Tempeln und Fledermäusen

Veröffentlicht: 18.11.2022

Ich lebe noch! Aufgrund der vielen Ortswechsel ist in der vergangenen Woche nicht viel Zeit zum Schreiben geblieben, deshalb hat der nächste Blogeintrag etwas auf sich warten lassen. Doch hier ist er nun!  :) 

Rund 20 Jahre ist es her, als Angelina Jolie mit dem Actionstreifen „Lara Croft: Tomb Raider“ die internationalen Kinoleinwände eroberte. Für Angelina Jolie bedeutete der Film den weltweiten Durchbruch. Aber nicht nur die US-Amerikanerin profitierte von der Produktion. Auch der Ort, an dem die Dreharbeiten stattfanden, ist spätestens seitdem bei internationalen Touristen in aller Munde. Die Region Angkor nahe der Stadt Siem Reap im Nordwesten von Kambodscha gehört mittlerweile zu den absoluten Highlights unter den Sehenswürdigkeiten.

Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 Quadratkilometern befinden sich hier mehr als 1.000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größen. Natürlich lassen sich diese nicht alle an einem Tag besichtigen, vier Wochen wollten wir hier aber auch nicht verbringen. Dementsprechend haben wir uns dazu entschieden, insgesamt zwei Tage damit zu zubringen, uns das Gelände und die wichtigsten Tempel anzuschauen. Am ersten Tag wollten wir uns Fahrräder ausleihen und das Gelände eigene Faust erkunden, am zweiten Tag sollte uns eine geführte Tour mit den wichtigsten Informationen rund um die Geschichte der Tempelanlage versorgen – so der Plan. Mit den Plänen ist das hier jedoch so eine Sache. Meistens überlegt man sich etwas, um im Anschluss festzustellen, dass es doch nicht so richtig funktioniert. So auch dieses Mal. Mit guter Laune im Gepäck haben wir uns von einem TukTuk zum ausgewählten Fahrradverleih bringen lassen. Hier folgte dann jedoch schnell Ernüchterung. „Fahrräder gibt es keine mehr, alle verliehen“, erklärte man uns. Puh, der Tiefschlag hatte gesessen. Es waren rund 35 Grad, die Sonne knallte vom Himmel, ein TukTuk für einen Tag zu mieten wäre sehr teuer geworden und zu Fuß war keine Option für uns. Nächste Idee, wir mieten einen Roller. „Roller gibt es auch keine mehr, durch das Wasserfest ist alles ausgebucht.“ Wir wussten zwar, dass das Wasserfest zu einem Ausnahmezustand in Kambodscha führt, doch wir sind davon ausgegangen, dass dies hauptsächlich für die die Hauptstadt gilt und vor allem nicht für Fahrräder bei den sonst so motorisierten Asiaten. Nun ja, anscheinend nicht. Etwas verzweifelt sind wir dann ohne einen Plan losgestapft. Und siehe da, auf einmal standen wir vor einer Blechhütte, wo noch genau drei Fahrräder standen. Und es sollte noch besser kommen, es waren sogar E-Bikes – ein Fakt, an dem wir uns spätesten nach einer halben Stunde Fahrt sehr erfreuen sollten. So sind wir dann von Tempel zu Tempel geradelt. Das zwischenzeitlich mal ein Pedal abgefallen ist und wir noch einmal zurückmussten, um das Fahrrad zu tauschen, betiteln wir mal als kleinen Schönheitsfehler.

Am Ende des ersten Tages sollten wir uns insgesamt sechs Tempel angeschaut haben. Da wir die wichtigsten Informationen ohnehin am nächsten Tag durch unseren Guide bekommen sollten, haben wir uns einfach durch die alten Gemäuer treiben lassen und den Charme dieser aufgesaugt. Mal waren die Tempel voll mit Touristen, mal hatten wir Tempel ganz für uns alleine, insgesamt eine gute Mischung. Den Abschluss bildete am Abend der größte und bekannteste Tempel, Angkor Wat – ein atemberaubendes Bauwerk. Dass dieser Tempel nur von Menschenhand errichtet wurde, ist eigentlich kaum vorstellbar. 37 Jahre dauerten die Arbeiten an, Tausende Elefanten und 300.000 Personen waren am Bau beteiligt. Am Kölner Dom bauen sie heute noch und der ist flächenmäßig deutlich kleiner, naja Kölner halt…

Am nächsten Morgen stand dann die geführte Tour auf dem Programm. Und nachdem das mit dem frühen Aufstehen in Can Tho bereits so gut funktioniert hatte, klappte es dieses Mal noch besser. Spaß am Rande, es war genauso schlimm und auf absehbare Zeit reicht es mir auch. 

Wie bei der Tour ins Mekong Delta sollte sich das frühe Aufstehen aber auch dieses Mal lohnen. Nachdem wir um 4.20 Uhr abgeholt wurden, ging es auf direktem Wege zu Angkor Wat, um hier den Sonnenaufgang anzuschauen. Mit der Idee waren wir natürlich nicht alleine, Wahnsinn, wie viele Menschen sich das Spektakel geben. Auch wenn wir uns den besten Fotospot mit vielen anderen teilen mussten, war es doch eine großartige Kulisse. Nachdem wir der Sonne fast eine Stunde beim Aufgehen zugeschaut hatten, setzten wir unsere Tour in die alten Gemäuer von Angkor Wat fort. Der Guide führte uns durch die einzelnen Abschnitte, hielt immer wieder an und erklärte uns alles Wissenswerte zur Architektur, der Geschichte und den damaligen Lebensumständen. Im Anschluss an Angkor Wat fuhren wir zum etwa drei Kilometer entfernten Tempel Ta Prohm oder auch „Tomb Raider Tempel“ genannt. Denn hier wurde der Blockbuster gedreht. Rückblickend kann ich sagen, dass der Tempel im Film spektakulärer aussieht. Anders als viele andere Tempel in Angkor hat man sich bei diesem entschieden, keine aufwendigen Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Die Mauern sind größtenteils verfallen und die Decken wirken auch nicht so richtig sicher. Große Teile des Tempels werden nur von überwuchernden Bäumen zusammengehalten, was aber wiederrum sehr spektakulär aussieht.

Neben den beiden genannten führte uns die Tour noch zu drei weiteren Tempeln, die aber keine gesonderte Erwähnung benötigen. Zwar hat jedes einzelne Bauwerk etwas Besonderes an sich, am Ende gleichen sich die Tempel aber schon sehr stark – ich hoffe, dass keine Archäologen oder Historiker mitlesen. Angkor hatten wir damit also abgehakt.

Am nächsten Morgen setzten wir unseren Weg Richtung Süden mit dem Bus fort. Nach drei Stunden Fahrt sind wir in Battambang, der zweitgrößten Stadt des Landes, angekommen. Hier haben wir schnell unsere Sachen im Hostel abgegeben und sind gleich wieder aufgebrochen, um auch auf jeden Fall pünktlich einem wahren Naturspektakel beiwohnen zu können. Aber der Reihe nach. Als erstes fuhren wir mit dem TukTuk zur Killing Cave – der Name ist hier leider Programm. Die Roten Khmer nutzen die Höhle, um Menschen von der oberen Kante in den Tod zu stürzen. Nach dem Gefängnis und den Killing Fields in Phnom Penh also der dritte Ort, an dem wir mit den fürchterlichen Taten des Regimes konfrontiert wurden. Unser TukTuk-Fahrer, der aufgrund der Roten Khmer nicht bei seinen Eltern aufwachsen konnte, führte uns über das Gelände und erklärte, was hier in den Jahren des Pal-Po-Regimes alles geschehen ist. Irgendwie ist es noch einmal etwas ganz anderes, das Geschehe von einem Zeitzeugen zu hören, auch wenn er, wie in diesem Fall, zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung war. Nach einer kurzen Pause, die nötig war, um das Gesehene und Gehörte zu verdauen, sind wir zu Fuß weiter zu einem Tempel, von dem man einen wunderschönen Ausblick über die umliegenden Reisfelder hat. Hier wurden wir dann auch das erste Mal in die Gebetspraxis der Buddhisten eingeführt. 

Mit beginnender Dämmerung stiegen wir die vielen Stufen des Tempels herab, um uns ein Naturspektakel anzuschauen, das es in der Form wohl nicht an vielen Orten auf dieser Welt gibt. Fast auf Knopfdruck schwärmen Hunderttausende Fledermäuse aus einer Höhle in einer Felswand hinaus, um auf Nahrungssuche zu gehen. Bis zu einer Stunde kann es dauern, bis alle Fledermäuse die Höhle verlassen haben – unglaublich, wenn man den "schmalen" Höhleneingang von außen sieht. Wir haben den Fledermäusen etwa eine halbe Stunde zugeschaut, dann wurde uns der Gestank zu viel. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie stark die kleinen Viecher eigentlich riechen. Weil Battambang nicht viel mehr hergibt und wir endlich ans Meer wollten, haben wir am nächsten Tag schon wieder unsere Sachen gepackt und sind weiter nach Sihanoukville. Hierbei handelt es sich wohl um einen der hässlichsten Orte von ganz Kambodscha. In vielen Blogs wird die Küstenstadt zwar noch als Backpackerparadies betitelt, vom ursprünglichen Charme ist allerdings nichts übrig geblieben. Unzählige unfertige Hochhäuser, noch mehr Müll und eine schreckliche Promenade, mehr braucht es nicht, um Sihanoukville zu beschreiben. Zum Glück konnten wir unseren ursprünglich für zwei Nächte ausgelegten Aufenthalt verkürzen, sodass es direkt am nächsten Morgen nach Koh Rong weiterging. Dazu dann beim nächsten Eintrag mehr.

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